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WÜRZBURG
Ein Leuchtturm für die Region Mainfranken
Das Gespräch führten Achim Muth und Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 02.04.2012 11:17 Uhr

Tilmann Meuser (50) ist Geschäftsführender Gesellschafter der Kommunikationsagentur CP/COMPARTNER Consult mit Sitz in Essen und Berlin. Seit Jahren arbeitet er eng mit der Wirtschaftssozietät BFP von Bruno Fraas (Würzburg/Schweinfurt/Kitzingen) zusammen, der mit dem Business Campus ein Forum geschaffen hat, das als Entwicklungsmotor für die Wirtschaft in der Region Mainfranken dienen soll.

Als Berater des Business Campus ist Meuser seit Jahren aktiv, doch die neue Initiative für eine Multifunktionshalle in Würzburg ist für ihn „auch eine Herzensangelegenheit“. Denn Meuser ist in Margetshöchheim (Lkr. Würzburg) geboren und hielt am Würzburger Deutschhaus-Gymnasium eine Abiturrede zum Thema: „Visionen“. Das ist es auch, was seiner Meinung nach in seiner Heimatstadt fehlt, „weshalb wir uns und unsere kleine Infrastruktur an Profis gerne mit einbringen“.

Seine Firma ist federführend eingebunden in die Vermarktung der Veltins-Arena in Gelsenkirchen und berät auch den Fußball-Bundesligisten Hoffenheim. Im Interview mit dieser Zeitung spricht Meuser über die Hallenpläne in Würzburg und die Chancen, die solch ein Projekt für die Region hätte.

Frage: Herr Meuser, Sie gelten als einer der Mitinitiatoren des neuen Projektes einer multifunktionalen Veranstaltungshalle in Würzburg. Was überzeugt Sie vom Standort Würzburg?

Tilmann Meuser: Zunächst einmal die Lage. Würzburg ist prädestiniert, weil die Stadt mit einer modernen Veranstaltungshalle ein Alleinstellungsmerkmal für die Region hätte. Im Umkreis von 80 bis 100 Kilometern gibt es nichts Vergleichbares. Dann gibt es drei weitere Gründe.

Erstens?

Meuser: Den Sport. Die Region ist hungrig auf Profisport, das zeigt das Zuschauerinteresse bei den s. Oliver Baskets in der Basketball-Bundesliga. Sie könnten das Trittbrett für eine Entwicklung auch in anderen Bereichen sein. Der Sport braucht in Würzburg eine Heimat mit vernünftiger Infrastruktur, Logen für Sponsoren und Platz für 5000 bis 6000 Zuschauer. Im Sog des Basketballs könnte ich mir sogar vorstellen, dass später hier auch einmal Handball gespielt wird.

Zweitens?

Meuser: Ich nenne da mal die Event- und Konzertkultur mit bis zu 8000 Besuchern, von der Mainfranken bislang ausgeschlossen ist: Große Faschingspartys, Ü-30-Feten, aber eben auch Konzerte mit Bands wie BAP, Culcha Candela oder James Blunt.

Und drittens?

Meuser: Das ist der Ausbau von Würzburg als europarelevante Kongressstadt, der mit so einer Halle möglich wäre. Auf diesem Sektor stagniert die Stadt. Hier wäre mehr möglich, weil Würzburg gottgegebene Standortvorteile hat: Residenz, Main, Wein, Lebensqualität, das zieht an. Und wer Kongresse in Madrid, Berlin oder Hamburg erlebt hat, den zieht es gerne auch mal in dieses Idyll. Mit einer neuen Halle könnte auch ein Ärztekongress mit bis zu 4000 Teilnehmern in Würzburg stattfinden. Wichtig dabei ist ein strategisch sinnvolles Gesamtkonzept, das eine Erschließung mit einem Hotel vorsieht.

Was macht Sie so zuversichtlich? Es ist ja nicht die erste Halleninitiative in Würzburg.

