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DÜSSELDORF/GRAFENRHEINFELD
E.ON-Umbau: Mainfranken spürt davon wohl nichts
Deutschlands größter Energieversorger E.ON reagiert mit einer Radikalkur auf die massiven Folgen der Energiewende - offenbar mit keinen Folgen für Mainfranken.
E.ON denkt um: Der hoch verschuldete Konzern will das bisherige Hauptgeschäft mit Atomkraft, Kohle und Gas abgeben.
Foto: dpa | E.ON denkt um: Der hoch verschuldete Konzern will das bisherige Hauptgeschäft mit Atomkraft, Kohle und Gas abgeben.
Tilmann Toepfer
Tilman Toepfer
 |  aktualisiert: 07.11.2019 20:37 Uhr

Der hoch verschuldete Düsseldorfer Dax-Konzern will sich künftig auf erneuerbare Energien, Energienetze und Kundendienstleistungen konzentrieren – das Hauptgeschäft mit Atom, Kohle und Gas will E.ON hingegen abgeben. An der Börse kamen die Pläne gut an, doch es gibt auch warnende Stimmen.

Die künftige E.ON-Gesellschaft für die Stromerzeugung mit Atomkraft, Kohle und Gas hat nach Überzeugung von E.ON-Chef Johannes Teyssen gute Aussichten am Markt. „Es ist noch nicht gesagt, wer in fünf Jahren der erfolgreichere ist – E.ON oder die neue Gesellschaft“, sagte er am Montag in Düsseldorf. Die neue Gesellschaft starte schuldenfrei und mit den kompletten Atomrückstellungen des Konzerns in Höhe von rund 14,5 Milliarden Euro.

Großkraftwerke würden noch für eine lange Zeit als Rückgrat der Energieversorgung gebraucht, betonte Teyssen. Deshalb werde das ausgegliederte Geschäft eine starke Zukunft haben. Allerdings unterscheide sich das klassische Geschäftsmodell immer stärker von den Anforderungen der neuen Energiewelt. Es sei schwer geworden, beides unter einem Dach zu vereinen.

Die Grundlagen für die Börsennotierung des neuen Unternehmens sollen im kommenden Jahr geschaffen werden. Dafür werden unter anderem die Investitionen um 500 Millionen Euro auf 4,8 Milliarden Euro erhöht. Nach der Zustimmung der Hauptversammlung soll die Abspaltung dann im Geschäftsjahr 2016 durchgeführt werden. Auswirkungen auf die Arbeitsplätze sollen die Maßnahmen der Mitteilung zufolge nicht haben.

Aushängeschild in der Region ist das Bayernwerk (vormals E.ON Bayern). Der Netzbetreiber und Energiedienstleister mit Sitz in Regensburg beschäftigt etwa 2800 Mitarbeiter, davon rund 220 in Unterfranken. Durch die neue Konzernstruktur stünden beim Bayernwerk keine Veränderungen an, schreibt Unternehmenssprecher Maximilian Zängl.

Nach Ansicht von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) sind weder Jobs noch die Milliarden-Atom-Rückstellungen beim Energieriesen gefährdet. „Wir gehen davon aus, dass die Arbeitsplätze in beiden Unternehmen gesichert bleiben“, sagte Gabriel.

Der Staat sei an einem Einstieg nicht interessiert. Sorgen, dass E.ON sich beim Atomausstieg aus der Verantwortung ziehen könnte, seien unbegründet, so Gabriel. Dies sei gesetzlich klar geregelt: „Wir passen auf, dass die Rückstellungen für den Rückbau von Atomkraftwerken und die nukleare Entsorgung gesichert bleiben.“

Die Grünen warnten indes vor Risiken für die Steuerzahler. „Ich befürchte, dass E.ON eine Bad Bank für seine sieben Atomkraftwerke schafft, die von den Steuerzahlern gerettet werden muss“, sagte die Energie-Expertin der Grünen-Bundestagsfraktion, Bärbel Höhn. Sie ist der Ansicht, dass diese Gesellschaft nicht genug Gewinn machen würde, um den Rückbau und die Entsorgung der Atommeiler zu finanzieren.

