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SCHWEINFURT
Demo "Je suis Charlie": "Wir trauern kämpferisch"
Gemeinsam für ein tolerantes Miteinander: Gut 350 Menschen demonstrierten am Mittwochabend in Schweinfurt.
Foto: Anand Anders | Gemeinsam für ein tolerantes Miteinander: Gut 350 Menschen demonstrierten am Mittwochabend in Schweinfurt.
Mathias Wiedemann
 |  aktualisiert: 26.04.2023 22:54 Uhr

„Salam, grüß Gott, Schalom“ – so begrüßte Yasin Yavuz die gut 350 Teilnehmer der Solidaritätskundgebung „Je suis Charlie“ am Mittwoch auf dem Georg-Wichtermann-Platz. Aufgerufen hatte die SPD zusammen mit Grünen, Linken, DGB, AWO, Alevitischer Gemeinde, Ditib-Moschee und Kirchen. Auch die CSU rief ihre Mitglieder auf teilzunehmen.

Yasin Yavuz ist Vorstandsvorsitzender der Schweinfurter Ditib-Moschee, der größten muslimischen Gemeinde der Stadt. Die Taten von Paris seien unmöglich mit dem Islam zu rechtfertigen: „Im Koran ist eindeutig beschrieben, dass keinem Menschen das Recht zusteht, einen anderen Menschen zu töten. Falls dies doch passieren sollte, dann ist es so zu sehen, als hätte derjenige die gesamte Menschheit ermordet.“

Neben den Opfern würden insbesondere aufrichtige und friedliche Muslime von solchen Ereignissen am meisten getroffen, so Yavuz. Oft seien in den Medien die Wörter Islam und Terrorismus in engem Zusammenhang zu lesen. „Verallgemeinerungen und Diffamierungen spielen nur den Terroristen in die Hände.“

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Selbstverständlich, so Kathi Petersen, Landtagsabgeordnete der SPD, gehöre zu demokratischen Gesellschaften auch die Religionsfreiheit. Menschen jeglichen Glaubens müssten aber auch akzeptieren, dass andere ihre Glaubengemeinschaft kritisieren – „auch in Form von Satire, das ist Meinungs- und Pressefreiheit“. Gott oder Allah werde aber nicht durch Karikaturen geschmäht, sondern durch Mörder, die seinen Namen missbrauchen.

Dem schloss sich Sinan Öztürk an: „Satire muss sein!“ Öztürk ist Gewerkschafter, Linken-Stadtrat und Alevit. Wie Petersen wandte auch er sich gegen eine Verschärfung der Gesetze. Die in Frankreich praktizierte Vorratsdatenspeicherung habe die Attentate nicht verhindern können.

DGB-Regionsvorsitzender Frank Firsching stellte die Trauer in den Mittelpunkt seines Statements: „Wir trauern kämpferisch.“ Es dürfe „den Demagogen von Pegida, AfD, NPD und Co.“ nicht gelingen, die Attentate zu instrumentalisieren gegen die hier lebenden Moslems, und Hass zu schüren.

Das Stichwort Pegida hatte nicht im Aufruf gestanden – es schwang dennoch bei allen Appellen zu Einigkeit im Sinne eines pluralistischen und toleranten Gemeinwesens mit. Stefan Fuchs von den Grünen wurde deutlich: „Von euch will ich mich nicht verteidigen lassen. Mit diesem Abendland will ich nichts zu tun haben.“

 
 
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  • graurich@aol.com
    Es ist schon erstaunlich, dass man sich gegen eine Instrumentalisierung der Morde von Paris ausspricht, aber genau dies - ausgerechnet im Rahmen einer Trauerfeier - selber tut.

    Da wollen Muslime mit der ständigen Behauptungen, der Islam habe rein gar nichts mit Terror zu tun, die längst überfällige Selbstkritik ihrer Religion bereits im Keim ersticken und Parteifunktionäre haben schon bei der Trauerfeier die politische Forderung im Gepäck, Gesetzesänderungen wären auch angesichts der erhöhten Gefährdungslage nicht notwendig und sind strikt abzulehnen.

    Wer nun geglaubt hat, jedenfalls die Aussage “wir trauern kämpferisch” wäre eine klare Botschaft an die mordenden Terroristen, der irrt gewaltig. Nicht gegen fundamentalistische Mörder richtet sich der Zorn, sondern gegen deutsche Bürger, die ihren Sorgen bei friedlichen Demonstrationen Ausdruck geben.

    Anstatt den Bankrott der eigenen illusionären Politik einzugestehen, richtet sich die Wut gegen die, die immer gewarnt haben.
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