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WÜRZBURG
Anklage: Mordversuch mit Engelstrompete
Von unserem Redaktionsmitglied Gisela Schmidt
 |  aktualisiert: 29.03.2013 17:35 Uhr

Wegen versuchten Mordes muss sich ab diesem Dienstag, 9 Uhr, eine 50-Jährige vor dem Würzburger Landgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft der gelernten Gärtnerin vor, einem Würzburger Arzt und dessen Freundin Atropin und Scopolamin ins Kaffeewasser gemischt zu haben. Dabei handelt es sich um Alkaloide, die in dem Nachtschattengewächs „Engelstrompete“ vorkommen.

Wie bei der Würzburger Staatsanwaltschaft zu erfahren war, hatten der 68-jährige Allgemeinarzt und die 50-Jährige, die in seinem Haus als Putzfrau arbeitete, mehrere Jahre lang ein Verhältnis. Als der Mediziner sich im Herbst 2011 in eine andere Frau verliebte, habe er die Liaison beendet. Die ehemalige Geliebte sei von da an nur noch für die Sauberkeit im Haus und für die Gartenpflege zuständig gewesen.

Möglicherweise aus Eifersucht oder verletzter Eitelkeit soll die Verschmähte nun einen verhängnisvollen Plan geschmiedet haben. Nach Angaben des Leitenden Oberstaatsanwalts Dietrich Geuder soll sie in der Nacht von Sonntag, 27., auf Montag, 28. November 2011, im Haus des Arztes heimlich das Gift in den Wassertank der Kaffeemaschine gefüllt haben. Am Morgen darauf tranken der Mediziner und seine Freundin Kaffee – und bekamen Kreislaufprobleme. Laut Anklage brach der Arzt schließlich bewusstlos zusammen. Eine Mitarbeiterin seiner Praxis soll ihn gefunden und Hilfe geholt haben. Sowohl er als auch seine Freundin mussten stationär behandelt werden.

Die Angeklagte wurde erst im August 2012, acht Monate nach dem Giftanschlag, festgenommen und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Laut Geuder dauerte es bis zu der Verhaftung deshalb so lange, weil die Gefährlichkeit des Giftes der Engelstrompete erst durch Sachverständigengutachten habe festgestellt werden müssen. Das Ergebnis der Untersuchungen laut Geuder: „Nach Angaben der Rechtsmediziner besteht bei jeder Vergiftung, die zu einer Bewusstlosigkeit führt, eine potenzielle Lebensgefahr.“

Langwierige Ermittlungen

Engelstrompeten stammen ursprünglich aus Südamerika und zählen zu den stärksten Halluzinogenen im Pflanzenreich. Alle Pflanzenteile gelten als giftig. Es sind mehrere Fälle dokumentiert, wo Menschen nach dem Genuss von Engelstrompeten an schweren Vergiftungssymptomen litten. Im Internet finden sich Schilderungen von Menschen, die Engelstrompeten freiwillig konsumiert haben. Sie berichten unter anderem von Pulsbeschleunigung, Übelkeit, Fieber, Sehstörungen, mehrtägigen Halluzinationen bis zu Psychosen, Krämpfen und Atemlähmungen.

 
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