Im Juni 2010 ist bei Messungen im Kernkraftwerk Grafenrheinfeld (KKG) der Verdacht auf einen Riss in einer Leitung aufgetaucht. Hat politischer Druck dafür gesorgt, dass die Anlage nicht sofort abgeschaltet worden ist, um das sicherheitsrelevante Bauteil zu überprüfen? Tatsächlich ist das Rohrstück trotz kontroverser öffentlicher Diskussion erst bei der Revision im April 2011 ausgebaut worden. Tatsächlich gab es Ungereimtheiten, die schon 2011 bekannt geworden waren. Doch nun hat sich ein ehemaliger leitender Mitarbeiter des Bundesumweltministeriums zu Wort gemeldet: Dieter Majer spricht von einem „Skandal“.
Der Fall liest sich so: Im Juni 2010 zeigen Ultraschallmessungen an einem Rohrstutzen des Primärkreislaufes Auffälligkeiten. Sie könnten auf einen Riss hinweisen. Betreiber E.ON und der TÜV stufen den Befund als nicht sicherheitsrelevant ein. Im Dezember 2010 meldet E.ON dem bayerischen Umweltministerium den Fall und geht mit einer schwer verständlichen Pressemitteilung an die Öffentlichkeit.
Zum Thema wird der ominöse Riss im Januar 2011 durch eine Veröffentlichung des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“. Es folgt eine wochenlange und heftige Diskussion, ob das KKG sofort abgeschaltet werden muss oder nicht. Erstmals stellen sich sogar E.ON und die bayerische Atomaufsicht einer öffentlichen Podiumsdiskussion. Behörden und E.ON bleiben dabei: Das Rohr wird erst bei der Jahresrevision im März 2011 ausgebaut und untersucht. Im Mai liegt das Ergebnis vor: Es gibt rund um den Stutzen einen 0,35 Millimeter tiefen Riss, der womöglich schon aus der Anfangszeit des KKG-Betriebs herrührt. Die Rohrwand ist 38 Millimeter dick; eine Gefahr für den sicheren Betrieb soll deshalb nicht vorgelegen haben. Ursache war E.ON zufolge eine entgegen den Vorgaben hergestellte Nut: Sie war rechtwinklig statt rund ausgeführt worden. Dadurch war das Rohr deutlich weniger belastbar als eines mit einer abgerundeten Nut.
Ob der Riss für den normalen Betrieb ungefährlich war, ist für Dieter Majer nicht das Entscheidende. Sondern vielmehr der Umstand, dass aufgrund der Messwerte „ein betriebsbedingter Riss“ und dessen Wachstum nicht ausgeschlossen werden konnten; ein solcher gehöre zu den schlimmsten Befunden. Und die Bewährungsprobe für ein Bauteil zeige sich nicht im Normalbetrieb, sondern in Ausnahmefällen, etwa bei einer Störung.
Der inzwischen pensionierte Diplom-Ingenieur Majer leitete zum damaligen Zeitpunkt im Bundesumweltministerium die Unterabteilung für die Sicherheit von Atomkraftwerken. „Bei mir gingen alle roten Lichter an“, als er alle Informationen vorliegen hatte, wie er gegenüber dieser Zeitung sagte. Dass angesichts des möglichen Risikos, das KKG Monate weitergelaufen ist, nennt er „einen Skandal“: „Es war das erste Mal in Deutschland, dass eine Anlage am Netz blieb, obwohl man nicht ausschließen konnte, dass der Riss während des Betriebs entstanden ist.“
Majer sieht darin einen groben Verstoß gegen die bisherige Sicherheitsphilosophie: „Unsere Kultur war immer klar: Wir müssen auf der sicheren Seite sein.“ Doch die Führung des Ministeriums unter dem damaligen Ressortchef Norbert Röttgen (CDU) sah keinen akuten Handlungsbedarf. Seine Einschätzung über den möglichen Riss teilte Majer auch dem Chef der Abteilung für Reaktorsicherheit, Gerald Hennenhöfer, mit: „Ich kann die Entscheidung nicht mittragen, das Risiko ist zu hoch.“
Die Opposition brachte zudem wirtschaftliche Gründe ins Spiel, nachdem der Stillstand eines KKW einen Verlust von einer Million Euro am Tag mit sich bringt. Der hätte durch eine längere Produktionspause für E.ON groß werden können, da womöglich 2010 ein passendes Ersatzteil für das KKG nicht zur Verfügung stand. So zumindest steht es in einer parlamentarischen Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion vom November 2012, in der sie vor allem der Rolle Hennenhöfers, der von 1998 bis 2003 für E.ON und den Vorgängerkonzern Viag gearbeitet hatte, bei der Behandlung des Falls auf den Grund gehen wollte.
