
Wenn Ralf Sauer und Matthias Grief über die Rhön sprechen, kommen sie schnell ins Schwärmen und sprudeln vor Ideen. Egal, ob es dabei um die atemberaubenden Weitblicke, die finsteren Moore, die Rhönerinnen und Rhöner selbst oder die vielen heimischen Produkte geht. "Die Rhön hat einfach für alle etwas zu bieten", bringt es Grief auf den Punkt.
Aus ihrer Begeisterung für die Heimat haben die beiden Bad Brückenauer ein Geschäft im Nebenerwerb gemacht: Als "Rhönbotschafter" bieten Sauer und Grief mit ihrer neu gegründeten gleichnamigen Firma Wanderungen in der Region und Yoga an. "Die Idee dazu hatten wir schon sehr lange", berichtet Grief. "Im Lockdown haben wir dann Nägel mit Köpfen gemacht."
Die Landschaft der Rhön "tut einfach gut"
Sie seien schon immer viel in der Rhön unterwegs gewesen - nach Feierabend oder am Wochenende, ergänzt Sauer. "Wir haben uns irgendwann gedacht, dass wir da doch auch Leute mitnehmen könnten. Die Landschaft hier tut einfach gut. Das wollen wir weitergeben und anderen zeigen."
Griefs Ausbildung zum Yoga-Lehrer macht das Angebot der "Rhönbotschafter" komplett. "Beim Yoga geht es darum, Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen", erklärt der 42-Jährige. " Wandern ist ein anderer Weg das zu tun. Beides ergänzt sich also wunderbar."
Ausgerichtet sind die "Rhönbotschafter" in erster Linie auf Gruppen, die etwa ihr Gemeinschaftsgefühl stärken und gemeinsam etwas erleben wollen. Als Beispiele nennt Sauer hier touristische Gruppen oder auch Tagungsgruppen. Ausgehend von den Wünschen und Erwartungen der jeweiligen Gruppe erarbeiten Sauer und Grief ein individuell zugeschnittenes Programm. "Der Startpunkt gibt im Grunde die Richtung vor", erklärt Sauer. Weilen die Gäste also zum Beispiel im Staatsbad, bietet es sich an, auch von dort zu starten.
Spaziergang entlang der Sinn oder Stieg auf den Volkersberg
"Und dann ist die Frage, wie aktiv wollen die Leute sein", fährt Sauer fort. Hierbei reicht das mögliche Aktivitätsspektrum unter anderem vom Spaziergang entlang der Sinn bis hin zum Stieg auf den Volkersberg. Wenn beispielsweise ein Sonnenuntergang gewünscht sei, müsse es natürlich auf einen Berg gehen, erläutert der 43-Jährige.
"Wir überlegen uns im Vorfeld immer, was könnte zur Gruppe passen, und mit was können wir sie vielleicht auch ein bisschen überraschen", fasst Sauer das Vorgehen bei der Planung der Tour zusammen. Ein wichtiger Aspekt sei auch, etwas zu finden, das "urtypisch" ist - an Landschaft, Produkten oder Menschen.
Das Resultat sind einzigartige Ausflüge mit dem gewissen Etwas: So überlegten sich die "Rhönbotschafter" zum Beispiel für eine Gruppe, die von ihrem Hotel im Staatsbad aus starten wollte, einen Spaziergang, der immer wieder an einzelnen Stationen stoppte. Dort gab es dann heimische Brände zu probieren, verknüpft mit einem kleinen Ausflug in die Geschichte. "Das kam sehr gut an", freut sich Grief.
Kultur und Kulinarik der Rhön ergänzen das Angebot
Ihnen sei es wichtig, nicht nur die Wanderung an sich anzubieten, sondern auch Hintergründe wie etwa zur Historie der Orte, an denen sie mit den Gästen vorbeikommen, oder beispielsweise dem Biosphärenreservat, berichtet Sauer. Und: "Es gibt in der Rhön richtig tolle Menschen, die mit viel Herzblut Rhöner Produkte kreieren." Daher kommen neben der Natur Kultur und Kulinarik nicht zu kurz.
Im besten Fall ergibt sich ein Mehrwert für alle, also auch für die regionalen Erzeuger, wie Sauer erklärt. Eine Tour etwa führte die "Rhönbotschafter" mit einer Gruppe zu einer Brennerei in Wartmannsroth. Am Ende des Tages gab es dann noch eine Brotzeit von einer regionalen Metzgerei. "Das hat das Ganze wunderbar abgerundet", bilanziert Grief.
Die Preise für die geführten Wanderungen der "Rhönbotschafter" berechnen sich individuell , je nach Art und Umfang sowie der Vorbereitungszeit. Die Dauer der Ausflüge kann - je nach Wunsch der Gruppe - zwischen einer Stunde und einem Tag variieren. Das Angebot sowie dessen Planung würde sich gut nebenberuflich bewerkstelligen lassen, erklären Sauer und Grief. Beide haben keine klassischen Nine-to-five-Jobs. Sauer ist stellvertretender Leiter der Jugendbildungsstätte Volkersberg, Grief ist Verkaufsleiter im Dorint-Hotel.
Insgesamt zehn Aktivitäten haben die beiden seit Gründung ihrer Rhönbotschafter GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts) organisiert und durchgeführt, wie Sauer berichtet. Mit der Nachfrage sei man zufrieden . Auch die Wiederbelebung des Tourismus habe geholfen. Zudem hätten viele in Deutschland Urlaub gemacht. "Es war die richtige Zeit", sagt Grief mit Blick auf die GbR-Gründung. Und somit hat die Rhön nun ihre eigenen Botschafter.