Bad Kissingen
Zuzug über Asyl hinaus
Die Ausländerquote stieg in einem Jahr in Bad Kissingen von 5,57 auf 7,08 Prozent. Den Trend, Fachkräfte ins Land zu holen, gab es bereits vor der Flüchtlingswelle.
Francisco Javier Gomez Rodriguez ist einer von aktuell 43 Spaniern, die in Bad Kissingen gemeldet sind. Mitte 2015 kam er mit Frau und Kind nach Franken, zunächst arbeitete er auf dem Bau, im Herbst wechselte er in die Haustechnik des Cup-Vitalis-Parkhotels. "Es gefällt mir gut", ist er froh über die neue Stelle. Nun geht es ans Deutsch-Lernen. Das hat sein Chef, der französische Operations Manager Pascal Muller, längst hinter sich: Fließend spricht er Deutsch und kann auch deshalb perfekt dolmetschen, weil er mit einer Spanierin verheiratet ist.
"Im Hotel- und Gaststättengewerbe sind schon immer ausländische Mitarbeiter beschäftigt", berichtet Muller aus der Branche. Im Cup Vitalis seien Menschen aus Frankreich, Griechenland, Marokko, Polen, Spanien, Ungarn und Usbekistan beschäftigt. Und: "Durch meine persönliche internationale Laufbahn und die Kontakte, die dabei entstanden sind, kommen jedes Jahr Praktikanten von Hotelfachschulen aus Bulgarien, England, Frankreich, Italien und Spanien für drei bis vier Monate jeweils dazu."
Als Grund für die vielen ausländischen Angestellten nennt Muller den niedrigen Stellenwert der Berufe in Hotellerie und Gastronomie in Deutschland: Es werde immer schwerer, Leute zu finden, die bereit sind am Abend oder in der Nacht, am Wochenende oder an Feiertagen zu arbeiten. "Die Gehälter in der Branche sind auch nicht besonders hoch." Der Wert der angebotenen Leistung werde einfach nicht zu einem berechtigten Preis in Rechnung gestellt. Das Motto laute "große Portionen für wenig Geld". Selbst ausländische Mitarbeiter zu finden, sei nicht immer einfach, weil die Stadt zu wenig bekannt sei.
Francisco Javier Gomez Rodriguez ist kein Einzelfall: Alleine die Zahl der Spanier hat sich im vergangenen Jahr von 34 auf 43 erhöht. Insgesamt wuchs die Zahl der Ausländer um rund ein Viertel (siehe Info-Kasten). Damit setzt sich ein Trend fort, der seit Jahren anhält: Zwischen Anfang 2010 und Anfang 2015 stieg die Zahl der Ausländer um rund 400, im vergangenen Jahr gab es dann eine neue Dynamik durch die Asylbewerber: 224 Flüchtlinge haben aktuell in Bad Kissingen ihren Hauptwohnsitz. "Hierbei sind allerdings die Personen in der Erstaufnahmeeinrichtung Röntgenstraße nicht erfasst", stellt Tanja Schottdorf, Leiterin des Bürgerbüros der Stadt Bad Kissingen, klar.
"Die Stadt Bad Kissingen lebt seit vielen Generationen von Gästen, die nach Bad Kissingen kommen. Dadurch hat unsere Stadt auch immer schon eine große Offenheit für Menschen mit unterschiedlichen ethnischen und kulturellen Wurzeln gezeigt", kommentiert Oberbürgermeister Kay Blankenburg die steigende Ausländerquote, die jedoch "im Verhältnis zu Bund und Land noch sehr gering" sei. Und: "Dass sich die ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, die unter uns leben und ihren Platz im wirtschaftlichen, sozialen und gesellschaftlichen Zusammenspiel unserer Stadt gefunden haben, bei uns sehr wohl fühlen, zeugt von einer hohen Integrationsbereitschaft auf allen Seiten."
