Zwei Männer aus Unterfranken stehen unter Verdacht, an einem der größten Betrugsfälle in Thüringen mit einem Schaden in zweistelliger Millionenhöhe beteiligt gewesen zu sein. Zwar gibt es seit einem Jahr dazu eine Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Mühlhausen. Doch bisher ist kein Prozesstermin bestimmt.
Dafür überraschten aber am Freitag Landeskriminalamt Thüringen und Staatsanwaltschaft mit neuen Ermittlungen: Ende März hatten sie sechs Häuser in Südthüringen und Hessen durchsucht, darunter einen Gutshof im Kreis Hildburghausen. Dort entdeckten sie in einem Versteck im Sockel einer Einbauküche Unterlagen zu mutmaßlichen Geldtransfers sowie Uhren und Gemälde.
Die Uhren seien mutmaßlich wertvoll. Bei den Gemälden müssen Herkunft und Wert noch geprüft werden, hieß es in der Pressekonferenz. Mit dem Erlös aus beiden könnten Ansprüche von Gläubigern zumindest zum Teil abgesichert werden.
Damit ist der Fall um eine schillernde Facette reicher. Die Eliog AG in Erfurt soll laut Anklageschrift mit teilweise nicht existenten Maschinen gehandelt haben. Sie soll beispielsweise eine Produktionsmaschine an eine Leasingfirma verkauft haben, um sie gegen Ratenzahlungen zurückzuleasen. Dies versorgte die klamme Unternehmensgruppe mit frischem Geld. Aber jene Maschine wurde laut Landeskriminalamt bis zu sechs Mal verkauft und zurückgeleast.
Bei mehr als 20 Maschinen soll der Trick funktioniert haben. 19 Beschuldigte, von denen zwölf angeklagt sind, sollen mit einem Geflecht von 56 Unternehmen und Briefkastenfirmen die Geschäfte fingiert und dabei einen Schaden von mehr als 25 Millionen Euro verursacht haben. Ein 49-jähriger Steuerberater aus Ostheim (Lkr. Rhön-Grabfeld) war neben einem Banker und einem ehemaligen Staatsanwalt aus Thüringen Vorstand der Eliog AG. Er gilt laut Anklageschrift als einer der Drahtzieher.
Doch er bestritt, dass er vorsätzlich betrogen und Geld beiseitegeschafft habe. Laut Anklage soll er sich sogar mit einem falschen Doktortitel der Universität Warschau geschmückt haben, den er für 15 000 Euro bei einem Titelhändler gekauft haben soll. Der zweite Unterfranke ist ein 54-jähriger Ex-Banker aus Bischofsheim (Lkr. Rhön-Grabfeld). Er war Geschäftsführer einer Unterfirma und gab an, von krummen Geschäften nichts gewusst zu haben.
Zunächst galten die „Macher“ von Eliog als neue Stars am Unternehmerhimmel. Als Ministerpräsident Dieter Althaus 2008 nach Russland reiste, gehörten Eliog-Manager zur Wirtschaftsdelegation. Für eine Bedampfungsanlage in Grimmenthal zahlte die Thüringische Aufbaubank sogar Fördermittel. Doch das Typenschild der „neuen“ Maschine wies als Baujahr 1987 aus. Bei einer anderen Maschine zeigte das Laufwerk nach zwei Jahren 24 880 Betriebsstunden an – rechnerisch unmöglich, weil ein Jahr 8760 Stunden hat.
Nach der Insolvenz 2009 begann das LKA mit Ermittlungen, Durchsuchungen gab es auch in Bayern. Ein Verdächtiger wurde geschnappt, als er sich gerade nach Großbritannien absetzen wollte – mit 600 000 Euro in der Papiertüte, die er gerade bei der Bank abgehoben hatte. Ermittler gehen davon aus, dass mangelnde Kontrollen den Betrug erleichterten.