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WÜRZBURG/BAMBERG
2FrankenRadweg: Fränkischer geht es kaum
2FrankenRadweg: Die neue Verbindung zwischen Würzburg und Bamberg ist Alternative und Ergänzung gleichermaßen zum populären Main-Radweg. Ihr Charme: Fränkischer kann es der Radfahrer kaum haben.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:58 Uhr

 



Ist doch logisch: Wer mit dem Rad von Würzburg nach Bamberg will, fährt einfach immer am Main entlang. Tausende Radtouristen jährlich tun das in beide Richtungen, sie können nicht irren.

Tun sie nicht, in der Tat. Aber es geht auch anders. Und interessanter: Denn der neue 2FrankenRadweg ist eine charmante Alternative zur Strecke am Main, weil er vielfältiger ist. Wer sich eine Portion Franken geben will, der bekommt auf dem neuen Radweg ein Konzentrat.

Nicht allein deshalb, weil die Querverbindung zwischen den beiden Bischofsstädten durch zwei Regierungsbezirke (Unterfranken, Oberfranken) sowie sechs Kreise (Würzburg-Stadt und -Land, Kitzingen, Schweinfurt, Bamberg-Stadt und -Land) führt. Sondern auch, weil man während der 100 Kilometer einen Querschnitt dessen erlebt, was Franken nicht nur im Klischee ausmacht: Wein, Bier, Wald, Felder, Karpfen, Madonnen und Landleben.

Für die Eiligen unter den Radfahrern sei erwähnt, dass der 2FrankenRadweg auch eine Abkürzung ist: Wer zwischen Würzburg und Bamberg am Main bleibt, muss 50 Prozent mehr Strecke zurücklegen als mit der Variante durch den Steigerwald.

Wer auf diese Weise abkürzen will, muss allerdings auch sportlicher sein. Denn das Höhenprofil des 2FrankenRadwegs weist gerade zwischen Würzburg und Ebrach kurze, aber fiese Steigungen auf – allen voran jene 1,5 Kilometer, die es bei Handthal stramm auf die Höhen des Steigerwaldes hinaufgeht. Derlei Schweißtreibendes hat man auf dem Main-Radweg nicht.

Als Konkurrenten sollten man die beiden Verbindungen zwischen den Weltkulturerbe-Städten Würzburg und Bamberg nicht verstehen. Eher als Geschwister: Schließlich lassen sich Main-Radweg und 2FrankenRadweg hervorragend kombinieren.


Fotoserie
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Heraus kommt dann eine Rundfahrt in Form einer Ellipse: Bamberg-Schweinfurt-Volkach-Ebrach-Bamberg. Machbar in drei Tagesetappen und mit einem Nachteil, der im Grunde keiner ist: Man spart sich auf dem 2FrankenRadweg die Etappe zwischen Würzburg und Volkach.

Denn bei diesem Abschnitt muss man wirklich viel Lust am Radfahren haben, um den Spaß zu behalten. Das liegt vor allem an Würzburg: Wer am Hauptbahnhof losfährt und wenig später den Berliner Ring überlebt hat, ist froh, heil aus dieser verkehrsgeplagten Stadt herausgekommen zu sein.

Die Landschaft, die den Radfahrer dann zwischen Lengfeld und Prosselsheim erwartet, ist zudem nicht unbedingt für Touristenströme gemacht. Unterfränkische Ackerwüste eben. Immerhin fährt man dort nahezu unbehelligt von Autofahrern durch die Felder – was ja durchaus einen Reiz hat.



Die sprichwörtlichen Perlen an der Kette beginnen kurz hinter Prosselsheim (Lkr. Würzburg): Vogelsburg, Volkach, Weidachtal, Gerolzhofen, Oberschwarzach, Handthal – das ist Main, Wein und fränkische Kultur im Minutentakt.

Überhaupt Handthal: Hier haben die Straßen keine Namen, die Mobiltelefone keinen Empfang, hier hört die Welt auf – wie wunderbar. Beschaulicher lässt sich kaum Rast machen.

Verlässt man den idyllischen Weinort am neuen „Zentrum Nachhaltigkeit Wald“ vorbei in Richtung Oberfranken, geht diese Perlenkette weiter. Allein Ebrach, Burgwindheim und Burgebrach haben so viel fürs Auge zu bieten, dass für den Radfahrer die Zeit knapp wird, will er noch am selben Tag in Bamberg ankommen. Von der betörenden Vielfalt an Wein- und Bier-Gaststätten entlang der Strecke ganz zu schweigen.
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Trotz dieser Perlenkette ist es freilich noch zu früh, dass der neue 2FrankenRadweg im knapp 9000 Kilometer langen Radwege-Netz Bayerns eine deutliche Duftmarke hinterlassen kann. So ist er zum Beispiel in dem vom Innenministerium betreuten „Bayernnetz für Radler“ noch nicht angekommen. Auch der bundesweite Radfahrerclub ADFC hat ihn noch nicht auf dem Radarschirm.

Um den eigenen Charakter deutlicher hervorzuheben, müsste der 2FrankenRadweg zudem eine Kinderkrankheit losbekommen: Die Beschilderung mit dem rot-weißen Logo ist noch lückenhaft. Zu oft muss sich der Radler allein an den weiß-grünen Standard-Schildern orientieren – was zu Irrfahrten führen kann, weil immer wieder lokale Radwege auftauchen, die vom 2FrankenRadweg wegführen.

Immerhin vier Millionen Euro an Zuschüssen hat der Freistaat in die Infrastruktur des 2FrankenRadwegs gesteckt. Der geistige Vater der Verbindung, Gerolzhofens Stadtrat Thomas Vizl, hatte schon vor der Eröffnung der Strecke Anfang Mai skizziert, dass eine Erweiterung des Radwegs – zum Beispiel nach Nürnberg – erstrebenswert sei.

Wäre eigentlich gar nicht notwendig: Schon jetzt lässt sich der fast komplett asphaltierte 2FrankenRadweg prima mit anderen Verbindungen erweitern: Südlich von Bamberg trifft er auf den Regnitz-Radweg, über den man wiederum den Aischtal-Radweg erreicht, der seinerseits eine Anbindung ins Tauber- und Altmühltal hat. Bei Gerolzhofen/Oberschwarzach kreuzt der Main-Steigerwald-Radweg, bei Volkach der Main-Radweg und in Bamberg kann man beispielsweise auf markierten Radwegen in die Fränkische Schweiz weiterfahren.

Fazit: Unterfranken und Oberfranken verbindet viel mehr als der Main.
 

Der radtourenbegeisterte Autor ist im Juli 2013 den 2FrankenRadweg an zwei Tagen von Würzburg bis Bamberg gefahren. Die umgekehrte Strecke ist ebenfalls machbar und gleichwertig ausgeschildert. Hinweis: Für E-Bike-Fahrer gibt es in Volkach (Marktplatz) eine öffentliche Ladestation.
 


 

2FrankenRadweg


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