Der 16. Januar 2024 ist ein wichtiger Tag für die Stadt. Dann entscheidet sich in München, ob Münnerstadt in die dritte Runde des Programms „Landstadt Bayern“ aufgenommen wird und damit, ob weitere Zuschüsse für das Projekt „Treibhaus Münnerstadt “ gibt.
Am Freitag hatten die Bürgerinnen und Bürger nochmals Gelegenheit, sich ausführlich zu informieren, was aus dem Bötz-Areal hinter dem Jörgentor werden soll. Von 1916 bis 2021 war es als Gärtnerei genutzt. 55 Frauen und Männer kamen trotz nasskalten Wetters in die alte Aula, um Vorträge zu hören, die Pläne und Modelle anzuschauen und mit den Architekten zu diskutieren, die den städtebaulichen Wettbewerb „Treibhaus Münnerstadt “ gewonnen hatten.
Elf Vorschläge, zwei Sieger
Die Jury hatte die Aufgabe, aus den elf eingereichten Vorschlägen (zehn deutsche und einer aus Spanien) den besten auszusuchen. Sie entschied sich dafür, zwei erste Preise zu vergeben. Diese sollen nun möglichst in eine gemeinsame Form gegossen und realisiert werden, wie es Bürgermeister Michael Kastl ( CSU ) formulierte.
„Wir haben zwei Entwürfe, die in großen Teilen dem, was die Bürger wollen, entsprechen“ sagte Kastl. Deshalb soll nun darüber diskutiert werden, wie sie zu einem zusammengefasst werden können. Ein nächster großer Schritt sei die Schaffung von Baurecht, das heißt vor allem die Aufstellung eines Bebauungsplanes . Der Bürgermeister teilte mit, dass die alte Gärtnereifläche mit ihren 3,5 Hektar Fläche seit wenigen Tagen im Eigentum der Stadt ist.
Treibhäuser als Keller-Ersatz
Jurorin Eva Kusebauch (Städtebau, Regierung von Unterfranken ) hob hervor, dass „schöne kleine Wohnungen“ für Azubis, junge Leute, aber auch Seniorinnen und Senioren benötigt würden. Es sollten nicht nur Wohnungen für Leute, die Geld haben, gebaut werden. Unter anderem diese würden hier realisiert.
Der Landschaftsarchitekt und Stadtplaner Thomas Wirth (Kitzingen) erzählte, wie die Jury vorging bei ihrer Arbeit, die besten Entwürfe zu finden. Wichtig für die Planung des Areals ist die nahe Stadtmauer. „Wie gehen die Architekten damit um?“ Darauf sei bei der Bewertung besonders geachtet worden. Manche Planer hätten sich etwas schwergetan, den Bezug zur Stadt herzustellen. Schwierig sei in Deutschland die Nutzung der Erdgeschosse in Wohngebieten. In Holland sei das kein Problem, „dort können Sie problemlos von außen in die Wohnzimmer schauen“.
Mehr Carsharing, weniger Parken
Diplom-Ingenieurin Ina Laux und ihr Mann, Professor Gunther Laux, erläuterten ihren Entwurf, mit dem sie den einen ersten Preis errungen hatten. Sie wollen das Wohngebiet von Bewohnern befahren lassen. Es gibt einen größeren Carsharing-Raum, der überdacht werden soll, damit er besser angenommen wird. Die restlichen Parkplätze werden nicht überdacht. Als Keller-Ersatz gibt es Treibhäuser, in denen Platz für Tischtennisplatten ist und in denen im Winter die Balkonpflanzen untergebracht werden können. „Die Treibhäuser haben kollektive und individuelle Funktionen gleichzeitig“, hieß es.
Das Preisgericht bescheinigte diesem Entwurf einen sehr guten Mix an unterschiedlichen Wohnformen, die auch flexibel nutzbar sind. Zudem werden modellhafte Ideen für den Klimaschutz , die Klimaanpassung und ein nachhaltiges Wassermanagement bescheinigt. Schließlich heißt es, „der Entwurf zeigt, dass sich das Gärtnereiareal zu einem zukunftsweisenden, nachhaltigen Quartier entwickeln lässt“.
Flexibles Wohnen
Professor Albert Dischinger erläuterte den Entwurf der Arbeitsgemeinschaft ASAP, der ebenfalls einen ersten Preis (19.000 Euro) erhielt. „Vorhandene Bausubstanz wird Gott sei Dank immer mehr in den Fokus gerückt“ betonte er. Die Menschen sollten nicht mehr Sklave eines Hauses sein, deshalb sollte es Veränderungsmöglichkeiten im Lauf des Lebens geben. Mit vier, fünf oder sechs Parteien sollten Hausgemeinschaften gebildet werden. Der Grad der Erschließung der Fläche sollte so weit wie möglich reduziert werden. „Unsere Landschaftsarchitekten hätten am liebsten auf alle neuen Wege verzichtet“, sagte Dischinger. Der Entwurf sieht vier einzelne Komplexe mit drei bis vier Häusern und jeweils einem Innenhof vor. Er lasse sich leicht in Etappen realisieren.
Kritik von Bürgern an die Architekten
Die Besucherinnen und Besucher hatten Gelegenheit, mit den Architekten zu diskutieren, Fragen zu stellen und kritische Anmerkungen zu machen. „Es gibt einfach zu wenig Parkplätze “, kritisierte ein Bürger. „Das ist der Klassiker. Wir setzen bewusst auf Car-Sharing. Mit weniger Autos gibt es mehr Freiraum“, bekam er als Antwort. Keine eindeutige Aussage gab es auf die Frage, ob die Treibhäuser in Holz oder Metall gebaut werden sollten. Die Antwort: Die Preise für diese Materialen seien zurzeit variabel. Kritisch angemerkt wurde eine mangelnde fußläufige Anbindung an die Stadt.
Bürgermeister Michael Kastl fasste das weitere Vorgehen kurz so zusammen: der Stadtrat hat nun die Aufgabe, die beiden Visionen jetzt zu einer einzigen zusammenzufassen. Es müsse zukunftsfähig gebaut werden.
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