Die heiße Phase im Weihnachtspostamt hat noch nicht begonnen. Dennoch gibt es bereits viel zu tun im Himmelstädter Rathaus (Lkr. Main-Spessart). Um den großen Tisch in der weihnachtlich geschmückten Schreibwerkstatt sitzen mehrere Frauen. Sie öffnen die bunt verzierten Briefe, lesen sie aufmerksam und sortieren sie in eine der sechs gelben Postkisten ein. „Wenn sich die Kinder besonders viel Mühe gegeben haben, dann gibt es immer ein paar liebe Extrazeilen“, sagt Rosemarie Schotte. Sie ist seit fast 20 Jahren die Leiterin des einzigen bayerischen Weihnachtspostamtes. Am Sonntag (2. Dezember) wird offiziell die Arbeit eingeläutet.
Circa 80 000 Briefe für 38 Helfer
Schon jetzt sind mehr als 3000 Briefe aus aller Welt eingeflattert. „Bis zum Ende der Saison werden es bestimmt wieder etwa 80 000 sein“, sagte Rosemarie Schotte. Damit haben die 38 Helfer des fränkischen Weihnachtspostamtes alle Hände voll zu tun. Jeder von ihnen beantwortet rund 2100 Briefe in vier Wochen.
Für manche von ihnen ist das ein Vollzeitjob. „Ich schaffe etwa 100 bis 150 Briefe am Tag“, sagt die 62 Jahre alte Brigitte. Die frühere Lehrerin beantwortet gemeinsam mit Schotte und einem ehemaligen Berufsschullehrer die „Problembriefe“. Das sind die Briefe, in denen es um kranke Verwandte, arbeitslose Eltern oder zerstrittene Geschwister geht.
Die meisten Kinder konzentrieren sich jedoch auf ihren Wunschzettel. „Vor allem bei den Spielsachen sind die Kinder immer hochaktuell. Was es gerade neu auf dem Markt gibt, steht auch oft in den Wunschzetteln“, sagt die 71-jährige Schotte. Für ihre einfühlsamen und persönlichen Antworten sind die Helfer der fränkischen Poststube 2011 sogar als „bestes Weihnachtspostamt“ vom Kindernachrichtenmagazin „Dein Spiegel“ ausgezeichnet worden. In Himmelstadt ist eines von zwei deutschen Weihnachtspostämtern, die ausschließlich von ehrenamtlichen Helfern organisiert werden. „Das Team in Himmelstadt arbeitet mit sehr viel Herzblut. Diese besondere Wertschätzung gab es deshalb vollkommen zu Recht“, sagt Postsprecher Alexander Böhm.
Jahr für Jahr mehr Briefe
Deutschlandweit gibt es sieben offizielle Weihnachtspostämter. Die meisten Briefe – rund 300 000 in jedem Jahr – werden ins brandenburgische Himmelpfort geschickt. Die Kosten für die Briefe, das Porto und die Antwortschreiben übernimmt die Post. Wie viel sie sich das kosten lässt, verrät der Sprecher nicht. „Es ist einfach eine schöne Sache, die Kinder zum Briefeschreiben zu bewegen. Und natürlich ist es auch für uns eine schöne Werbung“, sagt Böhm. Ein Teil der Briefe geht auf das Konto von Erwachsenen, die wollen, dass die Schreibstuben ihre Weihnachtspost erledigen. „Dafür ist mir die Zeit zu schade. Die investieren wir lieber in persönliche Briefe für die Kinder“, schimpft Schotte.
2011 landeten mehr als 647 000 Briefe in den deutschen Weihnachtspostämtern und heuer sollen es noch mehr werden. „Trotz SMS, Facebook und Twitter wird es Jahr für Jahr mehr. Das ist ein Trend, den wir verzeichnen. Erstaunlicherweise“, sagt Postsprecher Böhm.
Die Öffnungszeiten des Weihnachtspostamtes: 2. Dezember bis 22. Dezember, Montag bis Freitag, von neun bis 12 Uhr, sowie am 1. und 3. Adventswochenende jeweils von 14 bis 18 Uhr.
Auszüge aus Briefen an das Christkind
Rund 80 000 Briefe beantwortet das Weihnachtspostamt im unterfränkischen Himmelstadt in der Adventszeit. Manche der Briefe gehen den Helfern dabei besonders ans Herz oder bringen sie zum Lachen. Eine Auswahl: • „Liebes Christkind. Ich habe keine Wünsche, aber ich male dir ein schönes Bild.“ • „An: Christkind; Von: Unbekannt und anonüm; Zweck: Geschenke.“ • „Lieber Weihnachtsmann!! Ich bin's der Alex! Ich war dieses Jahr nicht immer brav, aber ich habe mich bemüt.“ • „Hiermit sende ich fristgerecht den Wunschzettel.“ • „Ich wünsche mir einen Alien-Anzug und Frieden und Glück auf der ganzen Welt.“ • „Ich wünsche mir, dass meine krebskranke Mutter nicht so viele Schmerzen hat und im Himmel ihre Mutter wiederfindet.“ • „Als Geschenk lege ich dir Energie-Tee bei, damit du unterwegs nicht schlapp machst.“ • „Mein Lehrer hat mir erzählt, dass es vielen Menschen auf der Welt schlecht geht. Kannst du denen nicht meine Geschenke bringen?“ • „Mein letzter Wunsch: An Weihnachten SCHNEE!“
Die Weihnachtspostämter
In Deutschland gibt es sieben offizielle Weihnachtspostämter: • An das Christkind: 21709 Himmelpforten oder 31117 Himmelsthür oder 51777 Engelskirchen oder 97267 Himmelstadt • An den Weihnachtsmann: 16798 Himmelpfort oder 21709 Himmelpforten oder 31137 Himmelsthür/Hildesheim • An den Nikolaus: 49681 Nikolausdorf (Garrel) oder 66351 St. Nikolaus. Wer seine Antwort gern bis Weihnachten haben möchte, sollte seinen Brief mindestens zwei Wochen vorher abschicken.
Natürlich anonüm, aber das wäre für viele bestimmt Grund zum nachdenken. Als Elternteil bekommt man das natürlich über die eigenen Kinder auch mit, aber ich würde das gerne lesen wollen - andere auch?