Vor über zwei Jahren habe ich dich in einem humorvollen Gespräch trotz des traurigen Anlasses interviewt und du hast mir erzählt, wie es zu dem Unfall kam und wie es dir in der Zeit danach ergangen ist. Wie geht es dir heute?
Gesundheitlich geht‘s mir sehr gut bis auf einen Muskelriss im linken Bein, den ich mir während dem Yoga-Training zugezogen habe. Glücklicherweise habe ich nicht vor, in naher Zukunft Fußball zu spielen.
Lebst du noch mit deiner Freundin im australischen Cairns? Und was macht ein Rollstuhlfahrer wie du in der Freizeit?
Glücklich bis ans Lebensende! Wir leben nach wir vor noch in unserem kleinen Paradies im tropischen Cairns. Wir lieben es hier, das ist der beste Platz für uns. In der Freizeit trainiere ich viel und organisiere meine kleinen Abenteuer. Zum Beispiel habe ich mit der Drohnen-Fotografie angefangen und habe einen Foto-Kalender für 2018 in Arbeit. In meiner Freizeit versuche ich das Nichtstun zu genießen und sitze am liebsten unter einem Baum im Schatten und schau auf das Meer.
Hast du dein IT-Diplom gemacht, wie du es bei unserem letzten Interview geplant hattest?
Mein IT-Diplom habe ich zwar nicht gemacht, aber habe ich mein IT-Zertifikat III erfolgreich abgeschlossen. Danach habe ich einen Schulkurs in der Buchhaltung angefangen, welchen ich aber abgebrochen habe, da ich in diesem Bereich keine Zukunft für mich gesehen habe.
Wie ich dich kenne, hast du bestimmt nicht den Sport aufgegeben. Außerdem liebst du es doch immer noch zu fliegen?
Stimmt, momentan stecke ich meine komplette Energie in die Vorbereitung für ein acht Kilometer langes Schwimmen in offenen Gewässern von Magnetic Island nach Townsville, was am 30. Juli stattfindet. Außerdem planen vier Freunde und ich momentan ein großes Projekt für das nächste Jahr. Es nennt sich „Wheels to the sky“. Wir wollen mit Motorschirmen 1400 Kilometer von Byron Bay nach Cairns die Ostküste Australiens hochfliegen. Dabei sammeln wir Spenden für „Lifeflight“, ein Helikopter-Rettungsdienst, und für die Perry-Cross-Foundation, die Wirbelsäulenforschung macht. Das Abenteuer wollen wir in einer Filmdokumentation festhalten, um Menschen zu zeigen, dass alles möglich ist.
Dann bist du deinem großen Traum, irgendwann wieder fliegen zu können also schon sehr viel näher gekommen!
Ich bin bereits des Öfteren in einem Verkehrsflugzeug geflogen! In meiner Fallschirm-Sprungschule habe ich Freunden beim Rauspringen aus dem Flugzeug zugesehen und im August mache ich einen zweiwöchigen Kurs für meinen Motorschirm-Schein. Ich stehe – oder in meinem Fall sitze – also kurz davor, mein ursprüngliches Ziel in fünf Jahren wieder fliegen zu können, zwei Jahre früher zu erreichen.
Ich sehe, du hast immer noch deinen Humor und Optimismus behalten…
Neben einer guten Portion schwarzen Humor bin ich nach wie vor noch am Leben und ein halbwegs guter Problemlöser geworden.
Hast du denn durch den Unfall Erlebnisse gehabt, die du sonst wahrscheinlich niemals gehabt hättest?
Ich habe jeden Tag die Freude am eigenen Leib erfahren zu dürfen, wie Menschen auf Menschen in Rollstühlen reagieren.
Warst du inzwischen mal wieder in deiner alten Heimat in Reichenberg? Was für ein Gefühl ist es nach so langer Zeit wieder die Heimat zu besuchen und ist es dir schwer gefallen, wieder abzureisen?
Wir waren im Juli letzten Jahres in Reichenberg und es war ein tolles Gefühl wieder an dem Platz zu sein, wo ich meine Kindheit und Jugend verbringen durfte. Eine Menge alter Erinnerungen kamen hoch und ich konnte all dies mit meiner Freundin Maree, meiner Familie und den alten Freunden von früher teilen. Schwergefallen ist mir die Abreise nicht wirklich, da ich nach sechs Wochen Urlaub mein geliebtes Cairns doch etwas vermisst habe – vor allem die milden Temperaturen und das Meer.