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MÜNCHEN/WÜRZBURG
Architekt mit Benzin im Blut
Bullaugen in Beton: Thomas Mensing hat das Ferrari-Autohaus im Mainfrankenpark gebaut.
Foto: Daniel Peter | Bullaugen in Beton: Thomas Mensing hat das Ferrari-Autohaus im Mainfrankenpark gebaut.
Claudia Kneifel
 |  aktualisiert: 04.07.2014 17:48 Uhr

„Ein Auto muss man erst träumen.“ Dieser Satz von Enzo Ferrari zieht sich wie ein Leitmotiv durch das automobile Schaffen des Rennfahrers und Gründers des Rennwagenherstellers Ferrari. Was in der italienischen Stadt Maranello begann, wurde weltweit zum Mythos. Mehr als sechzig Jahre nach ihrer Gründung bleibt die italienische Automarke mit dem springenden Pferd eine weltweit einzigartige Erscheinung: Ferrari setzt Maßstäbe. Klar, dass auch die Architektur der Autohäuser etwas Besonderes sein muss. Der Würzburger Architekt Thomas Mensing hat mit der Ferrari-Niederlassung in München eines der größten Ferrari-Autohäuser überhaupt gebaut. Letzte Woche wurde es im Münchner Stadtteil Bogenhausen mit vielen Prominenten darunter auch Ferrari-Chef Luca di Montezemolo, Hubert Burda oder Willi Weber eröffnet.

1999 bis 2000 hat Thomas Mensing das Ferrari-Maserati-Zentrum im Mainfranken Park bei Dettelbach (Lkr. Kitzingen) geplant und gebaut. „Den Geschäftsführer von Ferrari Würzburg, Carmelo Saggio, habe ich kennengelernt, weil ich den Vorhaben- und Erschließungsplan für das Gewerbegebiet realisiert habe“, erklärt Mensing. Die Luxusmarke Ferrari ist ein anspruchsvoller Bauherr. Für alle Autohäuser wird ein interner Wettbewerb ausgeschrieben. Das Büro von Thomas Mensing konnte nun schon zum zweiten Mal überzeugen.

Projekte der Denkmalpflege

Der 55-jährige Architekt hat selbst „Benzin im Blut“ und liebt sportliche Autos. In Würzburg hat er nach dem Abitur ein Architekturstudium begonnen und 1988 sein eigenes Büro eröffnet. Mit Wohngebäuden und Projekten der Denkmalpflege hat alles angefangen. Schnell kamen größere Bauvorhaben hinzu wie Kindergärten, Altenwohnheime, Gewerbebauten, das historische Rathaus in Frickenhausen oder zuletzt der Um- und Neubau des Benediktushofs in Holzkirchen (Lkr. Würzburg) in ein modernes Tagungszentrum.

Ein Höhepunkt seiner Karriere war das Ferrari-Maserati-Autohaus im Mainfrankenpark. „Wir haben die Autos versteckt“, erklärt der Architekt die Besonderheiten seines Entwurfs. Der Betrachter kann sich die roten Flitzer nur hinter fünf Bullaugen wie durch einen Schaukasten ansehen. „Das hatte bei einem Autohaus noch niemand so gewagt.“ Der Bau wird mit seiner futuristischen Architektur den beiden Marken mehr als gerecht. Die Zypressenallee ist der letzte Schliff am italienischen Flair, das die betuchten Kunden schätzen. „Ferrari ist amore“, sagt Mensing. 2006 erhielt er einen Folgeauftrag und erweiterte das Autohaus mit einer verglasten „Boxengasse“. Die Verbindung von „bella macchina“ und deutscher Architektur wurde viel gelobt und sogar für den Bayerischen Staatspreis vorgeschlagen.

Mensing geht es bei seiner Architektur um Wertigkeit, Qualität und Ästhetik. „Ich fühle mich dem Bauhaus verpflichtet“, sagt er. Die organischen Betonstrukturen stehen für Spannung, Dynamik, Geschwindigkeit und passen perfekt zum Produkt. „Die Kunden schätzen die Exklusivität“, weiß er. Die Werkstatt selbst ist hell, freundlich und absolut sauber. Wer möchte, kann während der Sportwagen inspiziert wird, italienischen Espresso trinken.

Parallelen zum Münchner Autohaus gibt es nur wenige. Ist Dettelbach ein Projekt auf der grünen Wiese gewesen, so ist München ein Projekt mit bestehender Umgebungsbebauung. Eine große Herausforderung für Mensing und sein Büro. Als Materialien dominieren auch in München Beton, Stahl und Glas. Beim Beton wurden drei Grautöne nass in nass ineinander gegossen, so dass eine wolkige Farbstruktur entstanden ist. Hingucker ist die Fassade, die etwa 40 Meter lang und elf Meter hoch ist. „Das war konstruktiv und statisch eine Herausforderung.“

Von der Straße ins Wohnzimmer

Im Mainfrankenpark besitzt Carmelo Saggio eine Wohnung, mit einer Zufahrt für seinen Ferrari, von der Autobahn direkt in den Wohnraum. „So etwas hätte ich selbst gerne. Als Architekt freue ich mich, wenn ein Bauherr solche, sagen wir Verrücktheiten, mit trägt.“ In München wird es erstmals in der Werkstatt Grünbereiche geben. Autohäuser für Ferrari zu bauen macht Mensing Spaß. Trotzdem will er sich nicht darauf festlegen lassen. „Ich bin Generalist“, sagt er. „Ich wünsche mir, dass die Dinge im Fluss bleiben und ich weiterhin Räume für Menschen gestalten darf – vom Einfamilienhaus bis zum Autohaus.“

Gigantische Glasfassade: das neue Ferrari-Autohaus in München.
| Gigantische Glasfassade: das neue Ferrari-Autohaus in München.
Lob: Ferrari-Chef Luca di Montezemolo (rechts) schätzt Thomas Mensings Arbeit.
Foto: Fotos (2): Büro Mensing | Lob: Ferrari-Chef Luca di Montezemolo (rechts) schätzt Thomas Mensings Arbeit.
 
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