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RIEDEN
Belohnung im Fall Simone Strobel: 10 000 Euro für Infos
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 07.04.2020 10:31 Uhr

Neun Jahre ist der Tod von Simone Strobel in Australien ungeklärt, so lange warten ihre Eltern in Rieden (Lkr. Würzburg) in quälender Ungewissheit: Warum musste ihre Tochter in der Nacht des 11. auf 12. Februar 2005 sterben? Wer hat die 25-Jährige auf einem Campingplatz in Lismore getötet, entkleidet und in der Nähe unter einem Bündel Zweigen versteckt?

„Die Antwort darauf wäre ungemein wichtig für uns“, betonen Simones Eltern, die noch immer um ihre Tochter trauern. Vater Gustl Strobel sagt: „Dann könnten wir endlich Abschied nehmen. Ob und wie jemand bestraft wird, ist für uns nicht so wichtig – aber wir müssen erfahren, was passiert ist.“

Bei ihm und den Ermittlern, die selbst kleine Spuren zäh verfolgen, keimt wieder Hoffnung. Wie diese Zeitung erfuhr, machen die Ermittler zum neunten Todestag einen neuen Anlauf, um das Verbrechen an der Kindergärtnerin zu klären.

Das bayerische Landeskriminalamt hat 10 000 Euro Belohnung ausgesetzt. Das Geld winkt demjenigen, der entscheidende Hinweise zur Klärung des Falles beitragen kann, sagt Polizeisprecher Karl-Heinz Schmitt im Polizeipräsidium Unterfranken.

Simones Begleiter bei der Australien-Reise – ihr Freund Tobias, seine Schwester Kathrin sowie ein Bekannter namens Jens – könnten entscheidend zur Klärung des Gewaltverbrechens beitragen. Sie verwickelten sich bei den Nachforschungen in Widersprüche. Die Drei werden von den Ermittlern nach wie vor als „die einzigen erkennbaren Verdächtigen“ geführt, vergewisserte sich diese Zeitung vorige Woche. „Alle drei wissen mehr, als sie sagen“, betont ein Kripo-Mann. „Und sie müssen sich fragen lassen, warum sie in wichtigen Punkten bei der Polizei falsche Angaben gemacht haben.“

Zu einer Festnahme oder Anklage reichten die Indizien nicht. Während Simones Freund und seine Schwester sich später weigerten, zu einer Voruntersuchung nach Australien zurückzukehren, nahm Jens als einziger an der Befragung teil. Seinen Worten zufolge soll Simones Freund die Mitreisenden massiv beeinflusst haben, über einen Streit mit Simone zu schweigen. Die Anhörung lieferte dazu weitere Indizien: In den Tagebüchern von Simone und Tobias ist davon ebenfalls die Rede.

Tobias und seine Schwester kehrten nach Deutschland zurück. Beide weigerten sich auf Anfrage mehrfach, Fragen zu dem Fall zu beantworten und drohten mit rechtlichen Schritten. Alle Drei schwiegen dazu – bei der Kripo als auch später gegenüber Simones nachforschendem Vater –, was in jener Nacht passiert ist.

Die Belohnung zielt auch auf Personen aus dem Bekanntenkreis der Drei, denen sie sich anvertraut haben könnten – aber auch auf Zeugen in der Nähe des Tatortes, die Hinweise geben können. „Die Belohnung kann auch in Australien ausgezahlt werden“, bestätigt ein Ermittler.

Simone war am 3. August 2004 zusammen mit ihrem Freund nach Australien geflogen, zu einem einjährigen Aufenthalt mit einem sogenannten Work-Holiday-Visum. Am 26. Januar 2005 bekamen sie Besuch von Jens und Kathrin, die am 17. Februar zurückfliegen wollten. Am 11. Februar nahmen sie Quartier auf dem Campingplatz in Lismore. Den Abend verbrachten die Vier in einem Pub in der Innenstadt und kehrten gemeinsam zum Campingplatz zurück. Dann verschwand Simone mitten in der Nacht.

Ihre Leiche wurde sechs Tage später auf einem umzäunten Sportgelände gefunden. Sie war offenbar erstickt worden. Ein Profiler – dessen Schlussfolgerungen der Redaktion vorliegen – geht davon aus, dass beim Transport der Leiche durch ein Loch im Zaun auf das Sportgelände mehr als eine Person zusammengearbeitet haben muss, sonst hätten sich andere Verletzungsmuster gezeigt. Er und die Ermittler sind überzeugt davon, dass ihre drei Freunde wissen, was mit Simone geschah.

Daran hat Simones Vater lange gezweifelt, ehe ihn eine Fülle von Fakten überzeugte – und die hartnäckige Weigerung seines einstigen Fast-Schwiegersohnes kränkte, an der Aufklärung mitzuwirken. „Selbst wenn es ein Unfall war, kann man doch nicht so mit ihr umgehen“, sagt Strobel. „Er soll die Wahrheit sagen, das wäre enorm wichtig für uns.“

 
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