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WÜRZBURG
Bakterienzählung in aller Munde
Wegputzen geht nicht: Trotz Zahnhygiene besiedeln viele Bakterien den Mund- und Rachenraum.
Foto: dpa | Wegputzen geht nicht: Trotz Zahnhygiene besiedeln viele Bakterien den Mund- und Rachenraum.
nat
 |  aktualisiert: 26.04.2023 18:52 Uhr

Unser Nasen-Rachenraum ist von allerlei Bakterien bewohnt. Pneumokokken, Meningokokken, Haemophilus influenzae, Corynebacterium diphteriae und andere Gesellen. Meist sind diese Bakterien harmlos und stören nicht weiter. In seltenen Fällen aber können die Erreger aus Nase und Rachen schwere Infektionen verursachen, zu Blutvergiftung, Lungenentzündung oder Hirnhautentzündung führen und im schlimmsten Fall tödlich sein. Die Wissenschaft habe bislang wenig Kenntnis über die Art und Häufigkeit der bakteriellen Besiedelung bei alten Menschen, sagt Professor Ulrich Vogel vom Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Uni Würzburg. Wann sind Bakterien in Nase und Rachen bei Senioren friedliche Mitbewohner, wann heimtückische Krankheitserreger? Diesem Rätsel wollen die Würzburger Mikrobiologen nun zusammen mit Kollegen der RWTH Aachen und vom Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit Bayern herausfinden.

Finanziert vom Berliner Robert-Koch-Institut (RKI) haben sie jetzt eine Trägerstudie gestartet: Von diesem Oktober bis März kommenden Jahres werden die Wissenschaftler 1800 freiwillige Teilnehmer in den Regionen Würzburg, Aachen und München auf Pneumokokken, Meningokokken, Diphterie-Erreger und den tückischen Staphylococcus aureus untersuchen.

„Wir wollen die Häufigkeit der sogenannten asymptomatischen bakteriellen Besiedlung von Menschen im Rentenalter über ein halbes Jahr hinweg untersuchen“, sagt Vogel, der das Nationale Referenzzentrum für Meningokokken mit Sitz in Würzburg leitet.

Wie an die 600 Proben von Freiwilligen hier in der Region kommen? Die Teilnehmer der Studie sollten über 65 Jahre alt sein, keine Zeichen einer akuten Infektionskrankheit haben, keine Antibiotika einnehmen und nicht bettlägerig sein, sagt Studienbetreuer Dr. Thien-Trí Lâm, „Wir sprechen in erster Linie Einrichtungen der Altenbetreuung an, das heißt vor allem Seniorenheime, Altenwohnstifte und Institutionen des betreuten Wohnens“, so der ärztliche Mitarbeiter vom Institut für Hygiene, der selbst in den kommenden Wochen in den Einrichtungen unterwegs sein wird, um die Proben zu nehmen. Proben, das heißt: Abstriche aus Rachen und Nase, wer einverstanden ist, kann sich zusätzlich Blut entnehmen lassen.

„Wir wollen dazu beitragen, das Wissen über Infektionskrankheiten bei Menschen über 65 Jahren besser zu verstehen“, sagt Ulrich Vogel über die bakteriologische Volkszählung. „Nur wenn wir die normale Besiedelung mit Bakterien erforschen, können wir die Krankheiten verstehen und Vorsorge treffen.“

Die Bakterien aus den Abstrichen werden dann in den jeweiligen Speziallabors untersucht und archiviert. Allererste Ergebnisse könnten ein halbes Jahr nach Abschluss der Datensammlung vorliegen, sagt Thien-Trí Lâm. Die Studie diene auch dazu, eine Bakteriensammlung aufzubauen. „Der auf diese Weise angelegte Fundus könnte die Grundlage von Nachfolgeuntersuchungen sein.“

Weitere Infos zur Trägerstudie: www.haemophilus-online.de Eine Informationsbroschüre kann man im Institut für Hygiene und Mikrobiologie anfordern: Tel. (0931) 31 46 445,

E-Mail: ttlam@hygiene.uni-wuerzburg.de

 
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