
Zwei Jahre nach dem Mord an ihrem Freund Stefan R. auf einer Insel in der Südsee kämpft Heike Dorsch immer noch mit den Erinnerungen. Fast wäre die 39-Jährige aus Estenfeld (Lkr. Würzburg) selbst dem Täter zum Opfer gefallen, der sich Wochen später den Behörden stellte – und seine Tat dann als Notwehr bezeichnete.
Wenige Tage nach der Bluttat kehrte Heike Dorsch in ihre Heimat zurück, schlüpfte erst einmal bei ihrer Familie unter, versuchte, wieder Fuß zu fassen. Sie wartet ebenso wie die Eltern des getöteten Stefan R. darauf, dass dem einheimischen Verdächtigen wegen Mordes und versuchten Mordes auf Tahiti der Prozess gemacht wird. Dort sitzt Henri Arihano in Untersuchungshaft.
Doch die Justiz in Französisch-Polynesien lässt sich – nach einer Voruntersuchung samt Tatort-Rekonstruktion sechs Monate nach dem Verbrechen – viel Zeit. Weil das Opfer ein Deutscher aus Pinneberg war, unterstützt die zuständige Staatsanwaltschaft Itzehoe die Ermittlungen. Auch dort war Mitte der Woche von einem Prozesstermin nichts bekannt. Man rechnet nicht vor der Jahreswende 2014 damit.
Heike Dorsch hat indessen ihre Erinnerungen an das Leben als Weltumsegler vor dem Mord in dem Buch „Blauwasserleben“ niedergeschrieben. Und fast auf den Jahrestag genau kommt sie am Samstag in einer vierstündigen Fernsehdokumentation als einer jener Menschen zu Wort, die den Kampf gegen den Tod gewonnen haben und darüber berichten, wie das tiefgreifende Erlebnis sie verändert hat.
Denn eigentlich wollte der Mörder ihres Freundes auch sie töten. Nur mit viel Glück entkam sie. Darüber wird Heike Dorsch am Samstagabend in einer vierstündigen Fernsehdokumentation in Spiegel-TV berichten. Neben ihr wird Elaine Mayerhofer zu Wort kommen, die bei der Seilbahnkatastrophe in Kaprun knapp überlebte, aber einen Teil ihrer Familie verlor, Österreichs Skifahrer-Legende Hermann Maier, der mit dem Motorrad stürzte, der krebskranke CDU-Politiker Wolfgang Bosbach, Dompteur Christian Walliser, der von einem Tiger attackiert wurde und Hochseilartist Johann Traber, der aus 52 Meter Höhe abstürzte.
Heike Dorschs Buch erzählt von einem Traum: Der Liebesgeschichte zweier junger Menschen, die 17 Jahre lang die Idee verband, als Entdecker auf gut Glück auf den Ozean hinaus zu fahren. 2008 starteten sie von der Türkei aus mit ihrem Katamaran. Nach drei Jahren wurde der Traum in der Südsee zum Albtraum. Den Tod ihres Freundes hat sie bis heute nicht verarbeitet: „Mein Kopf weiß, dass er tot ist, die Seele hat das noch nicht realisiert.“ Sie trauert noch immer, aber im Interview mit dieser Zeitung zeigte sie sich im vorigen Jahr auch kämpferisch: „Ich werde wieder reisen, ich werde wieder segeln gehen.“
Die TV-Dokumentation „Ich habe überlebt! Im Angesicht des Todes“ läuft am Samstag um 20.15 Uhr auf Vox.