
Africa Festival ist auch immer Party!“ Alfred Ouba grinst sein breitestes Grinsen und greift in den Wunderkasten unter der Theke. Schmetterlinge, Hubschrauber, Eidechsen, Elefanten und Käfer legt er nach und nach auf den Tisch. Sein Material: Müll. Aber nicht irgendeiner. Der „40er Mann“ aus Burkina Faso ist in dem Punkt schon anspruchsvoll: „Ich brauche Spezialmüll aus meinem Heimatland, der deutsche Müll ist nicht gut“, sagt Ouba. Und grinst. Der 40-jährige Westafrikaner kommt schon seit knapp zehn Jahren zum Africa Festival nach Würzburg, bisher hat er immer gemeinsam mit den Kindern Spielzeuge aus Metall gebastelt. Dieses Jahr steht er mit einem eigenen Stand auf dem eigens angelegten Handwerkermarkt am hinteren Ende des Festivals.
„Wenn du in Burkina Faso als Kind ein Spielzeug willst, musst du es selbst bauen“, erklärt Ouba die Anfänge seiner Arbeit. Man sei durch die Gassen gestreut, habe Metall, Draht oder Dosen gesammelt und daraus dann meistens eines gebastelt: Autos. Nach und nach habe er sich mit einigen Freunden selbstständig gemacht und die Spielzeuge an Touristen verkauft. „Ich dachte mir, was ich mache, passt auch gut auf so ein Festival“, sagt Ouba. Seither tingelt er zwischen Burkina Faso und Deutschland hin und her. In seiner Heimat verdient er als Reiseführer sein Geld und organisiert nebenher noch ein Musikfestival in Burkina Faso.
Seine Fahrzeuge kommen auf dem Handwerkermarkt gut an, „weil sie mindestens 300 PS haben.“ Wer eines kauft, wird ermahnt, es die ersten Tage langsam einzufahren. So steht Ouba an seinem Stand, den Bubu, ein traditionelles Gewand mir bunten Streifen, über die Schultern geworfen und immer ein Lächeln auf dem Gesicht. Zwischendurch spielt er ein paar Töne auf seiner Kalimba, einem Musikinstrument „aus hartem Kürbis und Fahrradspeichen.“ Sein großer Traum: eine selbst gebastelte Stereoanlage aus Müll, „mit so richtigen Boxen“.
Nebenan wuselt sich Rama Diaw durch Berge von bunten Kleidern. Die 39-Jährige hat wieder gelernt zu lachen – im letzten Jahr fiel ihr das schwer. „Hochwasser“ ist das einzige Wort, dass ihr auf deutsch über die Lippen geht. Die Senegalesin hat „schlimme Erinnerungen“ daran, ihr Stand fiel wie so viele anderen dem Main zum Opfer. Doch von traurigen Stimmung ist in ihrem Zelt nichts zu spüren. Knallrot, knallgrün, knallgelb – ihre Mode ist hauptsächlich eines: knallbunt. „Es ist mir wichtig, die traditionelle afrikanische Kleidung mit den modernen Looks zu verbinden“, erklärt sie auf Französisch. Seit neun Jahren näht sie die Stücke nach ihrer Vorstellung zusammen, das Afrika Festival ist für Diaw „eine große Referenz und sehr wichtig.“ Deshalb ist sie extra aus Senegal angereist und hat Unterstützung mitgebracht. Mutter Aissatou steht als Model mit im Zelt und zeigt auch mit 73 Jahren noch gerne viel Farbe. Der Turban ist auf das Kleid abgestimmt, die kräftigen Farben leuchten auf der dunklen Haut. „So sieht das moderne Afrika aus“, sagt Diaw.
Schick aussehen ist auch am nächsten Stand auf dem Handwerkermarkt das oberste Gebot. Was auf dem Kopf wächst, wird gezwirbelt, geflochten und verstrubbelt. Sylvie Nahounou ist Schönheit wichtig, jeder Nagel ist mit einer anderen Farbe bestrichen, ihr Alter verschweigt sie vehement. Doch ihr Talent hat sich wohl herumgesprochen. Aus ganz Deutschland kommen die Kunden zu der Frau von der Elfenbeinküste. Die 23-jährige Mandy Stöcker ist aus Thüringen angereist, um ihr kurzes rotes Haar auf dem Afrika Festival in lange schwarze Dreadlocks zu verwandeln. „Das dauert drei bis vier Stunden“, erklärt Nahounou. Und wenn sie mit der Filznagel und dem Toupierkamm loslegt, gilt die alte Regel: Wer schön sein will, muss leiden.
Nicht ganz so schmerzhaft ist die Körperkunst, die die Marokkanerin Amal Kouraichi auf dem Handwerkermarkt anbietet. „Die Hennapflanze lebt im Paradies“, sagt sie. In diesem Fall ist das Paradies ihr Heimatland, wo der Glaube an die glücksbringenden Blätter genauso groß ist wie in Indien. Ihr Mutter Aisha passt ganz genau auf, wenn Amal die Farbe – Hennapuver mit Zitronensaft und warmen Wasser vermischt – auf die Hände der Besucher aufträgt. „Nicht das Muster ist entscheidend, sondern die Paste“, erklärt die 42-Jährige. Männer lassen sich beispielsweise nur einen kleinen Punkt auf die Handinnenseite malen, Frauen teilweise richtige Gemälde. Die jungen Festival-Besucherinnen sind von der Kunst begeistert. Denn so ein bischen Glück auf der Haut kann ja nie schaden.