Da kommt er, da noch einer.“ Die Erleichterung ist hör- und spürbar bei sechs jungen Frauen und Männern, als der erste und gleich danach ein zweiter orange-blauer „FlixBus“ des gleichnamigen Münchner Unternehmens in die Bismarckstraße in Würzburg einbiegt und gegenüber der Post stoppt. Einer ist Richtung Süden unterwegs, zur Jungfernfahrt nach Erlangen/Nürnberg. Der andere, auch eine Premiere, wird über Frankfurt nach Köln fahren.
Hier, ganz nah am Würzburger Bahnhof, halten auch die grünen Busse des Berliner Anbieters MFB MeinFernbus GmbH. Beide, FlixBus und MeinFernbus, künden von der Liberalisierung im Fernreiseverkehr. Mit dem Bus quer durch Deutschland – erst seit Anfang des Jahres ist es möglich, Konzessionen für nationale Fernbuslinien zu erhalten, auch wenn es parallel eine Zugverbindung gibt. Nun präsentieren sich mehr und mehr Anbieter als Konkurrenz zu Bahn, Billigfliegern und Mitfahrzentralen.
Lukas will von Würzburg nach Erlangen. Dass FlixBus jetzt die Strecke fährt, hat er bei www.mitfahrgelegenheit.de erfahren. Fürs Ticket hat er sechs Euro gezahlt. Das nennt er einen „schönen Preis“ und schimpft in einem Atemzug über die „unverschämten Preise“ der Bahn.
Larissa nickt zustimmend. Sie hat ihre Mutter in Rothenburg ob der Tauber besucht und will mit dem Bus nach Köln. Ihr Ticket hat 18 Euro gekostet. Ein Preis, der in etwa für eine Mitfahrgelegenheit verlangt wird, sagt sie: „So sechs Euro pro 100 Kilometer“ seien da üblich.
Raffaela und Lasse fahren ebenfalls nach Köln. Für je 13 Euro, also günstiger als Larissa. Sie haben früh gebucht – und je zeitiger, desto günstiger der Preis bei Fernbussen. „Auch auf lange Frist werden die Preise von FlixBus immer unter dem günstigsten Angebot der Deutschen Bahn liegen“, verspricht die Geschäftsführung. „In der Regel mindestens 50 Prozent günstiger als mit der Deutschen Bundesbahn“, heißt es bei MeinFernbus.
Zählt nur der Preis? Nein, sagt Andreas, der aus Erlangen kommt. Für ihn ist der gratis WLAN-Anschluss im Bus und die Sitzplatzgarantie wichtig, den Busfahrer lobt er als sehr freundlich. Stefan aus Nürnberg, auf der Fahrt unterwegs nach Frankfurt, findet es toll, dass der Kaffee im Bus lediglich 1,50 Euro kostet.
Von der Umwelt ist an diesem Morgen in Würzburg nicht die Rede. Die könnte vom neuen Fernbusangebot profitieren, schreibt FlixBus. In puncto Nachhaltigkeit habe ein durchschnittlich ausgelasteter Fernbus sogar im Vergleich zur Bahn die Nase vorn.
FlixBusse sind nach Frankfurt, Köln, München und Regensburg unterwegs. Würzburg und Nürnberg spielen eine zentrale Rolle im Streckennetz, erklärt das Unternehmen, das von den gebürtigen Franken André Schwämmlein, Jochen Engert und Daniel Kraus geführt wird und laut „Spiegel“ zu einem der wichtigsten „Player“ am neuen Markt gehört.
MeinFernbus steuert drei neue Ziele an. Täglich zweimal fahren die Fernbusse von Würzburg aus nach Heilbronn/Neckarsulm, Suhl/Zella-Mehlis und Berlin. Auch bei MeinFernbus bastelt man an einem möglichst dichten Streckennetz mit hoher Taktung, ab März will man die norddeutsche Metropole Hamburg ansteuern. Auch in den grünen Bussen ist WLAN kostenlos, auf allen Linien können bis zu fünf Fahrräder für neun Euro mittransportiert werden.
Die Start-Up-Unternehmen haben keine eigene Fahrzeugflotte. Sie sorgen für einen einheitlichen Markenauftritt, die Linienplanung, die Preisgestaltung, das Marketing, die Buchung und Betriebssteuerung sowie den Kundenservice. Den Betrieb gewährleisten Partner aus der Region. Die Marktöffnung berge erhebliches Potenzial für die Reisebusunternehmen, unterstreicht der Internationale Bustourismus-Verband. IBV-Präsident Richard Eberhardt sieht Chancen für erfolgreiche Fernbuslinien insbesondere bei Ost-West-Verbindungen, die über die Schiene nicht gut zu erreichen seien.