Zu den sieben Atommeilern des E.ON-Konzerns gehört der in Grafenrheinfeld (Lkr. Schweinfurt). Er soll Ende Mai 2015 endgültig vom Netz gehen.

Dann kann der Rückbau beginnen, wobei die letzten Brennelemente für etwa fünf Jahre im Abklingbecken gekühlt werden müssen, bis die Betriebstemperatur es ermöglicht, sie im Zwischenlager zu deponieren.

Auf Nachfrage zum Zeitplan in Grafenrheinfeld teilte ein Konzernsprecher lapidar mit, von der Änderung der Konzernstruktur seien „einzelne Standorte nicht unmittelbar betroffen“.

E.ON schiebt mittlerweile einen Schuldenberg von 31 Milliarden Euro vor sich her. Daran ändert auch der Verkauf des gesamten Geschäfts in Spanien und Portugal für 2,5 Milliarden Euro nur wenig.



(Mit Informationen von dpa.)

 
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  • A. G.
    Die „ach so billige Atomenergie“ wird uns Steuerzahlen teuer zu stehen kommen. Wie so etwas abgewickelt wird, hat man ja schon oft genug mit Altlasten aus der Industrie erlebt. Ein Beispiel: „Helmut Kohl wollte so dringend Arbeitsplätze schaffen, dass er dem Konzern Dow Chemical 1995 zusicherte, dass dieser 30 Jahre lang alle giftigen Altlasten auf Staatskosten sanieren darf, dass er auf unabsehbare Zeit steuerfrei bleibt, dass er eine Pipeline zum Rostocker Überseehafen bekommt und dass der Staat alle Verluste bis zu 3,2 Milliarden Mark ausgleicht. Die 1800 Arbeitsplätze, waren nur bis 1999 garantiert. Unterm Strich hat die BRD so jeden dieser Jobs mit 5 Millionen Mark subventioniert, insgesamt mit 10 Milliarden Mark“ (Quelle: Johann-Günther König: "Alle Macht den Konzernen“). Die ca. 14,5 Milliarden Euro von eon werden wohl nicht reichen. Man täte gut daran, dafür zu sorgen, dass die nötigen Gelder auf ein Treuhandkonto kommen u. nicht mehr der Verfügungsgewalt von eon unterliegen.
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  • I. F.
    ...sehe ich das auch @mc.iglo.
    Politik und Energiekonzerne verar....n den normalen Steuerbürger hier nach Strich und Faden traurig

    Besonders diese Aussage
    Zitat von Main-Post
    ..."Nach Ansicht von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) sind weder Jobs noch die Milliarden-Atom-Rückstellungen beim Energieriesen gefährdet. „Wir gehen davon aus, dass die Arbeitsplätze in beiden Unternehmen gesichert bleiben“, sagte Gabriel."...
    sollten sich alle Betroffenen einrahmen und dem Herrn Gabriel unter die Nase halten, wenn (wieder mal) das Gegenteil einer Politiker-Aussage eintrifft!

    MfG
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  • m. w.
    aber wir brauchen uns nicht zu beschweren. die machen das schon seit jahrzehnten, und keinen juckt es! und sie machen es weiter, und auch das wird niemand jucken!
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Und wenn die Rückstellungen (natürlich unvorhergesehen) nicht reichen ...
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  • A. A.
    Es geht e.on nämlich nur um eines: jetzt ein neues Unternehmen gründen, die Kraftwerke für X Mrd an dieses verkaufen. E.on und die Aktionäre verdienen sich daran dämlich.
    Wenn es dann um den Rückbau jener Kraftwerke geht, ist dieses Unternehmen insolvent.
    Und wer bleibt auf den Kosten sitzen? Der dumme Steuerzahler!
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