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WÜRZBURG/MÜNCHEN
Asyl-Unterkünfte restlos überfüllt: Kirche hilft
Zuflucht im Zelt: Die Erstaufnahmestelle für Asylbewerber in Zirndorf ist wie viele andere Flüchtlingsunterkünfte überfüllt.
Foto: David Ebener, dpa | Zuflucht im Zelt: Die Erstaufnahmestelle für Asylbewerber in Zirndorf ist wie viele andere Flüchtlingsunterkünfte überfüllt.
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 11.12.2019 15:02 Uhr

Mehr als tausend Asylbewerber sind in dieser Woche neu nach Bayern gekommen, in Unterfranken waren es knapp hundert. Die Unterkünfte landauf, landab sind übervoll, die Lage ist dramatisch.

Die Bezirksregierung in Würzburg geht von einem weiteren Anstieg der Flüchtlingszahlen in der kommenden Woche aus. Schnelle Hilfe verspricht die katholische Kirche: Sie stellt zumindest vorübergehend in ihren Immobilien Plätze für Asylbewerber zur Verfügung.

Erst Mitte der Woche hatten Bischof Friedhelm Hofmann und Caritasvorsitzender Clemens Bieber die Pfarreien und Einrichtungen im Bistum aufgerufen, der Regierung zu helfen, menschenwürdige Unterkünfte zu finden. Über die Resonanz zeigt sich Bieber „freudig überrascht“.

Das Netzwerk der Kirche wirkt: Konkret liegen der Caritas Angebote der Erlöserschwestern in Lülsfeld (Lkr. Schweinfurt), der Benediktiner in Münsterschwarzach (Lkr. Kitzingen) und des St.-Kilian-Jugendhauses in Miltenberg vor. Bis zu 50 oder 60 Flüchtlinge könnten dort vorübergehend unterkommen, so Bieber. „Das ist besser, als Zelte oder Container aufzustellen.“ Eine fünfköpfige syrische Familie, die an diesem Samstag in Unterfranken erwartet wird, findet Platz im St.-Josefs-Stift in Eisingen (Lkr. Würzburg).

Bei der Regierung ist man für die Unterstützung des Bistums „sehr dankbar“, betont Sprecher Johannes Hardenacke. Man suche weiter händeringend geeignete Räumlichkeiten, gleichzeitig seien aber auch die Landratsämter gefordert. Ihnen habe man mitgeteilt, dass die Flüchtlingszahlen weiter steigen – und sie mehr Kapazitäten bieten müssen.

Die Aufnahme von Asylbewerbern sei eine „gesamtgesellschaftliche Aufgabe“. Kritik, wie sie zuletzt der Würzburger Landrat Eberhard Nuß am staatlichen Verteilungssystem – „völlig realitätsfern“ – geäußert hatte, wies Hardenacke zurück. Die Landkreise wüssten seit langem, „was auf uns alle zukommt“.

Unterfranken bekommt die Flüchtlinge von der Erstaufnahmeeinrichtung in Zirndorf (Lkr. Fürth) zugewiesen, wo sie nach der Ankunft in Deutschland registriert werden. Dort waren am Freitag 1800 Menschen untergebracht, dabei ist die Unterkunft nur auf 650 Flüchtlinge ausgelegt.

Bis in den letzten Gang und Treppenabsatz hinein lägen Matratzen, sagt Michael Münchow, Sprecher der Regierung von Mittelfranken. Zudem wurden auf dem Gelände mehrere Zelte aufgestellt.

Die Grenze einer menschenwürdigen Unterbringung sei erreicht. Um die Lage in Zirndorf kurzfristig ein wenig zu verbessern, wolle man in Nürnberg und Bayreuth zusätzliche Zelte aufbauen. Auch die Beschlagnahmung von Hallen sei nicht auszuschließen.

Ein formaler Aufnahmestopp für Zirndorf brachte nur wenig Entlastung; von den tausend Neuankömmlingen in Bayern wurde die Hälfte in andere Bundesländer weitergeleitet. In der zweiten bayerischen Erstaufnahmeeinrichtung in München wird der Aufnahmestopp wegen eines Masern-Ausbruchs hingegen konsequent durchgehalten. Auch diese Unterkunft ist mit 1700 statt 1200 Flüchtlingen längst überbelegt.

Unterdessen streiten sich die Parteien in München um die Flüchtlingspolitik. Margarete Bause, Vorsitzende der Grünen-Landtagsfraktion, spricht von einem „Versagen Bayerns“ bei der Aufnahme von Flüchtlingen. „Nicht nur die Verhältnisse in Zirndorf sind unwürdig und eine Schande für das reiche Bayern“.

Ministerpräsident Horst Seehofer müsse die Flüchtlingspolitik zur Chefsache machen. Täglich äußere er „Belanglosigkeiten“ zur Pkw-Maut, das „drängendste politische Problem im Freistaat“ ignoriere er hingegen.

Der CSU-Chef sagte in einem Gespräch mit der „Süddeutschen Zeitung“, das Flüchtlingsdrama sei eine „politische Herausforderung mit erster Priorität“. Deutschland solle sich für eine „stimmige Flüchtlingspolitik“ in Europa einsetzen. Im Moment komme ein Drittel der Flüchtlinge nach Deutschland. Diese Lasten müssten gemeinschaftlich verteilt werden.


(Mit Informationen von dpa.)

 
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  • p. z.
    Also soweit mir bekannt ist sind diese Immobilien in Schweinfurt schon für einen anderen zweck verbindlich vergeben doch es sind noch die Marshal Hights also die ganze Wohnsiedlung in Kitzingen leer und gammeln vor sich hin.
    das areal ist eingezäunt es gibt Wasser ,Heizung , Kindergarten usw.
    Dort befinden sich :
    30 Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 608 Wohneinheiten, mit Freiflächen, Spielplätzen und Parkplätzen
    30 Einfamilien bzw. Doppelhäuser (120 - 150 qm Wohnfläche) mit insgesamt 104 Wohneinheiten
    Also warum kann man nicht vorüber gehend dies als Notlösung in betracht ziehen ?
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    Sehr geehrter Herr Redakteur Czygan,

    ich frage mich, warum noch niemand auf Idee gekommen ist, die doch für diesen Zweck geeigneten Immobilien (Wohnblocks, Häuser), in dem die US-Soldaten und ihre Angehörigen in Schweinfurt und Niederwerrn untergebracht waren und wohl dem Bund gehören, für die dringend notwendige menschenwürdige Unterbringung zu verwenden. Oder haben der Bund bzw. die örtlichen Kommunen besseres bzw. finanziell lukrativeres damit vor und Asylbewerber da nur stören würden.

    Recherchieren Sie doch mal in diese Richtung. Antworten dazu bzw. Ausreden wären auf alle Fälle interessasnt.
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