Doch wirtschaftliche Überlegungen seien nicht Gegenstand der Entscheidungsfindung gewesen, schreibt die Bundesregierung in ihrer Antwort. Die Ergebnisse würden „auch in der Rückschau das Vorgehen der Beteiligten“ bestätigen. KKG-Chef Reinhold Scheuring, der Leiter des bayerischen Umweltministeriums Wolfgang Lazik und E.ON-Sprecherin Petra Uhlmann haben während der öffentlichen Debatte 2011 stets beteuert, dass alle Beteiligten die richtigen Schlüsse gezogen und die sicherheitstechnischen Bewertungen stets Bestand gehabt hätten. Der sichere Betrieb des KKG sei gewährleistet gewesen. Das hat Uhlmann auf Anfrage dieser Zeitung in einer aktuellen Stellungnahme noch einmal bekräftigt.
Die Bundesregierung verweist auf ein Gutachten von Materialprüfern der Uni Stuttgart, das das Ministerium in Auftrag gegeben und einen „nicht eindeutig geklärten Schädigungsmechanismus“ des Rohrs bestätigt hatte. Deswegen sei der Austausch für die Revision im März 2011 empfohlen worden. Ursprünglich, so sagt Majer, habe man ihn erst für 2012 oder 2013 in Erwägung gezogen.
Doch wie war man zur Einschätzung gelangt, die Anlage weiterlaufen zu lassen? Das Bundesministerium hat gegenüber dieser Zeitung erklärt, dass die Entscheidung auf einer Beratung mit der Reaktorsicherheitskommission (RSK) basiert habe. Doch der damalige Unterabteilungsleiter Majer nennt die betreffende RSK-Sitzung vom Dezember 2010 „einen Hammer“. Er selbst war im Urlaub; im Gremium habe es nur einen mündlichen Vortrag gegeben und man habe auf dieser Basis ein Meinungsbild abgefragt. Majer zufolge „eine eigenartige Sitzung ohne normale Vorbereitung“. Auch danach blieb es beim Weiterbetrieb des KKG; laut Bundesumweltministerium habe „unabhängig von der weiterhin offenen Schadensursache“ kein RSK-Experte „eine Risswachstumsgeschwindigkeit für vorstellbar“ gehalten, die zu einer kritischen Risstiefe hätte führen können. Fragen der Grünen zu den Umständen dieser Sitzung ließ die Bundesregierung im Dezember 2012 unbeantwortet. Nach der RSK-Sitzung meldete E.ON den Befund offiziell an die Atomaufsicht – „vorsorglich und vorläufig“.
Eine weitere Ungereimtheit: Majer sei aufgrund eines anonymen Hinweises auf die auffälligen Messungen im KKG aufmerksam geworden. Danach, so sagt Majer gegenüber dieser Zeitung, habe er sich den Fall von der bayerischen Atomaufsicht schildern lassen. Nachdem er zum Schluss gekommen war, dass der Atommeiler sofort abgeschaltet werden müsse, habe er eine „Weisung“ an das Münchner Ministerium erlassen, sagt er. Sie sei von seinen Vorgesetzten aufgehoben worden, was ein „tiefes Zerwürfnis“ zwischen Hennenhöfer und ihm zur Folge gehabt habe. Das Bundesumweltministerium lässt in einer Stellungnahme gegenüber dieser Zeitung die Rolle Hennenhöfers offen, verweist darauf, dass der Chef der Reaktorsicherheit mit dem zuständigen Fachreferat – gemeint ist offenbar Majers Abteilung – „gemeinsam“ entschieden habe. Aus München heißt es: „Eine Weisung zur Abschaltung durch das Bundesumweltministerium gab es nicht. Dies wäre auch nicht veranlasst gewesen.“ Majer schlussfolgert, dass es „politischer Wille“ gewesen sei, das KKG weiterlaufen zu lassen: „Das kann man so sagen.“
Majers Kritik geht so weit, dass er sogar die Gültigkeit der Betriebsgenehmigung des KKG in Zweifel zieht: wegen des nicht gemäß der Pläne angefertigten Rohrstücks. Diese Auffassung habe er dem Betreiber E.ON mitgeteilt. Man habe ihm geantwortet, dass sich die Rechtsabteilung damit befassen werde. Danach habe er nichts mehr aus der Firmenzentrale in Hannover gehört.
