
Aber warum? Peter Schramm war klar, dass er sich auf einem Planetenweg befand, der nicht nur die Planeten unseres Sonnensystems nacheinander aufführte. Die Abstände zwischen den Informationstafeln spiegelten zusätzlich auch die Entfernungen zwischen den echten Planeten wider. Deshalb dauerte es etwas länger bis Familie Schramm auf Norderney auch den Uranus fand. Schließlich ist die Entfernung vom Saturn bis zum Uranus mit 1,44 Milliarden Kilometern genauso groß wie die Entfernung von der Sonne bis zum Saturn.
Die Idee eines Planetenweges – die Größenverhältnisse und Entfernungen der neun Planeten unseres Sonnensystems in einem kleinen Maßstab nachzuahmen – gefiel Peter Schramm so gut, dass er befand, auch Würzburg sollte einen solchen Weg bekommen. Damit begann die Arbeit, der er sich in den nächsten Jahren ehrenamtlich widmete.
Mit der Unterstützung der Volkssternwarte Würzburg wurde schon nach kurzer Zeit ein geeigneter Ort ausfindig gemacht, an dem der Planetenweg entstehen sollte – in der Nähe der Sternwarte durch die Grünanlagen um die Keesburg, durch das Stadtteilzentrum und bis zum Sieboldwäldchen. Um den Weg nicht über das Gelände der Universität am Hubland laufen zu lassen, stimmte Peter Schramm widerwillig zu, den sonst gängigen Maßstab von 1:1 Milliarden auf 1:2 Milliarden zu verringern. „Am Anfang konnte ich mich damit überhaupt nicht anfreunden.“
2,5 Kilometer langer Weg
Bei einem Maßstab von 1:2 Milliarden entsprechen 50 Zentimeter des Weges einer Entfernung von einer Million Kilometer. Mit einer Entfernung von mehr als fünf Milliarden Kilometer von der Sonne bis zum Pluto ist der Würzburger Planetenweg damit gut 2,5 Kilometer lang. Bei einer normalen Schrittgeschwindigkeit läuft der Besucher quasi in siebenfacher Lichtgeschwindigkeit durchs Sonnensystem.
Einmal im Monat wartet Peter Schramm am Ausgangspunkt bei der Sonne auf dem Spielplatz am Oberen Neubergweg auf die Besucher, die an seiner Führung teilnehmen möchten. „Das Publikum ist ganz gemischt. Letztens hatte ich gleich ein ganzes Kaffeekränzchen aus mehreren älteren Damen. Manchmal sind es aber auch nur drei Leute oder auch mal gar keine.“
Steinstelen mit Infotafeln
Und, ist es interessant? „Ja, aber ein bisschen viele Zahlen“, findet der siebenjährige Alexander aus Karlstadt nach der Führung. Denn in seiner Euphorie sprudeln die wissenschaftlichen Fakten und Zahlen zu den Planeten geradezu heraus aus Peter Schramm. An jeder Station steht eine massive Steinstele mit einem maßstabsgerechten Modell des Planeten. Merkur und Mars, aber auch Erde und Venus sind zu kleinen Kügelchen auf der Informationstafel geschrumpft – und auf einer Metalltafel sind Fakten und Zahlen aufgelistet: zum Beispiel der Durchmesser des Planeten, seine Entfernung bis zur Sonne, die Länge des Planetentages und -jahres, aber auch ein paar Informationen aus der Mythologie, so die Bedeutung des Namens und welcher Wochentag dem Planeten gewidmet ist.
Zum Schluss wird noch der Sponsor der jeweiligen Stele genannt. Denn, allein aus der Idee wird noch lange kein fertiger Planetenweg. Ganze zehn Jahre hat es gedauert, bis Peter Schramm seinen Weg einweihen konnte. Das Finden williger Sponsoren war dabei die schwierigste Aufgabe. Schon 2004 sagten die Stadt Würzburg und der Zweckverband Erholungs- und Wandergebiet Würzburg zu, die Errichtung des Planetenweges finanziell zu unterstützen. Für die Hälfte der Kosten jedoch mussten Sponsoren gefunden werden. Über sechs Jahre telefonierte Schramm mit Unternehmen der Region, um für seine Idee zu werben. 2011 hatte endlich jeder Planet einen eigenen Sponsor.
Im Februar 2011 wurde der Weg dann von einem lokalen Handwerksbetrieb gebaut. Nun ist Peter Schramm für die Pflege des Weges zuständig. Schon bald nach der Einweihung wurden die Wegweiser für den Planetenweg aus dem Boden gerissen. Statt sie wieder aufzustellen, sprühte Peter Schramm in Absprache mit dem Gartenamt kleine gelbe Planeten auf die Bäume und befestigte Metallschilder mit einem Planeten an Straßenschilder, um den Weg zu kennzeichnen.