Was ist das Fränkische am Franken-„Tatort“? Diese Frage stand im Mittelpunkt der Pressekonferenz in Nürnberg zur Halbzeit der knapp fünfwöchigen Dreharbeiten. Das Bayerische Fernsehen produziert derzeit in Nürnberg, Erlangen und Fürth die erste Folge mit dem neuen „Tatort“-Team. Im ersten Halbjahr 2015 soll sie unter dem Titel „Im Himmel ist ein Platz auf Erden“ ausgestrahlt werden. Folge zwei werde dann auch in Würzburg spielen, verspricht der Bayerische Rundfunk (BR).
Zunächst erklingt vor den 50 Medienvertretern ein Loblied auf die Franken – seitens der Schauspieler, vor allem aber seitens der „Tatort“-Macher. 2000 Menschen, die sich um 250 Komparsen-Rollen beworben haben, bis zu 100 Schaulustige am Set, eine Einladung beim Oberbürgermeister. „So einen Hype gibt es sonst nur bei James Bond“, sagt Produzentin Kisten Hager. Die Begeisterung des Publikums übertrage sich aufs ganze Team, versichert Redakteurin Stephanie Heckner und verspricht eine „hochklassige Produktion“.
Nur Matthias Egersdörfer, der den Leiter der Spurensicherung, Michael Schatz, verkörpert, wundert sich über das „Gedöns“ rund um den „Tatort“. „Irrsinn“ sei das. Als ein Journalist dann auch noch wissen will, ob das Essen am Set, das er kurz zuvor gelobt hat, wenigstens fränkisch ist, stänkert der Kabarettist aus Fürth: „Um so eine Frage stellen zu können, fahren Sie hierher. Unglaublich.“ „Gnocchi gab's“, räumt er schließlich ein, „und italienischen Kaffee.“ Und die Story – was macht denn das Fränkische an ihr aus? Noch einmal Egersdörfer: „Gibt es ein urfränkischeres Thema, als einen Erlanger Professor im Wald sterben zu sehen?“
Wer will da widersprechen? Weitere Details verraten die BR-Leute derzeit nicht. Bekannt ist nur, dass der Wissenschaftler ausgerechnet beim Liebesspiel im Auto ermordet wird. Bei der Aufklärung setzen die Ermittler laut Redakteurin Heckner, nicht auf Action, nicht auf Comedy, sondern auf „hintergründigen Humor, wie er zu den Franken passt“. Klischees will man dabei unbedingt vermeiden. Heckner: „Wir drehen keinen Bratwurst-Krimi.“
Die beiden Chefermittler, die Hauptkommissare Felix Voss und Paula Ringelhahn, sind Zugereiste, Voss ist gerade erst in Nürnberg angekommen, die Kollegin lebt schon länger hier. Beide stehen für einen Blick von außen auf Franken – so wie ihre Darsteller Fabian Hinrichs (39) und Dagmar Manzel (55). Man habe bewusst zwei Schauspieler ausgewählt, die bundesweit einen Namen haben, so Heckner. Schließlich wolle man auf Augenhöhe mit den anderen „Tatorten“ sein. Wenn das mal kein Franke missversteht . . . Zumindest versichern die beiden Protagonisten vor der Presse, die Franken zu mögen. Manzel hat sogar schon mal „in der Nähe von Würzburg“ Urlaub gemacht. Hinrichs genießt es, so sagt er, wenn ihn die Leute beim Bummel durch die Nürnberger Altstadt schon jetzt ansprechen.
Für den fränkischen Dialekt sind neben Schatz alias Egersdörfer die beiden Kommissare Wanda Goldwasser, gespielt von Eli Wasserscheid, und Sebastian Fleischer, verkörpert von Andreas Leopold Schadt zuständig. Wasserscheid stammt aus Bamberg, Schadt aus Hof: Ihre oberfränkischen Biografien hat Drehbuchautor und Regisseur Max Färberböck gleich mit in die Rollen hineingeschrieben. „Als Franke beim Franken-,Tatort' dabei zu sein, ist Wahnsinn“, freut sich Schadt. „Und Hoferisch reden darf ich auch.“ Wasserscheid bekennt, sie habe erst mal Champagner getrunken, als sie von der Rolle erfuhr. Egersdörfer ist da fränkisch-authentischer: „Bei einem Kasten Hebendanz Export“ habe er sich ins Drehbuch vertieft, nachdem er auserkoren war, im „Tatort“ den „Ungerechtigkeiten und Scheußlichkeiten menschlicher Existenz“ nachzuspüren.
Der Fürther kam erst spät zu seinem Job, weil der Unterfranke Frank-Markus Barwasser wegen Terminproblemen, wie es beim BR heißt, absagen musste. „Wir hätten ihn gerne dabei gehabt“, sagt Stephanie Heckner, zumal Barwasser sich an den Gesprächen zur Konzeption der Figuren im Franken-„Tatort“ intensiv beteiligt habe. Vielleicht, so hofft die Redakteurin, finde sich auf Dauer aber noch eine Rolle für den Würzburger.
Einen Franken-„Tatort“ will der BR künftig pro Jahr drehen. 1,5 bis 1,7 Millionen Euro kostet jede Produktion, so Fernsehdirektorin Bettina Reitz. Am Drehbuch für die zweite Folge, die auch in Würzburg produziert werden soll, werde derzeit gearbeitet. Um was geht es, wird die Weinkönigin ermordet? Heckner guckt streng: „Wir verraten nichts.“