Meuser: Ich weiß, dass es zur fränkischen Mentalität gehört, immer zuerst das Haar in der Suppe zu suchen. Aber Mainfranken hat genug Kompetenz und müsste eigentlich auch ebenso viel Selbstbewusstsein haben, um so ein Projekt erfolgreich zu realisieren. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich der Mittelstand und Firmen wie s. Oliver oder Knauf in das projektspezifische Team der Wirtschaftssozietät von Bruno Fraas und s. Oliver Baskets als das Team hinter dem Team einbinden. Ein entsprechendes Projekt würde so strategisch und konzeptionell auf eine sehr gute Basis gestellt werden.

Mit Ihrer Firma sind Sie seit Jahren unter anderem eingebunden in die Vermarktung der Veltins-Arena auf Schalke in allen Bereichen abseits des Fußballs. Wie kann Würzburg von diesem Know-how profitieren?

Meuser: Was viele nicht wissen: In der Arena finden täglich Veranstaltungen unterschiedlichster Größenordnung statt. Das beginnt bei einer Gruppe von 50 endet bei über 80 000 Menschen. In Würzburg ist die Größenordnung fraglos eine andere, aber die Grundidee ähnlich. Wir brauchen ein kreatives und betriebswirtschaftlich agierendes Management. Die Grundauslastung durch den Sport und die Baskets ist vorhanden. Neben Kongressen, Konzerten und Partys kann die Halle aber auch für Firmen oder Privatleute für Seminare, Tagungen oder Feiern gemietet werden.

Das wird durch ein flexibles Raumkonzept möglich, bei dem etwa auch nur einzelne Logen genutzt werden. Wichtig wird es für den Betreiber sein, die Wertschöpfungskette in der Hand zu halten. Ticketing, Catering, Marketing, Merchandising, Security, Parkplätze, das muss alles intern bleiben und sollte nicht extern vergeben werden. Das bringt die Rendite. So wurde der mittelständische 'Schalke-Konzern' in den vergangenen zehn Jahren zu einem der größten Arbeitgeber Gelsenkirchens. Anfangs hat daran nur einer geglaubt: Rudi Assauer. Dem müssten sie auf Schalke deshalb ein Denkmal bauen!

Mit Verlaub: Ist der Vergleich zwischen Schalke und Würzburg nicht etwas zu vermessen?

Meuser: Nein. Wieso sollten wir die Erfahrung nicht nutzen? Ich will nicht sagen, dass hier eine Schalke-Filiale entstehen könnte, aber das Leben ist ein Leben von Kooperationen und Synergien. So eine Halle könnte ein Motor für die Region werden. Lasst uns das im Rahmen eines Public-Private-Partnership angehen. Was beispielsweise in Kempten oder Ulm funktioniert, wird auch in Würzburg möglich sein.

Wer soll die Halle managen?

Meuser: Eine Betreibergesellschaft, in der die Baskets den Hut aufhaben. Über die detaillierte Zusammensetzung wird noch zu sprechen sein.

Welche Rolle spielt der Basketball in dem Konzept?

Meuser: Eine wichtige. Ich bin mir sicher, dass mittelfristig Basketball in Deutschland die zweitwichtigste TV-Sportart nach Fußball werden wird. Mit der neuen Halle hätte Würzburg die Chance, die Baskets auf eine andere Qualitätsebene hieven zu können, weil es in dieser Stadt keine Kannibalisierung des Sports gibt. Aber mit 18 bis 20 Heimspielen im Jahr ist eine Halle natürlich nicht ausgelastet.

Vollenden Sie bitte den Satz: 2014 steht in Würzburg . . .

Meuser: . . . so oder so eine Halle. Entweder eine Plastikhalle als Insellösung für 1,5 Millionen Euro. Oder eben unsere Halle, die auch ein städtebaulicher Leuchtturm sein soll. Eine Halle für die Menschen der Region.

 
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