Immer seltener gelingt es Betrügern, älteren Menschen mit der Masche des Enkeltricks oder des Schockanrufes Geld abzuknöpfen. Senioren zeigen sich informiert und gut gerüstet gegen die Gauner, die häufig am Telefon einen Enkel in Not vortäuschen und Geld erbetteln.
Die Aufklärungsarbeit von Polizei, Seniorenverbänden und Medien trägt erkennbar Früchte. Dies zeigte sich jetzt, als die Gauner erneut Beute machen wollten. Eine „Welle von Anrufen“ schwappte laut Polizeisprecher Michael Zimmer am Mittwoch und Donnerstag durch Unterfranken. „23 Fälle wurden der Polizei bislang gemeldet“, weiß Zimmer, doch man darf davon ausgehen, dass noch mehr Opfer im Visier der Trickbetrüger waren, die sich noch nicht bei der Polizei gemeldet haben.
Zwölfmal klingelte in Würzburg und Umgebung das Telefon. Die Rentnerinnen und Rentner bekamen die bereits bestens bekannten Dinge zu hören wie: „Hallo Oma (alternativ: Tante)! Erkennst Du mich nicht? Ich bin’s, dein Enkel (alternativ: Neffe)!“ Erfreulich war: Keines der Opfer fiel auf den Trick herein. Eine 79-jährige Würzburgerin antwortete auf den Spruch „Na, Oma, ich bin’s doch!“ mit den Worten „Werfe doch dein Telefon aus dem Fenster! Ich falle nicht auf deinen Trick rein!“
Elf Fälle wurden der Kripo aus dem Raum Schweinfurt gemeldet. In einem Fall hatten die Gauner Erfolg: Am Donnerstagnachmittag wurde eine 86-jährige Schweinfurterin um 13 000 Euro betrogen. Ein Anrufer hatte sich als Bekannter ausgegeben, der für einen Wohnungskauf dringend Geld benötige. Gefordert wurden 60 000 Euro, die aber konnte die Frau zum Glück nicht aufbringen. Sie übergab an einen unbekannten Geldabholer 6700 Euro.
Das reichte den Betrügern nicht. Erneut läutete bei der alten Frau das Telefon, beharrlich wurde nachgehakt. So kam es dazu, dass die Seniorin einem etwa 30-35 Jahre alten, kräftigen Mann an der Wohnungstür nochmals 6300 Euro übergab. Richtig reagierte hingegen eine 90-jährige Schweinfurterin. Sie antwortete auf die Forderung nach Geld vorbildlich: „Nicht einen Pfennig!“ Sie legte auf und verständigte die Beamten.
Derzeit wird laut Polizeipräsidium Unterfranken der Enkeltrick häufiger versucht als der ähnlich funktionierende Schockanruf, bei dem ein Unfall oder eine andere Notlage eines Verwandten vorgegaukelt wird – vermutlich wegen der intensiven Aufklärungsarbeit bei den Opfern, vorwiegend russischen Spätaussiedlern.
„Wir hatten im laufenden Jahr in Unterfranken 282 Enkel- oder Verwandtentrickfälle und Schockanrufe“, sagt Pressesprecher Zimmer. Von 154 Schockanrufen waren nur 13 erfolgreich, mit einer Beute von 75 000 Euro. Bei zwei von 128 Versuchen klappte der Enkeltrick. Der Schaden betrug rund 20 000 Euro.
Die Polizei rät
Viele Rentner zeigen sich inzwischen gut informiert und fallen auf Schockanrufe oder Enkeltrick nicht mehr herein. Einige Tipps der Kripo in Unterfranken, wenn Gauner versuchen, gezielt ältere Opfer oder etwa Personen russischer Herkunft abzuzocken, die in der deutschen Sprache unsicher sind:
• Seien Sie misstrauisch, wenn sich Personen am Telefon als Verwandte oder Bekannte ausgeben, die Sie als solche nicht erkennen.
• Geben Sie keine Details zu Ihren familiären oder finanziellen Verhältnissen preis.
• Halten Sie nach einem Anruf mit finanziellen Forderungen bei Familienangehörigen Rücksprache.
• Übergeben Sie niemals Geld an unbekannte Personen.
• Informieren Sie unter Tel. 110 die Polizei, wenn Ihnen eine Kontaktaufnahme verdächtig vorkommt.