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BERLIN
Der Sport und seine Steuerfälle
reda
 |  aktualisiert: 11.12.2019 19:34 Uhr

Paul Schockemöhle hat das alles schon mitgemacht. Auch wenn der springreitende Mann, zweifacher Silbermedaillengewinner bei Olympischen Spielen, nie derart im Rampenlicht stand wie Uli Hoeneß in seinem Steuerprozess in München. Aber der heute 68-Jährige weiß, wie sich das anfühlt. Schockemöhle erlebte sein Waterloo 1997, als rauskam, dass er seinerzeit Geld in Liechtensteiner Stiftungen versteckt und in der Folge rund 22,6 Millionen D-Mark an Steuern nachzahlen musste. Elf Monate Haft auf Bewährung gab es, weil umstritten blieb, ob die Selbstanzeige des Springreiters mit Gestüt und Logistik-Unternehmen vor oder nach Ermittlungsbeginn wirksam geworden war. Immerhin: Lange vor der ersten angekauften Steuer-CD folgte auf den Fall Schockemöhle eine Welle von Selbstanzeigen in Sachen Steuerbetrug.

Die Steuerfrage beschäftigt den Sport immer wieder. Weil große Summen fließen und die Verlockung groß ist, zum Kaviar Champagner statt Sekt zu trinken. „Wer viel Geld hat, will immer noch mehr“, sagte einst Tennis-Ass Michael Stich, der seinen Wohnsitz in Österreich hatte, dem „Spiegel“. „Das ist der Lauf der Welt.“ Wie in der Welt von Tennisspielerin Steffi Graf. Der inzwischen verstorbene Peter Graf wurde 1997 zu drei Jahren und neun Monaten Gefängnis verurteilt, weil er 12,3 Millionen D-Mark an fälligen Steuern für Siegprämien seiner Tochter Steffi zurückgehalten hatte. Im April 1998 wurde Graf vorzeitig aus der Haft entlassen und arbeitete wieder als Tennistrainer. Im November 2012 erlag er einem Krebsleiden.

Wo Graf Thema war, blieb Boris Becker nicht fern. Auch die Steuerakte des Tennis-Wunderkindes aus Leimen blieb nicht rein, hatte Becker doch die meiste Zeit in seiner Villa in München-Bogenhausen verbracht und nicht – wie er angab – seinen Hauptwohnsitz in Monte Carlo. Das Urteil des Landgerichts München 2002: zwei Jahre Haft auf Bewährung und 300 000 Euro Geldstrafe. „Die mediale Vorverurteilung ist schlimm, ich kann nachfühlen, wie Uli Hoeneß sich fühlt“, sagte Becker im TV-Sender Sky, als er als „Experte“ auch zum Thema Hoeneß befragt wurde.

Beckers Freund Carlo Thränhardt wurde ebenfalls zum Steuersünder, zwischen 1983 und 1989 hinterzog der ehemalige Hochspringer 266 308 D-Mark an Einkommen-, Umsatz- und Gewerbesteuer. Nach einem Geständnis zahlte er 290 000 Mark, dazu gesellte sich ein Bußgeld von 70 000 D-Mark. Es war die Zeit, in der der Staat die laxe Auffassung der immer besser verdienenden Spitzensportler eindämmen wollte.

 
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