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WÜRZBURG
Bedarf wird noch steigen
Gisela Rauch
 |  aktualisiert: 17.12.2014 19:37 Uhr

Die meisten minderjährigen unbegleiteten Flüchtlinge, die in Unterfranken landen, kommen mit dem Zug. Mit Deutschland als Ziel sind sie in südeuropäischen Staaten ins Abteil gestiegen, fahren solange nordwärts, bis die Bahnpolizei sie aufgreift. „Einige Flüchtlinge hat die Polizei wohl auch an der Autobahnraststätte aus Kleinbussen gezogen; die meisten Flüchtlinge sind aber tatsächlich per Bahn nach Würzburg gekommen“, sagt Jürgen Keller, stellvertretender Leiter der Evangelischen Kinder-, Jugend- und Familienhilfe in Würzburg. Seine Einrichtung betreibt eine Clearingstelle für minderjährige Flüchtlinge.

Ihre Zahl hat in diesem Jahr stark zugenommen. Allein in Unterfranken lebten aktuell rund 200 junge Flüchtlinge, sagt Johannes Hardenacke, Sprecher der Regierung von Unterfranken. Derzeit stelle man in der Region für die Unterbringung der Minderjährigen 196 Plätze bereit – davon seien 162 aufgrund des starken Andranges kurzfristig geschaffen worden. Hardenacke sagt, man rechne damit, dass der Bedarf an Plätzen noch weiter steige. Von mindestens 300 minderjährigen unbegleiteten Flüchtlingen fürs Jahr 2014 gehe man aus. Vermutlich würden es aber mehr.

Im Gegensatz zu erwachsenen Flüchtlingen landen unbegleitete minderjährige Flüchtlinge nicht in Erstaufnahmeeinrichtungen für Asylbewerber. Hat die Polizei die Personalien der jungen Männer – fast alle minderjährigen Flüchtlinge sind männlich – geklärt, werden sie in die Missionsärztliche Klinik gebracht und dort untersucht. „Das dauert meist ein paar Stunden, selten ein paar Tage“, sagt Keller. Und kommen die Jugendlichen aus der Klinik, brauchen sie eine Unterkunft – erst mal für zwölf Wochen. Solange dauert die sogenannte Clearingphase.

„Unser Auftrag ist es, in diesen zwölf Wochen herauszufinden, was aus dem jungen Flüchtling werden soll. Zuallererst suchen wir einen Vormund für den Minderjährigen. Zweitens laufen weitere medizinische Untersuchungen. Drittens wird der Schulbesuch in einer speziellen Flüchtlingsklasse in die Wege geleitet“, sagt Keller. Ziel sei, dass die Jugendlichen sich nach den zwölf Wochen der Clearingphase auf einem sehr einfachen Level auf Deutsch verständigen könnten. Ziel sei weiterhin, eine mittelfristige Perspektive für die jungen Menschen zu finden. Können sie eventuell eine reguläre Schule besuchen? Eignen sie sich für das Leben in einer betreuten Wohngruppe? Brauchen sie einen Therapeuten?

In einem großen Kraftakt sind in Unterfranken in letzter Zeit kurzfristig Wohngruppen geschaffen worden, in der die Minderjährigen während der Anfangszeit leben können. Zusätzlich nutzt die Evangelische Kinder- und Jugendhilfe die Möglichkeit, minderjährige Flüchtlinge in Bereitschaftspflege-Familien unterzubringen. Diese Familien haben ein Aufnahmeverfahren durchlaufen, haben meist einen therapeutischen oder pädagogischen Hintergrund und bekommen für die Zeit der Betreuung ein Gehalt, das dem einer Erzieherin ähnelt.

 
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