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HANNOVER/GEMÜNDEN
Eurovision Song Contest: Andreas Kümmert schlägt Sieg aus
Andreas Kümmert       -  Andreas Kümmert trat am 05. März 2015 beim Vorentscheid um eine Ticket zum Eurovision Song Contest an.
Foto: Montage aus ORF/dpa | Andreas Kümmert trat am 05. März 2015 beim Vorentscheid um eine Ticket zum Eurovision Song Contest an.
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:52 Uhr

Was für ein Eklat. Kurz nachdem Moderatorin Barbara Schöneberger den Sieg von Andreas Kümmert beim Vorentscheid zum Eurovision Song Contest (ESC) bekanntgab, erklärte der mainfränkische Bluesbarde seinen Verzicht auf das Ticket nach Wien. Statt ihm fährt nun Mit-Finalistin Ann Sophie zum größten Musikfestival der Welt.

  • Rückblick: Verfolgen Sie die außergewöhnliche Sendung in unserem Live-Blog

Fassungslosigkeit machte sich bei den ESC-Experten auf und an der Bühne breit, als Kümmert sagte, er sei nicht in der Verfassung, die Wahl anzunehmen und plädiere dafür, dass die Mitbewerberin fährt. Schöneberger versuchte noch kurz, ihn zum Verzicht vom Verzicht zu überreden, doch der Entschluss des 28-Jährigen stand fest. Wortlos verschwand Kümmert hinter der Bühne, auch zum Schlussbild kam er nicht noch mal heraus.

Schreiber: sensationeller Auftritt

Bei der Pressekonferenz um kurz vor Mitternacht betonte ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber, Kümmert habe einen „sensationellen Auftritt“ hingelegt. Es sei seine Idee gewesen, beim ESC aufzutreten. Er habe bei der Bewerbung gesagt, er wolle gerne dabei sein. Sinn des Vorentscheids sei es, dass der Gewinner nach Wien fährt. Insofern stimme ihn Kümmerts Rückzug aus Furcht vor dem Medienrummel traurig. Allerdings sollte man Respekt für die Entscheidung haben. Es gehöre Mut dazu, zu sagen, „dass die Seele nicht kann“. Die Angst des Sängers sei „authentisch“, sagte Moderatorin Barbara Schöneberger. Blöder wäre gewesen, wenn er erst in ein paar Tagen abgesagt hätte.

Skeptiker hatten es kommen sehen. Schon nach dem Erfolg bei „The Voice of Germany“ war der Gemündener mit den Anforderungen und dem Rummel des Musik-Business nicht zurechtgekommen. Er kränkelte während einer Tournee, beklagte die Auflagen und den Druck der Sat1-/Pro7-Produktion und schien froh und glücklich zu sein, statt in den großen Konzerthallen im Sommer endlich wieder in den Clubs und Kneipen in seiner mainfränkischen Heimat spielen zu können. Umso verwunderter zeigten sich Weggefährten in der mainfränkischen Musikszene, als im Januar die Teilnahme Kümmerts am ESC-Vorentscheid bekannt wurde.

Das Publikum in der TUI-Arena und an den Bildschirmen hatte der Gemündener mit seinen beiden Songs begeistert. Die gefühlvolle Ballade „Home is in my Hands“ brachte ihn ins Halbfinale, das rockige „Heart of Stone“ ins Finale. Den Auftritt absolvierte er so wie man ihn kennt. Er setzte allein auf seine Reibeisenstimme. Sein Outfit waren einmal mehr ein blaugrauer Kapuzenpulli, eine ausgewaschene Cargo-Jeans und Sneakers. Auf eine Bühnenshow verzichtete Kümmert fast komplett. Das Publikum dankte ihm mit stehendem Beifall.

ESC-Experten geschockt

Die zahlreichen ESC-Experten in der Halle in Hannover zeigten sich geschockt. „Geht gar nicht, das ist daneben“, sagte etwa Peter Urban, die deutsche Stimme der ESC-Übertragungen. Die vielen Tausend Zuschauer, die für Kümmert angerufen haben, müssten sich betrogen fühlen. Er fürchte, so Urban, der 28-Jährige habe vorher schon gewusst, dass er nicht nach Wien fahren wolle. „Aber dann hätte er gar nicht teilnehmen dürfen.“ An der fiebrigen Erkältung, wegen der Kümmert am Mittwoch bei den Proben fehlte, hat es wohl nicht gelegen, auch nicht am Ärger, den er derzeit mit Konzertbesucherinnen aus der Nähe von Heilbronn hat, die ihn wegen angeblicher sexueller Anzüglichkeiten bei einem Auftritt angezeigt haben.


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  • Hingucker
    ein Mann mit Karakter. Davon gibt es in dieser Branche wenig.
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  • hansjoachim.ott@gmail.com
    Also ich bin froh, daß ein ungepflegt aussehender Künstler nicht für "Deutschland" singt.
    Die Veranstaltungen in Bezug zu ESC sind doch sowieso nur Quatsch. Leider muß man sich bei den Radiosendern immer wieder Berichte dazu anhören. zwinkern
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  • Hingucker
    würde mich interessieren, wie bei Ihnen ein/e Künstler/in aussehen soll.
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  • Jeder Interessierte an diesem " Contest " weiß, dass es bei dieser Veranstaltung um mehr geht als tolles Singen - Conchita Wurst - war ein treffendes Beispiel. Herr Kümmert ist auf dieser Plattform der Schönen und " Verrückten " nur Aussenseiter trotz seiner tollen Stimme und Lieder. Als Studiomusiker und Auftritten in alternativen Lokalitäten wird er weiterhin seinen Weg gehen.
    Er sollte authentisch bleiben und seine Fans werden es ihm danken.

    W. S.
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  • jebusara@web.de
    Völlig richtig!

    Ich ziehe meinen Hut vor dem Mut den Herr Kümmert hatte denn zu so einer Entscheidung gehört Mut!

    Er hat etwas grossartiges erreicht: den Sieg!

    Ich bin der Überzeugung, dass er die (weitere) Teilnahme abgelehnt hat da er ahnte was da wirklich auf ihn zukommt und nicht wie unsere anderen Teilnehmer unter ferner liefen landen wollte nur weil wir aus dem falschen Land kommen oder der Interpret nicht abgedreht genug war. Der ESC ist schon lange weit unter Bild-Niveau!
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