Das weithin sichtbare rote Zelt steht schon. Am Donnerstag, 7. Mai, startet auf der Sennfelder Freizeitanlage die fünfte Ausgabe des Internationalen Varietéfestivals. Unter der 46 Meter hohen Kuppel des Vier-Mast-Zelts finden 1600 Besucher Platz. Gebucht sind 150 Künstler aus 15 Ländern – Magier und Comedians, Jongleure und Artisten, Musiker und Performancekünstler.
Dirk Denzer, Initiator, Veranstalter und künstlerischer Leiter, hat bis zum 17. Mai vier Motto-Shows, eine Eröffnungs- und eine Abschlussgala und den Familientag konzipiert, insgesamt elf Veranstaltungen. Die – ausverkaufte – Eröffnungsshow am Donnerstag vereint Artisten, Comedians, Luftakrobaten, Performance- und Magic-Art-Künstler.
Vorverkauf/Info:
- Eröffnungs- und Abschlussgala und der 16. Mai sind ausverkauft.
- Für einige Shows gibt es aber noch Karten. Ticket-Hotline: Tel. (09 31) 60 01 60 00.
- Weitere Infos gibt es auf der Homepage der Veranstaltung.
Beim Programm setzt Denzer wieder auf eine Mischung aus traditionellem Varieté, schrägen Acts, Performance und Avantgarde. Sein Anspruch: Auf der 18 mal 10 Meter großen Bühne sollen vor mottogetreuen Kulissen vor allem die Avantgardisten der Varieté- und Nouveau-Cirque-Szene auftreten.
Alle Shows – Beginn ist immer um 20 Uhr – sind mit zweimal 60 Minuten geplant, aber es gab auch schon Abende von mehr als drei Stunden. „Varieté Bavaria“ am 8. und 9. Mai ist ein neues Format: ein spezieller bayerischer Abend. Gejodelt wird auch, aber anders als im Bierzelt. Die „Alpin Drums“, eine witzige Truppe aus der Nähe von Garmisch, steppen auf Schemeln, trommeln mit Milchkannen und musizieren mit dem Staubsauger. Angekündigt ist „schräge Musik-Comedy, atemberaubende Alpen-Artistik, abgefahrene Hochrad-Performance, Alphornwahnsinn und grandiose Live-Musik“.
Für diesen Abend gibt es allenfalls noch Karten an der Abendkasse, ebenso für das zweite neue Format mit dem Titel „New Media – New Performance“ (14. bis 16. Mai). Der Abend versteht sich als Podium für modernes Varieté, das Theater, Multimedia und Artistik zu einem Gesamtkunstwerk vereint. „Dank raffinierter Projektionstechnologie, perfektem Timing und artistischen Höchstleistungen wird der Schein zum Sein“, so der Pressetext. Hier treten Künstler wie das Schweizer Trio „Coloro“ auf, das perfekt abgestimmte Videoeffekte nutzt, um farbiges Licht auf Körper zu „malen“.
Am 10. Mai hoffen die Veranstalter auf schönes Wetter für den Familientag. Auf dem Gelände gibt es jede Menge Angebote zum Mitmachen mit Musikern, Komiker, Artisten und Walk Acts und ab 16 Uhr eine eineinhalbstündige Show im Zelt. Um 14 Uhr startet das Programm im Freien.
Den Begriff „Magische Momente“ kennen Festivalbesucher schon seit der ersten Auflage 2004. Diesmal stehen die Abende am 11. und 12. Mai unter diesem Motto. Hier sind neben modernen Zauberkünstlern auch Artisten eingeladen, die Denzer als Varieté-Erneuerer sieht. Zu ihnen zählt er den in Paris lebenden Jörg Müller, der auf sehr eigenwillige Weise mit Klangstäben tanzt. Auch das Duo Danse Voltige versucht, den Tanz neu zu definieren.
Mehr als nur Clownerie, sondern auch komische Artistik, Jonglage und Zauberei verspricht das Varieté „Lachen machen“ am 13. Mai. „Die Maiers“ beispielsweise sind schon witzig, wenn sie nur versuchen, gemeinsam auf einer Leiter zu stehen.
Bei der – restlos ausverkauften – Abschlussgala am 17. Mai wird ein Querschnitt der vorhergehenden Tage gezeigt. Neuer Act in diesem Programm ist Hut-Jonglage mit John Pathic aus Simbabwe.
Zusatz-Info: Dirk Denzer und das Varietéfestival
Das Varietéfestival auf der Freizeitanlage Sennfeld findet in diesem Jahr zum fünften Mal statt. Die erste Ausgabe ging 2004 über die Bühne, sie war ein Erfolg – alle zehn Abende ausverkauft, mehr als 10 000 Besucher begeistert. Obwohl die Stadt als Zuschussgeber ein Jahr später ausstieg – sie hatte gefordert, dass die Veranstaltung im Wechsel in Stadt und Landkreis stattfindet –, fand die zweite Auflage 2006 statt, weitere folgten 2009 und 2012.
Initiator, Veranstalter und künstlerischer Leiter ist der Schwebheimer Dirk Denzer, Jahrgang 1965. Erst Ende Oktober 2014 hatte sich Denzer zu einer neuen Ausgabe des Varietéfestivals entschieden. Gerade einmal zwei Wochen Zeit blieben ihm, um das Programm für Mai 2015 so weit auf die Beine zu stellen, dass er die Medienvertreter bei der traditionellen Pressekonferenz zum Start des Kartenvorverkaufs überzeugen konnte. So spät fiel die Entscheidung noch nie. Als Grund nannte Denzer, es sei noch schwieriger als sonst gewesen, die unverzichtbare Basisfinanzierung von rund 200 000 Euro zusammenzubekommen.
Auf die Bühne wollte Dirk Denzer schon immer. Für seine Auftritte als Clown Zapobo brach er 1990 das Studium der Sozialpädagogik ab. Seither lebt er freischaffend als Clown und Varietékünstler. Mit Freunden schuf er „Zapobos Traumschmiede“, seine erste Varieté-Show, mit der er in mehreren süddeutschen Städten auftrat. Seit 1998 ist er auch Inszenierungskünstler und Produzent großer Varieté-Aufführungen.
Seinem Heimatort Schwebheim vor den Toren von Schweinfurt ist Dirk Denzer treu geblieben. Hier hat er 1995 eine alte Lagerhalle am Ortsrand gekauft und fünf Jahre später umgebaut. Unten wohnt er mit Lebensgefährtin und Kindern, oben ist das Büro von Dirk Denzer Performing Arts.
Bis 2008 hat er hier mit seinem Team zum Teil große Varietéshows organisiert. Seine Hauptkunden waren Firmen, auch international agierende Konzerne. Mit der Finanzkrise Ende 2008 kam der Einbruch. „Seitdem läuft dieses Geschäftsmodell nicht mehr“, sagt Denzer. Er musste schnell reagieren und besann sich auf das, was er vorher gemacht hatte: als Solokünstler auftreten und alle drei Jahre sein Varietéfestival veranstalten.