Der Reisebus ist bisher insbesondere für Gruppen von Jugendlichen und Senioren das Verkehrsmittel der Wahl. 59 Prozent aller Busreisenden sind derzeit über 60 Jahre alt, junge Reisende stellen mit 17 Prozent das zweite wichtige Segment dar. Um mehr Fahrgäste zwischen 30 und 60 Jahren anzusprechen, will die Bustourismus-Branche ihr Image aufpolieren. Der Bus werde zwar als umweltfreundliches und preiswertes Verkehrsmittel gesehen, gelte aber als altmodisch. „Und häufig weckt der Reisebus beim Verbraucher negative Erinnerungen an die Schulzeit“, so Eberhardt. Mit dem Slogan „Bus–Luxus für alle“ sollen künftig die meist mittelständischen Busunternehmen in Deutschland gemeinsam auftreten. Wilhelm Schmidt aus dem IBV-Vorstand sieht die Unternehmer selbst in der Pflicht, Busse und ihre Wahrnehmung in der Bevölkerung zu verbessern: „Das Erscheinungsbild vieler Busse ist grottenschlecht.“
Wie schnell sich ein Massenmarkt entwickeln kann, muss sich zeigen. Immerhin gibt es noch gewisse Beschränkungen. Beantragen müssen Busfirmen Linien weiterhin, und für Haltestellen gelten 50 Kilometer Mindestabstand. Das soll verhindern, dass Fernbusse insgeheim lukrative Strecken im Nahverkehr ins Visier nehmen, der mit Steuergeldern finanziert wird. Neben den jungen Bus-Pionieren sind auch etablierte Anbieter auf dem Sprung. Die Deutsche Bahn, größter Busbetreiber der Republik und Platzhirsch im über Jahrzehnte aus politischen Gründen geschützten Berlin-Verkehr, hat weitreichende Ausbaupläne ihrer Fernbusflotte zunächst aus Kostengründen auf Eis gelegt. „Zu Auswirkungen auf den Schienenfernverkehr können wir zum jetzigen Zeitpunkt nichts sagen“, erklärte ein Sprecher in Berlin.
Die zu erwartenden Auswirkungen der neuen Konkurrenz auf Verbindungen jenseits von 50 Kilometern sind zumindest laut einer Studie der TU Dresden eher gering. Auf gut fünf Prozent schätzt der Wissenschaftler Christian von Hirschhausen den möglichen Busanteil im Fernverkehr bis 300 Kilometer, was vor allem zulasten des Autoverkehrs erreicht werden könne. Die meist schnelleren Verbindungen mit der Bahn zählen für bestimmte Klientel nicht besonders: Vor allem Jüngere mit schmalem Geldbeutel und Ältere sind Zielgruppen der billigeren Busverbindungen, bestätigt FlixBus-Geschäftsführer Jochen Engert (siehe Interview).
„Auf den Premium-Strecken der Bahn werden wir kaum Konkurrenz machen können“, sagt Dieter Gauf, Hauptgeschäftsführer des Internationalen Bustouristik Verbandes (RDA). Dennoch gebe es genug interessante Verbindungen, auf denen die Busse ihre Vorteile ausspielen könnten.
Gauf rechnet mit einem schnell wachsenden Markt: „Da geht es schon um ein paar Millionen Passagiere im Jahr.“ Dadurch, hofft man bei den Verbraucherzentralen, werde bei den Preisen ein heilsamer Druck auf das Unternehmen Bahn entstehen.
Lukas, der junge Mann, der in Würzburg auf den FlixBus wartete, formuliert drastischer. „Ich wäre froh, wenn dieses kriminelle Bahnmonopol endlich gebrochen würde.“
Fernbusse rollen durch Deutschland
Die Busse durch Deutschland kommen langsam ins Rollen. Sechs Wochen nach Wegfall der Schranken kann man noch nicht durch die ganze Republik fahren, das Angebot konzentriert sich auf die großen Städte, wobei der Süden und Westen der Republik besser angebunden sind als der Norden und Osten. Größter Anbieter im Fernbusverkehr ist der Berlin Linien Bus, ein Tochterunternehmen der Deutschen Bahn. Die Firma bedient mehr als 30 Linien, die meisten laufen über Berlin, hier dürfen Fernbusse schon länger fahren, weil Bahnverbindungen während der deutschen Teilung unsicher waren. Vor allem im süddeutschen Raum verkehrt Dein Bus. Das Unternehmen war als Mitfahrzentrale konzipiert, mittlerweile werden mehr und mehr feste Städteverbindungen angeboten. Seit dieser Woche fahren die Busse von FlixBus. Eine der ersten Linien fährt Würzburg an, Ende Februar soll eine Linie zwischen Köln und Dresden eröffnet werden. Mein Fernbus bot zunächst vorwiegend Strecken im Süden und Westen an, inzwischen gibt es auch Verbindungen nach Berlin, Leipzig und Düsseldorf. Der Bus von Berlin nach Freiburg macht Halt in Würzburg. Die Deutsche Touring bietet Busfahrten in ganz Europa an, nun will man auch auf innerdeutschen Strecken Tickets verkaufen.
