Würzburg - Ein Ermittler aus Australien war bis zum Wochenende inoffiziell in Würzburg, um sich mit der Kripo über den Mordfall Simone Strobel auszutauschen. Offiziell hat Oberstaatsanwalt Erik Ohlenschlager jetzt ein Rechtshilfe-Ersuchen an die australischen Behörden gerichtet. Er braucht die Beweismittel aus dem australischen Verfahren.
Die 25-Jährige Kindergärtnerin Simone Strobel war Ende Februar in Lismore an der Ostküste Australiens tot aufgefunden worden. Der Fundort liegt nahe am Campingplatz, auf dem sie sechs Tage zuvor mitten in der Nacht verschwunden war - nach Angaben ihrer drei Mitreisenden zu einem Spaziergang.
Über die Todesursache hüllen sich die Ermittler in Schweigen, ebenso wie über andere Details ihrer Nachforschungen, um demjenigen, der für Simones Tod verantwortlich ist, keine Hinweise zu liefern. In einem Verfahren, das nach seiner Einschätzung Ohlenschlagers noch Wochen dauern dürfte, konzentrieren sich die Ermittlungen derzeit auf drei Beschuldigte. Es sind - wie auch eine australische Ermittlerin bestätigt - die drei, die zuletzt mit Simone Strobel zusammen waren: ihr Freund, seine Schwester und ein Studienfreund. Sie haben sich verdächtig gemacht, weil sie bei Vernehmungen falsche Angaben machten. Alle drei sind aber auf freiem Fuß.
In australischen Medien und Lismore wird darüber spekuliert, ob ein Prozess in Deutschland oder Australien stattfinden würde. Der Tatort liegt zwar in Australien. Da es sich aber um ein deutsches Opfer handelt - und möglicherweise auch einen deutschen Täter - sind zunächst die hiesigen Behörden zuständig.
"Wir wollen die Beweismittel aus dem australischen Verfahren", erklärte Oberstaatsanwalt Ohlenschlager. Dabei handelt es sich beispielsweise um Spuren, die am Tatort gefunden wurden, oder um die Protokolle der dortigen Vernehmungen. Sobald über sein Rechtshilfe-Ersuchen entschieden ist (was einige Wochen in Anspruch nehmen dürfte), soll ein Ermittler die Beweismittel aus Australien überbringen.
Die Würzburger Kripo hält indessen engen Kontakt mit ihren australischen Kollegen und dürfte über die Ermittlungsergebnisse in Lismore auf dem neuesten Stand sein. Denn bis zum Wochenende war Detektiv Wayne Hayes in Würzburg zu Gast, der dem australischen Ermittlungsteam angehört. Dies sei eine private Reise gewesen, um seine deutschen Kollegen kennen zu lernen, die ebenfalls an dem Fall arbeiten, sagte Ohlenschlager. Vor seinem Abflug hatte Hayes aber gesagt: "Wir haben ein paar Dinge, die sie interessieren dürften, wenn sie sie erfahren".
Selbst im Parlament des australischen Bundessstaates New South Wales war der Mord an der Touristin aus Unterfranken ein Thema. Ein Abgeordneter aus Lismore schilderte dort den Fall als Beispiel dafür, dass die Polizei entgegen mancher Vorwürfe engagiert ermittle. Auch Simones Freund hatte den Ermittlern zunächst vorgeworfen, sie hätten nach dem Verschwinden der jungen Frau nicht energisch genug ermittelt.