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Flippig & schrill: Die coolen 80er
Neue Serie: Die Jahre zwischen „99 Luftballons“ und dem Mauerfall
Flippig & schrill: Die coolen 80er
Torsten Schleicher
 |  aktualisiert: 23.10.2014 20:15 Uhr

Das kennt irgendwie jeder: Über manche Sünden aus früheren Zeiten deckt man am besten den gnädigen Mantel des Schweigens. Wem heute beim Aufräumen Fotos aus den 80er Jahren in die Hand fallen und wer sich darauf in Stonewashed-Jeansjacke oder Bundfaltenhose samt herabhängendem Stoffgürtel sieht, dem bleibt wohl nur die Möglichkeit zwischen Lachkrampf oder schamhaftem Verstecken der unmöglichen Bilder. Und doch: So sind wir mal herumgelaufen – und fanden uns auch noch todschick dabei. Es waren halt die 80er!

Nach den wilden 60ern samt Vietnam-Protesten und 68er Revolte und den blumenbunten 70ern folgt ein Jahrzehnt, in dem ziemlich alt aussieht, wer sich noch in politische Grabenkämpfe vertieft. Stattdessen: Spaß und Karriere, aber auch mehr als nur „ein bisschen Frieden“. Die Angst vorm „Atomraketenwald“, die Udo Lindenberg 1982 besingt, ist in dem Jahrzehnt nicht nur gefühlt. Dass ganz am Ende der 80er Jahre die Berliner Mauer fallen und der Kampf der Systeme ein Ende haben würde, konnte ja keiner ahnen. Zumal sich in dieser Zeit die Deutschen im Westen größtenteils eingerichtet haben in ihrer Republik, in der der neue Kanzler Helmut Kohl ab 1982 eine doppelte Wende ankündigt: wirtschaftlich und „geistig-moralisch“. Letzteres bleibt eine Ankündigung.

Etwas vorschreiben lassen will sich vor allem die jüngere Generation ohnehin nicht. Wer in den 80er Jahren jung ist, muss sich vielmehr entscheiden: Punk oder Popper, Öko oder Normalo? In den Jugendzimmern dröhnt derweil die „Neue Deutsche Welle“ aus den Kassettenrekordern, und eine gewisse Gabriele Susanne Kerner aus Hagen stürmt unter dem Namen Nena mit „99 Luftballons“ die Hitparaden.

Die „Neue Deutsche Welle“ geht auch am Osten Deutschlands nicht vorbei, wo in den Discos längst auch alle internationalen Hits über die Tanzfläche wummern. Dass die Jugendlichen in der DDR nicht – wie ihre Altersgenossen im Westen – mal eben im Sommer nach Mallorca fliegen können oder mit der Klasse zur Abschlussfahrt nach Frankreich, ist allerdings keine Nebensächlichkeit. Während im Westen auch ferne Ziele erschwinglich geworden sind, wird die fehlende Freizügigkeit am Ende des Jahrzehnts zu einem der Sargnägel der DDR.

Der Paukenschlag der Maueröffnung am 9. November 1989 setzt den Schlusspunkt unter ein aufregendes, ebenso flippiges wie cooles Jahrzehnt, in dem Michael Jackson den Moonwalk perfektioniert, Diana und Charles vom siebten Himmel sehr bald in die Ehehölle stürzen, sich Horst Schimanski durchs Revier rüpelt und mit den Grünen erstmals strickende Politiker den Bundestag aufmischen. Der Schüler Matthias Rust landet mit einer Cessna auf dem Roten Platz, in beiden deutschen Staaten werden Atomraketen stationiert, im Fernsehen haben „Dallas“ und „Denver-Clan“ Millionen Fans, und zwei 17-Jährige werden auf einen Schlag weltberühmt: Die Saarbrücker Schlagersängerin Nicole erobert den „Grand Prix d'Eurovision“, der Leimener Boris Becker den Tennis-Pokal in Wimbledon.

In einer Artikelserie werden wir einen Blick auf die Jahre zwischen 1980 und 1990 werfen – lokal und überregional. Ob große Sporterfolge, musikalische Legenden, politische Umstürze oder modische Peinlichkeiten – auf geht's zur Zeitreise in die „coolen 80er“!

 
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