Zwei Männer aus Unterfranken stehen unter Verdacht, an einem der größten Betrugsfälle in Thüringen beteiligt gewesen zu sein. Die Eliog AG mit Sitz in Erfurt soll laut Anklageschrift des Landgerichts Mühlhausen zum Beispiel eine Produktionsmaschine an eine Leasingfirma verkauft haben, um sie gegen Ratenzahlungen zurückzuleasen. Der Verkauf versorgte die klamme Unternehmensgruppe sofort mit frischem Geld.
Eben jene Maschine wurde nach Ermittlungen des Landeskriminalamtes Thüringen jedoch bis zu sechs Mal von Eliog verkauft und zurückgeleast. Bei mehr als 20 Maschinen soll der Trick funktioniert haben.
Die Beschuldigten sollen mit einem Geflecht von 56 echten Unternehmen und Briefkastenfirmen die Verkaufs- und Leasinggeschäfte fingiert und dabei einen Schaden von mehr als 25 Millionen Euro verursacht haben. Ein 49-jähriger Steuerberater aus Ostheim (Lkr. Rhön-Grabfeld) war neben einem Banker und einem ehemaligen Staatsanwalt aus Thüringen Vorstand der Eliog AG.
Er gilt laut Anklageschrift als einer der Drahtzieher, bestritt aber, dass er vorsätzlich betrogen und Geld beiseitegeschafft habe. Laut Anklage soll er sich sogar mit einem falschen Doktortitel der Universität Warschau geschmückt haben, den er für 15 000 Euro bei einem Titelhändler gekauft haben soll. Die Doktorarbeit mit dem Titel „Mittelstand im Prozess der Globalisierung“ gibt es nicht. Ermittlungen über Interpol ergaben, dass die Dokumente über den Erwerb des Doktortitels gefälscht sind.
Der zweite Unterfranke ist ein 54-jähriger Ex-Banker aus Bischofsheim (Lkr. Rhön-Grabfeld). Er war Geschäftsführer einer Unterfirma und gab an, von krummen Geschäften nichts gewusst zu haben. Er ist wegen Untreuehandlungen bereits zweifach vorbestraft – zuletzt 2012.
Zunächst galten die „Macher“ von Eliog als neue Stars am Thüringer Unternehmerhimmel. Die Politik zeigte sich gerne mit den drei Vorständen, die seit 2004 Unternehmen um Unternehmen zu ihrer Aktiengesellschaft hinzukauften. Als Ministerpräsident Dieter Althaus im Mai 2008 nach Russland reiste, gehörten Teile des Eliog-Managements zur Wirtschaftsdelegation. Doch inzwischen wissen Medien in Thüringen haarsträubende Details: Für eine Bedampfungsanlage in Grimmenthal zahlte sogar die Thüringische Aufbaubank Fördermittel. Doch das Typenschild im Schaltschrank der „neuen“ Maschine wies als Baujahr 1987 aus. Bei einer anderen Maschine zeigte das Laufwerk nach zwei Jahren 24 880 Betriebsstunden an – rechnerisch unmöglich, weil ein Jahr 8760 Stunden hat.
Nach der Insolvenz 2009 begann das LKA mit Ermittlungen, Durchsuchungen gab es auch in Bayern. Ein Verdächtiger wurde geschnappt, als er sich gerade nach Großbritannien absetzen wollte – mit 600 000 Euro in der Papiertüte, die er gerade bei der Bank abgehoben hatte. Der Ermittler des Landeskriminalamtes, Bernd Semmler, sagt: Mangelnde Kontrollen hätten den Betrug erleichtert. Einige Geschädigte hätten Rechnungen ohne Beschreibung oder Typennummern akzeptiert: „Das wäre gleichbedeutend mit einem Autokauf, bei dem auf der Rechnung nur 'Auto' draufsteht.“ Jene Firmen seien am meisten betrogen worden, die am wenigsten kontrolliert hätten, also etwa eine geleaste Maschine nie in Augenschein nahmen.