
Würzburg/Berlin - Im Geschäft mit willigen, aber nicht billigen Damen treibt ein Würzburger Bauherr ein Pilotprojekt in Berlin voran: Wellness-Tempel statt Billig-Bordell.
Seit Jahren klagt das älteste Gewerbe der Welt über sinkende Umsätze. Viele Lotterbetten bleiben leer, den Kunden sitzt der Euro nicht mehr so locker. Überdies lockt der kleine Grenzverkehr nach Tschechien oder Polen mit schnell erreichbaren Billig-Angeboten.
Dies führt hierzulande zur Suche nach neuen Ideen, um käuflichen Sex zeitgemäß zu präsentieren. Ein Weg dabei: Auf der Gesundheits- und Wohlfühl-Welle mit zu reiten, für die der Kunde noch Bereitschaft zum Geld ausgegeben zeigt.
Ein solches Projekt entsteht unter Würzburger Regie gerade in Berlin, in einer früheren Lagerhalle direkt am Messegelände beim Funkturm: Auf mehreren Etagen bietet man ein buntes Angebot mit Fitness, Solarium, Sauna, Hamam (türkisches Dampfbad), Saftbar und Kino, Friseur oder Kosmetik-Studio - aber auch die Damenwahl.
Ein Sprecher der Firma rechnet mit 50 bis zu 100 käuflichen Damen, die ihre Dienste in dem neuen Haus anbieten werden. Man(n) zahlt etwa 70 bis 80 Euro Eintritt bei Betreten des Wellness-Clubs. Das übrige muss mit den Damen selbst ausgehandelt werden. Ungewöhnlich ist auch: Alkoholische Getränke sind tabu, was Konflikte vermeiden soll.
Die Berliner Bauverwaltung hat gegen den Verkehrsbetrieb im Gewerbegebiet am Funkturm nichts einzuwenden. "Da stört es nicht," meint man bei unserem Anruf. "Das Projekt ist seit Monaten genehmigt." Der Bauherr sei aus Würzburg, bestätigt man auf Anfrage.
Auch die Verwaltung von Frauen- und Wirtschaftssenator Harald Wolf (PDS) hat keine Einwände. Erfahrungsgemäß seien Bordelle, die ihren Geschäftszweck offenbaren, leicht zu kontrollieren. Probleme wie Menschenhandel und illegale Beschäftigung ausländischer Frauen gebe es eher in der "verdeckten" Szene.
Offiziell wundert sich niemand darüber, dass ein auswärtiger Investor im Berliner Rotlicht einen Wellness-Club finanziert. Offensichtlich geschieht dies mit Duldung einheimischer Unternehmer, die sonst ein Eindringen in ihr Revier gewiss nicht dulden würden.
Bauherr S. will sich in Würzburg zu dem Projekt nicht äußern, nachdem eine erste Vorstellung in Berlin schon zu erheblichem Rauschen im Blätterwald führte. Er verweist auf seinen Würzburger Rechtsberater Norman Jacob. Laut dem Anwalt wurde eigens dafür die Gesellschaft Klein-Paris-GmbH gegründet. Zu Fragen nach Baukosten, Geldgebern und der Konkurrenten bleibt der Anwalt verschwiegen.
Er habe seinem Mandanten bei der bundesweiten Suche nach einem geeigneten Standort für das Projekt Wellness-Club geholfen, umreisst Jacob seine Aufgaben bei einer Präsentation der Pläne. Das "Klein-Paris" soll im Frühjahr 2005 pünktlich zur Erotik-Messe "Venus" fertig sein, die alljährlich auf dem gegenüber liegenden Messegelände stattfindet.