
Die Ernte ist in vollem Gange. Doch die Trockenheit im Frühjahr und die große Hitze der letzten Wochen machen den fränkischen Bauern zu schaffen. „Die diesjährige Ernte wird wegen der extremen Wetterbedingungen deutlich geringer ausfallen als 2014“, sagt Dr. Wilhelm Böhmer, Direktor des Bauernverbands für Ober- und Unterfranken. Beim Getreide sei je nach Art mit Rückgängen zwischen zehn und 60 Prozent zu rechnen. Auf schwierigen Standorten sind auch Totalausfälle nicht auszuschließen. „Das Problem ist, dass in Unterfranken im Mai und Juni kaum Regen gefallen ist“, sagt Böhmer.
Raps wird bereits gedroschen, hier rechnet der Bauernverband mit 20 Prozent weniger Ertrag. „Schwierig sind derzeit noch Prognosen für den Mais“, so der Direktor. „Für den Futterbau und die Zuckerrüben hoffen wir, dass es noch ordentlich regnet, sonst bekommen wir auch hier erhebliche Ertragsprobleme“, bestätigt Thomas Zehnter, Pressesprecher des Bauernverbandes.
Die Ernte ist auch beim fränkischen Grünkern in vollem Gange. „Nach einer sehr guten Ernte 2013 und 2014 erwarten wir in diesem Jahr Ertragseinbußen von zehn bis 25 Prozent“, erklärt Uwe Helmich, Pflanzenbauberater beim Landwirtschaftsamt in Bad Mergentheim. Fränkischer Grünkern ist das unreif geerntete und getrocknete Korn des Dinkels. Das Getreide wird mit traditionellen Verfahren ausschließlich im Hohenlohekreis, Main-Tauber-Kreis und Neckar-Odenwald-Kreis in Baden-Württemberg sowie in den Landkreisen Miltenberg und Würzburg in Bayern hergestellt. Im April hat die Europäische Kommission den „Fränkischen Grünkern“ in die Liste der geschützten Ursprungsbezeichnungen aufgenommen.
Die Trockenheit hat auch Einfluss auf die Entwicklung der Zuckerrübe, wobei sie eine Durststrecke verkraften kann. „Spitzenerträge wie 2014 werden wir wohl nicht mehr erreichen können, dafür war die bisherige Witterung zu ungünstig“, sagt Martin Graber, stellvertretender Geschäftsführer des Verbandes Süddeutscher Zuckerrüben-Anbauer. Für den Rübenertrag sind auch noch die Niederschläge im Juli und August entscheidend. „Die Rübe kann noch reagieren.“ Im südbayerischen Bereich sieht es besser aus, da gab es ausreichend Niederschläge. Voraussichtlich wird die Ernte in diesem Jahr erst Ende September beginnen.
Der Verband Fränkischer Obstbauern spricht von einem „sehr problematischen Jahr“, denn nirgends war es so trocken wie in Franken. „Wir hatten Kirschbauern, die nicht bewässern konnten, da sind die Früchte viel zu klein ausgefallen“, erklärt Thomas Riehl, Obstbauberater am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Kitzingen. Der Verbraucher bevorzugt bei Kirschen große Früchte, mit einem Durchmesser von mindestens 26 Millimeter. „Das erreicht man in diesen Jahren nur durch Bewässerung.“ Überhaupt hat der Obstbau nur Zukunft, wenn man bewässern kann, so der Obstbauberater.
Eine gute Nachricht gibt es allerdings: Auf guten Standorten hat der Wein die Trockenheit bislang vergleichsweise gut verkraftet. „Nur Junganlagen litten verstärkt unter Wassermangel, soweit sie nicht bewässert wurden“, erklärt Hans-Jürgen Wöppel von der Abteilung Weinbau der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG). Und: Der Flug der Kirschessigfliege war bislang sehr verhalten, dementsprechend auch die Schäden in Kirschen und Beerenobst gering. „Die zurückliegende Hitzephase war für die Populationsentwicklung der Kirschessigfliege nicht förderlich.“
Der aus Asien über Südeuropa eingewanderte Schädling wurde im Vorjahr für viele Schäden im fränkischen Weinbau verantwortlich gemacht. „Flug und Eiablage der Kirschessigfliege werden über umfangreiche Monitorings von der LWG in Zusammenarbeit mit Rebschutzwarten überwacht, so dass im Bedarfsfall die Winzer rechtzeitig reagieren können“, sagt Wöppel.