Rieden/Lismore - Simone Strobel lebt nicht mehr. Die am vergangenen Donnerstag entdeckte Leiche wurde anhand der Zähne am Montag zweifelsfrei als der Körper der seit 11. Februar in Lismore vermissten 25-jährigen Riedenerin identifiziert. Die Einwohner des 40 000-Einwohner-Städtchens an Australiens Ostküste sind voller Mitgefühl und Trauer.
Nachdem der Fund bekannt geworden war, legte jemand Blumen am Fundort nieder. Inzwischen sei daraus "ein Meer aus Blumen, Kerzen und Botschaften an die Angehörigen" geworden, sagte Zoe Satherley, Journalistin bei der örtlichen Tageszeitung "Lismore Northern Star" am Montag am Telefon.
Wildfremde Menschen stünden Hand in Hand, weinten, umarmten und unterhielten sich über das Geschehene. "Niemand hier kann fassen, wie so etwas in der kleinen Stadt passieren konnte. Jeder fühlt mit den Angehörigen, denn jeder weiß, es hätte jeden treffen können", erklärt Satherley. In mehrseitigen Briefen und Karten teilten die Einwohner ihr Beileid mit den Freunden und Angehörigen. "Lismore ist im Schockzustand. Unser Städtchen ist so sicher, offen gegenüber Fremden und herzlich. Viele entschuldigen sich für das, was passiert ist. Eine so hübsche, junge Frau besucht uns und dann passiert so etwas."
Satherley hatte vor der Identifizierung regen Kontakt zu Simones Freund und dessen Schwester Katrin. Die beiden sind inzwischen abgeschirmt von der Öffentlichkeit an einen unbekannten Ort gebracht worden. Beide schliefen nicht, würden nicht essen und von Weinkrämpfen geschüttelt, sagt die Journalistin.
Die Eltern der dunkelhaarigen Kindergärtnerin trösten sich damit, dass die letzten Monate im Leben ihrer Tochter schön gewesen seien, und sie sich ihren Traum erfüllt hat. Sie sind erstaunt über das Mitgefühl, das ihrem Sohn Alexander, einem Onkel Simones und dem Schwager von Simones Freund entgegengebracht wird. Die Drei flogen am Donnerstag nach Australien, um Simones Freund und seine Schwester zu unterstützen.
Als Simones Bruder am Sonntag erstmals an den Fundort ihres Leichnams kam, legte ein "merkwürdig aussehender Mann", so die Beschreibung einer australischen Zeitung, Kleidungsstücke zwischen die Blumen. Ein Detektiv sammelte sogleich die kurze Hose, ein Top und einen Slip ein. Es wird vermutet, dass es sich um Kleidungsstücke von Simone handelt, allerdings trug sie diese nicht bei ihrem Verschwinden. Ob die Leiche überhaupt bekleidet war, darüber gibt die Polizei derzeit keine Auskunft. Eine 25-köpfige Sonderkommission wertet zu dem Vorfall auch Filmmaterial eines Fernsehsenders aus, das den Unbekannten zeigt.
Die Polizei wehrt sich indes gegen die Vorwürfe von Simones Freund, sie habe zu spät begonnen, professionell nach Simone zu suchen. Ein bis dahin nicht gekanntes Aufgebot an Menschen habe Lismore mehrmals durchkämmt, bevor sie am Donnerstag, sechs Tage nach ihrem Verschwinden, auf den grausigen Fund stießen, erklärt die australische Polizei. Das lege die Vermutung nahe, dass der Körper erst an den Fundort gebracht worden ist, so Satherley.
Per Augenschein sei die Leiche nicht zu identifizieren gewesen, sagte Satherley. Offen ist, ob sie bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt oder durch das Klima verwest ist. Über die Todesursache und was Simone vor ihrem Tod zugestoßen war, gab die australische Polizei bislang keine Auskunft. Die Obduktion dauerte am Montag an. Es wird von einem Tötungsdelikt ausgegangen , so die Würzburger Polizei.