


Das Pumpspeicherkraftwerk Langenprozelten bei Gemünden (Lkr. Main-Spessart), nach Angaben des Betreibers Deutschlands wichtigstes Spitzenlastkraftwerk für Bahnstrom, wird in den kommenden zweieinhalb Jahren gründlich überholt. Die Arbeiten beginnen direkt nach Pfingsten. Die Donau-Wasserkraft AG (DWK), ein Tochterunternehmen von Rhein-Main-Donau AG (99,25 Prozent) und E.ON (0,75 Prozent) lässt sich die Fitnesskur rund 56 Millionen Euro kosten.
Ziel der Arbeiten ist es laut einer Pressemitteilung, die Versorgung der Deutschen Bahn mit Spitzenstrom zu den Rushhour-Zeiten im Bahnverkehr „auch die nächsten Jahrzehnte zuverlässig sicherzustellen“. Alle Arbeiten seien mit den zuständigen Behörden abgestimmt.
Am 26. Mai starten die Arbeiten am 146 000 Quadratmeter großen Unterbecken. Es hat ein Volumen von 1,82 Millionen Kubikmetern, 1,4 Millionen Kubikmeter sind für die Stromgewinnung nutzbar. Bis zu zwölf Meter betragen die Schwankungen des Wasserspiegels während des Normalbetriebs. Bei maximaler Befüllung reicht die gespeicherte Wassermenge zur Erzeugung von rund 950 000 Kilowattstunden Bahnstrom.
Das 1975 in Betrieb genommene Unterbecken wird von Berufsfischern abgefischt und anschließend komplett entleert. Dann erhalten die Böschungen eine neue Asphaltdichtung, schließlich wird die Beckensohle eingehend untersucht und der 1,3 Kilometer lange Triebwasserstollen inspiziert, der über 310 Meter Fallhöhe das Oberbecken mit dem Maschinenhaus und dem Unterbecken verbindet. Bis September 2015 sollen diese Arbeiten beendet sein.
Der Austausch der beiden Generatoren sowie die Revision der zugehörigen Pumpturbinen und Absperrvorrichtungen, der sogenannten Kugelschieber, wird erst in zweieinhalb Jahren abgeschlossen sein. Bei jedem der beiden Maschinensätze ist der komplette Austausch der mit je 84 200 Kilowatt weltweit stärksten Wasserkraft-Einphasen-Motor-Generatoren einschließlich der jeweils 245 Tonnen schweren Generatorrotoren vorgesehen, teilt das Unternehmen mit.
Die Pumpturbinen können pro Sekunde 25 800 Liter Wasser oder 172 Badewannenfüllungen in das Oberbecken pumpen. Wenn Bahnstrom erzeugt werden muss, schießen in umgekehrter Richtung rund 31 600 Liter oder rund 211 Badewannenfüllungen pro Sekunde zu Tal. Die Kugelschieber müssen einem Druck von bis zu 47 bar standhalten. Insgesamt sind für die maschinentechnischen Arbeiten fast 50 Millionen Euro vorgesehen.
1976 nahm die Donau-Wasserkraft AG das Pumpspeicherkraftwerk Langenprozelten in Betrieb. Es trägt maßgeblich zur Deckung von Bahnstrom-Bedarfsspitzen bei, die vor allem am Morgen zwischen 6 Uhr und 9 Uhr und am Abend zwischen 16 Uhr und 19 Uhr während des Berufsverkehrs auftreten. Um diese Spitzen von jeweils zwei bis drei Stunden besser ausgleichen zu können, wird hierfür oft die in Pumpspeichern „gespeicherte Energie“ verwendet. Pro Jahr erzeugt die Anlage nach Angaben des Betreibers je nach Bedarf zwischen 100 und 200 Millionen Kilowattstunden Spitzenstrom. Diese Energie würde ausreichen, um mit einem modernen ICE–Zug zwischen 115 und 330 Mal die Erde zu umrunden.
Pumpspeicherkraftwerke gelten als wichtiger Baustein der von der Bundesregierung beschlossenen Energiewende, weil sie helfen, witterungsbedingte Schwankungen bei der Stromproduktion auszugleichen. Wird zu viel Elektrizität erzeugt, weil die Sonne strahlt und der Wind bläst, befördern Pumpen Wasser hoch in ein Bergbecken. Ist dagegen wenig Strom im Netz, rauschen die Wassermassen durch Rohre zu Tal und treiben Turbinen zur Stromgewinnung an. Gegner von Pumpspeicherkraftwerken nennen diese Anlagen in Anspielung auf ihren Wirkungsgrad „Energievernichter“ und halten den Eingriff in Natur und Landschaft für unvertretbar.
Die menschliche Aktivität, die ohne Auswirkungen auf die Umwelt bleibt, gibt es nicht (selbst die Höhlenmenschen haben für ihre Wohnzwecke die Höhlenbären vergrault...) - die Herausforderung liegt darin, die Sache so (verträglich) zu gestalten, dass möglichst wenig "auf der Strecke bleibt" oder gar am Schluss ein Gewinn für alle(s) herauskommt!