„Wir wollen keine alten Bibeln in Vitrinen packen.“ Befürchtungen, das geplante Bibelmuseum in Nürnberg werde eine altbackene Angelegenheit, tritt die Geschäftsführerin des Bayerischen Zentralbibelvereins, Claudia Harders, gleich mal energisch entgegen. Wenn alles gut geht, könnte 2017 in Nürnberg das Bibelmuseum in unmittelbarer Nachbarschaft zur Lorenzkirche öffnen. Das soll dann „faszinierend“ und „lebendig“ sein, wie es der Privatdozent für Praktische Theologie, Heiner Aldebert, aus der Projektgruppe „Bibelmuseum Bayern-Nürnberg“ beschreibt.
Das Bibelmuseum soll anstelle des Bibelerlebnishauses in Nürnberg entstehen, das in diesem Sommer nach 16 Jahren schließt. Hintergrund für das Vorhaben: Den Gebäudekomplex im Schatten der Lorenzkirche, in dem das Bibelerlebnishaus bisher untergebracht ist, will die evangelische Kirche sanieren und umbauen. Ab 2017 könnten auf 350 Quadratmetern die Besucher sowohl die Geschichten in der Bibel als auch die Faszination rund um die Bibel erleben. Aldebert hat mit einem Team die ersten Grundzüge für das Vorhaben Bibelmuseum entwickelt.
Das Museum soll in sieben Bereiche gegliedert sein. Ein Gang durch das Museum werde ein Gang durch die Bereiche einer großen Kathedrale sein, so die Leitidee. Das pralle Leben vom Platz vor der großen Kirche wollen die Museumsmacher in den Eingangsbereich des Museums hineinnehmen, erläutert Aldebert. Das Motto des ersten Abschnitts heißt „Die Bibel fasziniert“. Hier werden vielleicht eine kleinste und eine größte Bibel ausgestellt sein, überraschende Zitate berühmter Menschen zur Bibel zu hören sein und vieles mehr.
Neues pädagogisches Konzept
„Bibel verändert die Welt“ ist der Arbeitstitel des Bereichs, in dem die Bedeutung des „Buchs der Bücher“ in der Reformation bis zur friedlichen Revolution in der DDR und im Nürnberg von heute, der Stadt der Menschenrechte, betrachtet werden soll. Weitere Themenkomplexe werden der „Entstehung der Bibel“, aber auch den Heiligen Schriften der Thora und dem Koran gewidmet sein.
Für das Kapitel, in dem Extremes aus dem Leben Jesu dargestellt wird, geht es in die Tiefe, ins Kellergeschoss. Voll Enthusiasmus erzählt Aldebert von den Ideen, die Bilder und Geschichten der Bibel zu erzählen, „die nicht im Religionsunterricht vorkommen“. Vielleicht hört der Besucher dann im Nürnberger Bibelmuseum erstmals von Simson, „dem ersten Selbstmordattentäter“.
Diese Abteilung soll eine Fortsetzung des jetzigen Bibelerlebnishauses sein, in der sich Schüler bisher auf einer Art „Abenteuerspielplatz“ die biblische Welt auch mittels des Theaterspiels erschließen können. Ein neues religionspädagogisches Konzept konnte aber noch nicht sehr weit gedeihen, meint Claudia Harders.
Den Charme des Projekts mache aus, betont Kirchenrat Jörg Hammerbacher, der für das Projekt zuständige Vertreter der Landeskirche, „dass dieses Bibelmuseum ein wichtiger Baustein ist, die Lutherdekade nachhaltig zu machen“. Die evangelische Kirche in Deutschland begeht derzeit bis 2017 die Lutherdekade, die mit dem Gedenken an den Thesenanschlag Luthers vor 500 Jahren 2017 zu Ende geht.
Deshalb plädiert Hammerbacher auch dafür, das geplante Bibelmuseum nicht zu sehr auf Nürnberg zuzuschneiden, sondern klar zu einem Bibelmuseum für Bayern werden zu lassen. Die Landessynode werde sich mit den Plänen für das Projekt erstmals bei ihrer Tagung in Bayreuth im Frühjahr befassen, erzählt er.
1500 Euro pro Quadratmeter
Dort werden auch die Kosten für das Haus angesprochen werden. Man rechne mit etwa 1500 Euro pro gestaltetem Quadratmeter Ausstellungsfläche, sagt Harders. Sie versucht, Zuschüsse zu rekrutieren und hört sich in anderen Bibelmuseen um.
Vieles bleibt also noch zu klären: Aber nicht alles hängt vom Zentralbibelverein mit seinem einflussreichen Vorsitzenden ab, dem früheren Landesbischof Johannes Friedrich. Denn das Gesamtvorhaben eines geplanten Hauses der Kirche am Lorenzer Platz befindet sich derzeit erst in der Phase, in der die Kosten geschätzt werden, sagt die erste Pfarrerin von St. Lorenz, Claudia Voigt-Grabenstein.
Erste, großzügigere Pläne sind im Laufe der vergangenen zwei Jahre wegen Finanzmangel beschnitten worden. Im März erst werde man mit der Landeskirche beraten, wie es weitergeht. Der Platz für das Bibelmuseum ist aber eingeplant.