Die Antworten würden bestimmt viele hier interessieren.
Und bestimmt ein "einmaliges" Thema erstmal, das die anderen Zeitungen erst aufgreifen wenn denn mal was passiert ist, 20 Verletzte bei Busunfall und sie wollten doch alle nur von A nach B, Klimaanlage ausgefallen, 40 Fahrgäste stehen 2 Std an Raststätte bis Ersatz kommt.
Vorallem würde mich brennend interessieren ob Sie überhaupt Antworten auf Ihre Fragen bekommen und nicht nur ausweichend geantwortet wie, naja sind ja nicht unsere Busse, unsere Fahrer, und wir haben ja quasi keine Verantwortung, wir verdienen hieran nur.
Weil wenn was passiert oder ähnliches, denke ich sind die Busunternehmen verantwortlich.
Was würde eigentlich passieren wenn der Bus von NES nach SW fährt und steht auf der A71 im Stau, ich steh in SW und warte auf den Bus, wer gibt mir Bescheid?
Vielen lieben Dank
Hier steht doch nur, wie billig das alles ist.
Steht hier
-ja wenn Fahrer die Lenkzeiten überschreiten werden sie selbstverständlich ausgewechselt? Wer garantiert mir das wenn der Fahrer nach Hamburg gefahren ist, z. B. von Nürnberg aus, das er ca. 70 km vorher nicht gesagt bekommt. Komm fahr halt noch hin?
-Ruhezeiten werden eingehalten? Möcht mal jemanden erleben der ne halbe Std. auf irgendnem Rastplatz Pause machen muss, obwohl er doch eilig zu Mutti will.
-das die Busse alle technisch in Ordnung sind? Hauptsache WLAN, aber die Bremsen kaputt, naja egal
-das bei einem evtl. techn, Defekt innerhalb von wann für einen Ersatzbus gesorgt wird? oder gesorgt werden muss? Auch in einem Bus können Klimaanlagen ausfallen
-das ja doch alle eilig irgendwohin wollen aber der Busfahrer es ja nicht eilig hat?
-er im Stau stehen kann und ich dann genausolange brauche wie wenn sich ein Depp evtl. vorn Zug wirft? Frag ja nur
Danke für die argumentative Antwort.
Hier ein interessanter Link ( K l i c k hier)für den tatsächlichen Energieverbrauch der Bahn pro Person bei einem Flottendurchschnittsverbrauch von PKW von ca. 8l/100km.
Wenn jetzt jeder diesen Golf Diesel der neuesten Generation (mit 105PS, 5 bequemen Sitzplätzen, Sicherheitspaket = kein 3l-Lupo) fahren würde (grundsätzlich wäre der auch hybridtechnikfähig), wäre die Bahn energetisch sehr viel schlechter als jede PKW-Fahrt.
MFG? Ja, die von Ihnen genannten Preise sind unverschämt.
Man könnte aber so eine Art Umweltpayback initiieren, mit dem ein PKW-Fahrer auf Fernreise durch Mitnahme zu moderaten Preisen bei Besserauslastung seines Fahrzeugs Boni für die KFZ-Steuer erhielte (bluetooth/Smartphone?).
Auslastung ist immer sinnvoll...
Weniger Reibungsverlust, weniger Feinstaub, weniger Platzbedarf, einfache Kopplung von Fahrzeugen.
Das Problem ist, dass wir zwar eine flächendeckende Straßeninfrastruktur haben, aber keine adäquate flächendeckende Schieneninfrastruktur.
aber vielleicht kann man das beilegen, indem man Leute aus Papua-Neuguinea, Timbuktu etc. mit GreenCard nach Deutschland holt, denn das bisschen Auto-/ Bus-/ LKW-Fahren werden die schon noch schaffen, und vor allen Dingen schön billig!
Wenn ich Glück hab, erleb ich die Renaissance der Bahn noch mit. In BW haben sie schon einen grünen MP, und die Zustimmung liegt zzt. stabil bundesweit bei 15%. Noch die eine oder andere kleine Umweltkatastrophe... vielleicht ist ja Schwarz in 20 Jahren grüner als die Grünen heute, denn z. B. sollen ja die KKW "schwarz-gelb" schneller abgeschaltet werden als nach dem rot-grünen Konsens mit den Betreibern...
