Sie hat die Kaiserzeit, zwei Weltkriege und die Wiedervereinigung miterlebt: Margarete Dannheimer aus dem mittelfränkischen Neuendettelsau ist der wohl älteste Mensch in Deutschland. Hundertprozentig sicher weiß das zwar niemand, weil es keine amtliche Übersicht gibt. Aber seitdem die bisherige Spitzenreiterin Charlotte Klamroth aus Ludwigshafen Mitte Mai im Alter von 111 Jahren gestorben ist, führt die wenige Monate jüngere Dannheimer die einschlägigen Listen an.
Der Pressesprecher der Diakonie Neuendettelsau, wo Dannheimer lebt, hat ebenfalls umfangreich recherchiert. „Ich habe niemand Älteren gefunden“, betont Thomas Schaller. So darf sich Dannheimer nun nach dem Altersrekord in Bayern auch über den Titel der ältesten Bundesbürgerin freuen.
Geboren wurde die hochbetagte Dame am 28. Januar 1904 in der Nähe des mittelfränkischen Rothenburg ob der Tauber. Nach einem Internatsaufenthalt in Regensburg siedelte sie mit ihrer Familie nach Nürnberg über. „In der Folge der Bombenangriffe ist sie dann nach Neuendettelsau gekommen“, schildert Schaller.
Die gelernte Arzthelferin, die zunächst in der Praxis ihres Bruders arbeitete, half in der Wirtschaftswunderzeit in dem Radiogeschäft aus, das ihr Mann in Neuendettelsau aufbaute. Ihr Gatte starb bereits vor knapp zwei Jahrzehnten – obwohl auch er mit 94 Jahren ein ungewöhnlich hohes Alter erreichte.
Erst vor zwei Jahren zog Dannheimer von ihrem Zuhause in ein Pflegeheim der Diakonie, wo sie sich nun mit ihrer 81 Jahre alten Tochter ein Zimmer teilt. Bürgermeister Gerhard Korn (CSU) kommt seit Jahren zu ihren Geburtstagsfeiern. „Ich erlebe sie, soweit man das in dem Alter noch sein kann, als sehr resolut und bestimmend“, schildert er. „Sie hat auch im Alter von 111 Jahren noch ungewöhnlich viel Energie, auch wenn man mit 111 Jahren nicht mehr allzu mobil sein kann.“
Dannheimer habe noch immer einen starken Lebenswillen, berichtet Kron. An ihrem 110. Geburtstag etwa lud sie die anwesenden Honoratioren frohgemut gleich zu ihrem 111. ein – und hielt Wort. „Sie ist jemand, der sich im Leben durchsetzen musste und das auch im positiven Sinn gemacht hat. Sie weiß, was sie will“, betont Kron.
Aber natürlich schwinden bei so vielen Jahren die Kräfte. Noch kann Dannheimer sitzen, und auch die Aufmerksamkeiten zu ihrem 111. Geburtstag genoss sie still. Wie in jedem Jahr durfte die Schwarzwälder Kirschtorte nicht fehlen, und auch ein Glas Sekt gönnte sich Dannheimer. Gewünscht – und auch bekommen – hatte sie sich übrigens ein Radio mit integriertem CD-Player.