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WÜRZBURG
50 000 Euro für Missbrauchsopfer
Missbrauch aufklären: Im Bistum Würzburg melden sich immer weniger bei Professor Klaus Laubenthal, Ansprechpartner in der Diözese für Opfer sexuellen Missbrauchs. Auf dem Archivfoto hält ein Priester einen Rosenkranz und eine bischöfliche Erklärung zu Missbrauchsfällen in der Hand.
Foto: J. Lübke, dpa | Missbrauch aufklären: Im Bistum Würzburg melden sich immer weniger bei Professor Klaus Laubenthal, Ansprechpartner in der Diözese für Opfer sexuellen Missbrauchs.
Christine Jeske
 |  aktualisiert: 26.04.2023 21:27 Uhr

Es melden sich immer weniger: Professor Klaus Laubenthal, Ansprechpartner in der Diözese Würzburg für Opfer sexuellen Missbrauchs, wurden ab März 2013 vier Vorwürfe übermittelt, drei davon gegen bereits verstorbene Kleriker (darunter ein Ordensmann). Der vierte Vorwurf gegen einen ehrenamtlichen Mitarbeiter in der kirchlichen Jugendarbeit betrifft nach Angaben des Bischöflichen Ordinariats eine Grenzverletzung unterhalb der Schwelle der Strafbarkeit.

Im Zeitraum 2012/13 erreichten Klaus Laubenthal noch neun Vorwürfe, 2011/2012 wandten sich 14 Missbrauchsopfer an ihn. Die meisten Opfer waren ab Ende Januar 2010 bereit, über ihren Missbrauch zu reden, nachdem die Fälle am Canisius-Kolleg in Berlin bekanntgeworden waren. Damals hatte der Lehrstuhlinhaber für Strafrecht und Kriminologie an der Universität Würzburg 62 Vorwürfe überprüft.

Klaus Laubenthals Bilanz nach vier Jahren lautet: „Die deutliche Abnahme zeigt, dass im Bistum Würzburg die Altfälle aufgearbeitet worden sind.“ Offensichtlich seien die Vorgänge im Wesentlichen dem Missbrauchsbeauftragten zur Kenntnis gegeben worden. Laubenthal schließt jedoch aktuelle Fälle nicht aus. Betroffene bräuchten oft Jahre, bis sie über ihren Missbrauch sprechen können. Deshalb plädiert der Würzburger Jurist nach wie vor für die Abschaffung der Verjährungsfristen für Delikte des sexuellen Missbrauchs von Kindern – schon allein „wegen des abschreckenden Effekts“, dass Täter auch nach vielen Jahren noch zur Verantwortung gezogen werden können.

Der Missbrauchsbeauftragte erlebt immer wieder, dass Opfer den Hinweis, dass ihr Fall längst verjährt sei, als Retraumatisierung empfinden. Und dass sie sich bei der Aufarbeitung vom Staat nicht ernst genommen fühlen. Das Kirchenrecht kennt laut Klaus Laubenthal dagegen keine Verjährung. „Es geht weiter, hat aber andere Sanktionsformen als der Staat.“ Und die Kirche gewährt freiwillige „Leistungen in Anerkennung des Leids, das Opfern sexuellen Missbrauchs zugefügt wurde“, so die offizielle Bezeichnung. Allerdings hält der Missbrauchsbeauftragte die Höhe der Entschädigung als „viel zu gering“. Nach Angaben des Bischöflichen Ordinariats hat die Diözese Würzburg bislang 50 000 Euro an elf Personen gezahlt, die als Minderjährige durch Priester oder andere kirchliche Mitarbeiter missbraucht worden sind. Die Summe sei nicht aus Kirchensteuermitteln entnommen worden. Auch in einem der aktuellen Vorwürfe gegen einen verstorbenen Priester sei eine Entschädigung gezahlt worden. „Die anderen Fälle sind noch nicht aufgeklärt“, so Laubenthal. Die von der Deutschen Bischofskonferenz festgelegte Höchstgrenze pro Opfer liegt bei 5000 Euro. Laut Klaus Laubenthal wurden in der Diözese in drei Fällen „mehr gezahlt“. Die höchste Summe habe bei einem Härtefall bei 8000 Euro gelegen. In den Leistungen in Höhe von 50 000 Euro sind, so Laubenthal, nicht die Kosten für Psychotherapie oder Paarberatung enthalten. „Diese werden extra bezahlt.“

Der Missbrauchsbeauftragte resümiert angesichts 89 bearbeiteter Fälle innerhalb von vier Jahren: „Man kann die Bewältigung der Missbrauchsproblematik im Bistum Würzburg durchaus als gelungen bezeichnen.“ In anderen Bistümern sei die Aufarbeitung deutlich weniger vorangeschritten, so Laubenthal.

Das Antragsformular für materielle Leistungen gibt es beim Generalvikariat, Bischöfliches Ordinariat Würzburg, Domerschulstraße 2, 97070 Würzburg – oder im Internet auf der Homepage der Deutschen Bischofskonferenz unter: www.dbk.de/themen/thema- sexueller-missbrauch/

Ausgefüllte Formulare werden an den Missbrauchsbeauftragten der Diözese Würzburg gesandt: Professor Klaus Laubenthal (persönlich/vertraulich), Domerschulstraße 16, 97070 Würzburg.

Opfer können sich auch per E-Mail melden: kls.lbnthl@googlemail.com

 
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