
Jamie Oliver fordert nicht weniger als eine Revolution. Seit Jahren ist der britische Starkoch auf einer Ernährungsmission. Statt Fertigpizzen und Fast-Food-Burger setzt er sich für eine gesunde Küche ein und kämpft mit allen Mitteln für nahrhaftes Essen an Schulen und gegen Fettleibigkeit. Kürzlich hat er sogar mit Künstlern wie Ed Sheeran, Paul McCartney, Jamie Cullum und dem australischen Schauspieler Hugh Jackman ein Ernährungsrevolutionslied aufgenommen, um noch mehr Bewusstsein zu schaffen.
Dass er für solche Projekte überhaupt noch Zeit hat, überrascht. Neben seiner Aufklärerrolle kocht er im Fernsehen, moderiert TV-Shows, eröffnet regelmäßig neue Filialen seiner Restaurantkette, schreibt Bücher, produziert und vertreibt Lebensmittel, taucht in Werbespots auf, und nebenbei hat er mit seiner Frau noch vier Kinder, die auf die besonderen Namen Buddy Bear Maurice, Poppy Honey Rosie, Daisy Boo Pamela und Petal Blossom Rainbow hören.
Die kulinarische Weltmarke Jamie Oliver scheint überall zu sein. In englischen Supermarktregalen stehen Pesto-Saucen, Gewürzmischungen und Olivenöle mit seinem Konterfei, Messerblöcke und Pfannen führt er ebenfalls in seinem Repertoire genauso wie DVDs. Und das alles kommt nicht nur in seiner Heimat an, der Starkoch hat es mit seiner jugendlich-frischen Art und den einfachen Rezepten zu weltweitem Ruhm gebracht.
Seit fast 20 Jahren setzt er Trends und wettert gegen Massentierhaltung, die skrupellose Nahrungsmittelindustrie und fettige Schulkantinenkost. „Mein Wunsch ist es, eine starke, nachhaltige Bewegung zu schaffen, um jedes Kind über Essen aufzuklären, Familien wieder zum Kochen zu inspirieren und Menschen im Kampf gegen Fettleibigkeit zu bestärken“, sagt Oliver. An diesem Mittwoch, 27. Mai, feiert er seinen 40. Geburtstag, und noch immer tritt der ewig Jungenhafte am liebsten in Jeans, Turnschuhen und karierten Hemden auf, dabei gehört er längst zu den Reichsten der Reichen. So wird das Vermögen des smarten Geschäftsmanns auf umgerechnet etwa 250 Millionen Euro geschätzt. Doch Geld trieb ihn laut eigener Aussage nie an. „Man wird nicht Koch, um reich zu werden, sondern weil man es liebt.“
Im Pub der Eltern
Aufgewachsen ist Oliver in einem Dorf in der Grafschaft Essex. Im Pub seiner Eltern stand er schon mit acht Jahren in der Küche, dann zog es ihn als Teenager nach London zur Ausbildung zum Koch. Mit Anfang 20 wird er bei einer Dokumentation über eine Restaurantküche, in der er arbeitete, entdeckt. Der Beginn einer Weltkarriere: Seine BBC-Show „The Naked Chef“, die ab 1999 lief, feierte schnell internationalen Erfolg und schien einen Nerv zu treffen. Kochen war bis dato kaum ein Thema, das ein breites Publikum vor die Bildschirme lockte. Der junge Jamie Oliver änderte das und läutete damit einen Trend ein, der bis heute anhält. „Ich glaube, die Liebe und Leidenschaft zum Kochen kam herüber“, erinnerte sich Oliver einmal. „Es war eher selten, so jung und begeistert von Essen zu sein.“ Nur wenige Jahre später gab er sozial benachteiligten Jugendlichen vor laufender Kamera die Chance, in einem seiner Restaurants zu lernen, und er startete seine Kampagne für besseres, gesundes Schulessen.
Dabei sorgte er jedoch auch immer wieder für kleine Skandale, etwa als er in einer seiner Shows ein Lamm schächtete. Oder als in einer seiner Londoner Schlachtereien im vergangenen Jahr Medien zufolge Mäusedreck, abgelaufenes Fleisch und schmutzige Arbeitsgeräte gefunden wurden. Doch stoppen können solche Schlagzeilen den Briten nicht. In Interviews betont Jamie Oliver immer wieder, er wolle nie aufhören, immer weitermachen – bis seine Ernährungsrevolution vollends geglückt ist.