In ihrer aktuellen Stellungnahme verurteilt E.ON-Sprecherin Uhlmann Majers Vorgehen auf Schärfste. Er diskreditiere nicht nur die Arbeit von E.ON, sondern auch die der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde und des Gutachters. Es sei absurd, dass der bekennende Kernenergiegegner in seinem Ruhestand vermeintliche Sicherheitsdefizite anklage, für die er während seiner Dienstzeit keine überzeugenden technischen Gründe vortragen konnte. „Herr Majer lässt nichts unversucht, die Kernkraftwerke ungerechtfertigt in der Öffentlichkeit zu diskreditieren und die Bevölkerung zu verunsichern, in dem er aus seiner damaligen Position persönlich Profit zu schlagen versucht.“
Ich halte mich für aufrichtig, ehrlich und gehe verantwortlich mit meiner Arbeit um.
Ich bin maßlos enttäuscht, dass man deshalb zum Verbrecher vorverurteilt wird.
In unserem täglichen Leben sind wir einander auf Vertrauen angewiesen.
Ich bitte sie, haben sie auch das Vertrauen in mich und der Betriebsmannschaft im KKG.
Ohne dieses gegenseitige Vertrauen geht unsere Gesellschaft zu Grunde.
In Deutschland wäre an einem solchen Standort niemals ein Kernkraftwerk errichtet worden. Dort hat man das Gelände an der Küste bei der Errichtung extra abgetragen, um die Kühlwasserpumpen kleiner auslegen zu können.
Das Gelände, auf dem das KKG errichtet worden ist wurde extra aufgeschüttet, um bestmögliche Vorsorge gegen Hochwasser zu haben.
Three Mile Island
Was ist denn dort passiert? Da war doch was?
Ja, am 28. März 1979 ereignete sich dort ein Kernschmelzunfall in Block 2. Und warum wurden hier keine Landstriche verseucht und evakuiert.
Die Technik war schuld! Das Containment hat das gemacht, wofür es errichtet worden ist. Das Containment hat die Radioaktivität zurück gehalten.
Mal ehrlich. Was macht das Autofahren sicher?
....
1. Unfälle in Versuchsreaktoren:
In Versuchsreaktoren werden Zustände absichtlich zu Versuchszwecken herbeigeführt um Erfahrungen zu sammeln. Diese Erfahrungen können sowohl positiv als auch negativ sein.
Entsprechende Erfahrungen werden bei der reaktorpysikalischen Auslegung von Kernkraftwerken berücksichtigt.
2. Tchernobyl:
Dieser Störfall kann aus reaktorpysikalischen Gründen in einem deutschen Kernkraftwerk niemals passieren.
3. Betriebsführung
Die Betriebsführung in einem Kernkraftwerk wird immer dem aktuellsten Kenntnissen angepasst. Der Umgang mit der Kerntechnik in den 60/70ern ist mit dem von heute nicht zu vergleichen.
4. Fukuschima:
In Deutschland ...
Man hält es kaum für möglich, wie sich die Leute hier angiften. Teilweise mit Verleumdungen, mit den man glatt vor Gericht ziehen könnte.
Kann man sich in diesem Land nicht OBJEKTIV über die Kerntechnik unterhalten?
Mit Kernkraftkritikern kann man sich unterhalten.
Aber mit Kernkraftgegnern nicht. Denn diese ignorieren Fakten und Bewertungen hartnäckig, wenn sie nicht der eigenen Weltanschauung - Ideologie- entsprechen.
Schade eigentlich, denn die eigene Verunsicherung und Unkenntnis ist doch der Hauptgrund für die Angst und indiskutable Ablehnung der Kerntechnik.
Ich arbeite im Kernkraft Grafenrheinfeld und niemand will mir glauben, mit welcher aufwendigen Sorgfalt wir unserer Arbeit nachgehen.
Ich bin erbost darüber, wie Leute, die sich nicht mit der Technik auskennen und sich auch nicht aufklären lassen wollen mich durch den Dreck ziehen als wäre ich ein Herz loses Ungeheuer.
Hat...
http://www.who.int/ionizing_radiation/pub_meet/fukushima_report/en/index.html
Ein 172 Seiten dicker Bericht, erstellt von einigen hundert Wissenschaftlern. Um das Ergebnis zu spoilern: Die gesundheitlichen Folgen sind gering bis vernachlässigbar.
Dieser Bericht hat international mehr für die Rehabilitierung der Kernenergie getan, als die machtlose Atomlobby.
Diese Maßnahmen sind unnötig.
Um das nochmal klar darzustellen:
Die "Hotspots" in Fukushima verursachen eine Mehr-Strahlenbelastung von 10 mSv/a, wenn man dort ein ganzes Jahr wohnt.