Es ist halt schwierig, sich auf Dauer besserer Einsicht zu verweigern. (gg)
Schauen Sie mal in die Schweiz: dort steht die Regierung hinter der Bahn, und die Bürger/innen sind stolz darauf. Landesweiter Taktverkehr, unerhörte Pünktlichkeit, sicher, sauber... Herz was willst Du mehr. Na - diese Verhältnisse in Deutschland, bitte sehr!
Unbezahlbar? Stimmt nicht. Die Schweizer/innen fahren 2,5mal soviel Bahn wie die Deutschen und der Staat muss nur ein Drittel von dem pro Personen-km zubuttern wie bei uns. Die Bilanz wäre positiv - wenn man denn wollte.
Will man aber nicht. Unsere ÖPNV-Bedürfnisse sind der Autoindustrie Hupe - die will Autos verkaufen und keine Leute in der Bahn. Und die Regierung bläst ins gleiche Horn:
Auto Auto über alles!
Solange das man halt noch gut geht. Ich geb dem noch 20 Jahre.
Grayjohn!! Hier in DTL spielt die Musik!! Fernbusse auf schönen, deutschen Bundesautobahnen!! Bequem, ökologisch sinnvoll, preiswert!!
Wenn die Grünen die nächsten Jahre nicht das Land ruinieren dürfen, sollen den sich gerne auch morgen noch Pendler leisten können... und das Schnapsglas Treibstoff gibt`s auch noch in 100 Jahren.
Das prinzipielle Problem bei Straßenverkehr ist die höhere Reibung (Luftwiderstand, Reifen) und häufige Geschwindigkeitswechsel sowie absolut bescheidene Effizienz der Motoren. Da wird in Zukunft sicher noch manches passieren, aber bei der Bahn auch - und bereits heute passt über jede zweispurige Strecke mehr Verkehr als über jede Autobahn (sofern sortenrein, je nach Durchmischung brauchts derzeit 3 oder 4 Gleise - wobei sich da auch noch viel machen lässt mit besserer Signaltechnik etc.).
Und wenns vorbei ist, werfen Sie den gewesenen Regierungen Kurzsichtigkeit vor.
Der Prophet gilt nix im eigenen Land - und wenn das Prophezeite eintrifft, wird er noch als Schwarzmaler beschimpft. Ich setz auf steigende Kosten für fossile Ressourcen, steig selber um und grins mir eins. Viel Spaß Ihr Lieben die Ihr auf "weiter so!" setzt. Ihr heult doch heute schon alle über steigende Energiekosten. Hab am Samstag in der MP gelesen, bis 2030 sollen die Heizölpreise bis zu 100% steigen - würd mal sagen die Spritkosten dann auch (siehe meine 20 Jahre...). Dies ist ein freies Land - es sei denn man begrenzt sich die Freiheit durch Erschöpfen der Ressourcen selber!
Wie günstig die Busfahrerei tatsächlich ist, wird so manche/r wahrscheinlich dann merken, wenn die DB AG den Heimatort mangels Fahrgästen ganz vom Fernverkehr abgekoppelt hat (auf solche Vorlagen warten die bloß) und man dann mitten im Stau im hochgelobten Bus sitzt. Apropos, kinderfreundlich ist das Dauer-Stillsitzen nicht - aber wenn im Bus nicht alle sitzen, darf er höchstens 60 fahren...
Und in 20 Jahren, wenn Schluss ist mit dem Auto Auto über alles wird die Sache wirklich unangenehm. Ob die Bahn-Infrastruktur dann nochmal neu erstellt wird? Wenn tatsächlich ja - ich weiß auf wessen Kosten.
Hurra Deutschland!
So umweltfreundlich, wie Sie immer tun, ist die Bahn auch wieder nicht. Irgendwo muss der Strom ja her kommen. Momentan noch aus den bösen, bösen Atomkraftwerken.
Aber das ist typisch Ökos, denken von 12 bis es läutet...
Denn Ökos denken meist weniger an sich selbst, sondern etwas vorausschauend. Deshalb sind Atomkraftwerke nämlich Auslaufmodelle und der Strom kommt inzwischen aus erneuerbaren Energiequellen.
Und wer sich drüber aufregte, daß es jetzt ein bißchen teurer wird, denkt wieder nur an sich selbst.
Und im übrigen nutzt gerade die Bahn schon lange Pumpspeicherwerke für Energiebedarfsspitzen. Für so etwas sind andere Kraftwerke viel zu langsam.
Ich sagte ja, das ist Denken von 12 bis es läutet...