Es gibt Regionen in Brasilien, Indien und Iran, dort liegt die Mehr-Strahlenbelastung bei bis zu 200mSv/a (durch natürliche Einflüsse). In diesen Regionen leben seit jahrtausenden Menschen.
Ihre Bewegung macht den Menschen eine irrationale Angst vor Strahlung und Kernenergie, und wenn die Menschen dann voller Angst übertriebene Vorsicht walten lassen, und sich damit ihre Lebensfreude kaputt machen, ist die Kernenergie schuld, und nicht ihre Panikmache?
HIER der neueste Bericht. Er ist so KONSERVATIV wie möglich erstellt (er wendet das LNR-Modell an, das seit 1950 als widerlegt gilt!). Durch Fukushima steigt die Krebswahrscheinlichkeit weniger, als wenn man von Bayern nach NRW zieht!
http://www.who.int/mediacentre/news/releases/2013/fukushima_report_20130228/en
Wenn alles bisher todsicher war, warum muss dann in Grafenrheinfeld eine so große Schutzmauer um das Zwischenlager gebaut werden? Auch das Zwischenlager gehört zu einem AKW. Bei dem Super-GAU in Fukushima ist es bei Zwischenlagern (Abklingbecken, Abkühlbecken) zu einer Kernschmelze gekommen.
Die Kontaminationen in Tschernobyl reichten bis zu 150km weit. Greenpeace geht von bis zu 100'000 Toten insgesamt durch Tschernobyl bis zum Jahr 2040 aus (die WHO rechnet mit bis zu 6000). Durch Tschernobyl haben über zweihunderttausend Liquidatoren Strahlendosen von mehr als 100 mSv abgekriegt.
Einige Gebiete in Tschernobyl sind großflächig mit bis zu 200mSv/Jahr kontaminiert, in Hotspots vielleicht mehr.
Durch Fukushima haben 2 Arbeiter mehr als 100 mSv abbekommen. Das waren die beiden höchsten Dosisleistungen.
Die Hotspots würden bis zu 10mSv/Jahr Strahlung verursachen, wenn man dort ein ganzes Jahr lebt.
Um das ins Verhältnis zu setzen: Es gibt Regionen in Indien, Iran und Brasilien die haben ein natürliches Strahlenniveau von 50 bis 250 mSv/Jahr.
In diesen Regionen leben seit Jahrtausenden Menschen ohne negative Folgen.
Die Wissenschaft unterstützt ihre Behauptungen nicht.
Die EU hat doch mit ihrer Überprüfung light festgestellt, dass jedes Atomkraftwerk in Europa Mängel hat. Von den „Endlagern“ ganz zu schweigen. Das Bergwerk Asse hat doch gezeigt, dass Salzstöcke völlig ungeeignet sind. Übrigens war das Bergwerk von der Gesellschaft für Strahlen- und Umweltforschung (GSF) in München mit Bundesmitteln gekauft und betrieben worden.
Aber es scheint so, als glauben sie an den Osterhasen!
Und welche Diskussionsfront, wir sind hier nicht im Krieg. Oder sind sie einer jener die sich gegen die Polizei stellen, beim sogenannten "Castor schottern", das kann man allerdings mit solchem Vokabular bezeichnen.
Die Laufzeitverlängerung von Schwarz-Gelb sah vor, dass ältere KKW 38 Jahre Laufzeit haben durften, und neuere KKW 42 Jahre Laufzeit haben dürfen.
Ein Neubau von Kraftwerken stand nie zur Diskussion.
Beim "Atomausstieg" der Schweiz wurde beschlossen, dass die schweizerischen KKW 60 Jahre laufen dürfen und ein Neubau auf unbestimmte Zeit verschoben wird.
Die Politiker die diesen "Ausstieg" der Bevölkerung erklärt haben, sagten der Bevölkerung, dass dieser Ausstieg enorm teuer wird. (In Deutschland hat man uns gesagt das wäre fast kostenlos zu schaffen).
Was ich sagen will: der "Ausstieg" in der Schweiz (auch hier von vielen bejubelt) war stärker pro-Atom als die Rücknahme des Ausstiegs von Schwarz-Gelb.
An Zigaretten sterben 120'000 Menschen jedes Jahr in Deutschland.
DIE haben eine mächtige Lobby.
Können sie sich einen Ausstieg aus der Zigarettenindustrie vorstellen?
Der freut sich, wenn er jemanden einstellen kann, der von zuhause aus Risse, Einschlüsse und Undichtigkeiten im Werkstoff/in den Schweißnähten feststellen und die teueren Prüfgeräte verkaufen kann.
Das einzige Problem wird sein, dass er, so wie ich ihn kenne, überhaupt nicht auf Polemiker und Schwarzseher steht...