Die Stadt hat genau hingeschaut und ihre Statistik umgekrempelt: Bis vor einem Jahr wurden stets Haupt- und Nebenwohnsitze angeschaut, vermutlich weil sich eine Zahl von mehr als 23 000 einfach besser macht. Im Frühjahr 2015 nahm sich das Bürgerbüro dann aber die damals noch 2267 Bürger vor, die nur mit Zweitwohnsitz hier gemeldet sind. Alle wurden angeschrieben und um Rückmeldung gebeten. Ergebnis: 692 Abmeldungen, also minus 30,5 Prozent. Deshalb schaut die Stadt nun verstärkt auf die Hauptwohnungen, die um 357 oder 1,7 Prozent von 21 630 auf 21 987 gestiegen sind. "Die Einwohnerzahlen von Bad Kissingen steigen schon seit mehreren Jahren kontinuierlich an", zieht Oberbürgermeister Kay Blankenburg denn auch als Bilanz. Das gelte für fast alle Stadtteile, insbesondere für die Kernstadt. Blankenburg: "Das spricht eindeutig dafür, dass Bad Kissingen ein attraktiver Wohn- und Lebensstandort ist."
Unverändert bleibt, dass die so genannte Alterspyramide, also die grafische Darstellung der Jahrgänge (siehe oben), in Bad Kissingen nichts mit einer Pyramide zu tun hat, sondern ihre breiteste Stelle bei den Senioren hat: Zwischen 1936 und 1969 liegen nur sechs Jahrgänge unter 300 Einwohnern, der größte Jahrgang mit 181Männern und 241 Frauen bleibt seit langem der Jahrgang 1940. Zum Vergleich: Ihren 1. Geburtstag feiern heuer 180 Kinder in Bad Kissingen, immerhin eine Steigerung gegenüber den 161 Kindern des Geburtsjahrgangs 2014. In Bad Kissingen selbst wurden im Jahr der Schließung der Geburtshilfe am "Eli" nur noch 50 Geburten (34 Jungen und 16 Mädchen) beurkundet. Dagegen registrierte das Standesamt 536 Sterbefälle.
Einwohner 3894 Bürger der Stadt Bad Kissingen hatten zu Jahresbeginn (auch) eine andere als die deutsche Staatsangehörigkeit. Ein Jahr zuvor waren es noch 3510, also 10,9 Prozent weniger. 1668 von ihnen haben ausschließlich einen nicht-deutschen Pass, werden in der Statistik der Stadt Bad Kissingen also als Ausländer geführt. Anfang 2015 waren es 1331 Ausländer, die Quote lag bei 5,57 Prozent (siehe Grafik). Das macht eine Steigerung von 25,3 Prozent innerhalb eines Jahres.
Nationalitäten Neben der deutschen gibt es in Bad Kissingen aktuell 95 verschiedene Nationalitäten, das sind fünf mehr als vor einem Jahr. Neu dazu gekommen sind die Nationalitäten finnisch, gambisch, malisch, somalisch, sudenesisch und peruanisch, dagegen taucht nepalesisch nicht mehr auf. Zwölf Menschen sind als staatenlos anerkannt, bei 82 Bürgern ist die Nationalität ungeklärt, sechs werden "ohne Angaben" in der Statistik geführt.
Gruppierungen Die größte ausländische Bevölkerungsgruppe in der Statistik sind 903 (Vorjahr: 891) Personen mit russischem Pass, gefolgt von 657 (654) Einwohnern, die (auch) die kasachische Staatsbürgerschaft haben, 334 (319) Polen, 156 (125) Rumänen, 133 (140) Amerikanern, 128 (105) Ukrainern, 106 (112) Kirgisen und 100 (103) Italienern. Die Zahl der Syrer ist im Jahr 2015 von 30 auf 111 gewachsen. Nur mit je einem Einwohner sind Länder wie Mazedonien, Japan, Neuseeland, Jordanien, Pakistan, Argentinien, Peru, Chile, Ghana, Mali, Sudan und Jamaika vertreten.
"Im Hotel- und Gaststättengewerbe sind schon immer ausländische Mitarbeiter beschäftigt", berichtet Muller aus der Branche. Im Cup Vitalis seien Menschen aus Frankreich, Griechenland, Marokko, Polen, Spanien, Ungarn und Usbekistan beschäftigt. Und: "Durch meine persönliche internationale Laufbahn und die Kontakte, die dabei entstanden sind, kommen jedes Jahr Praktikanten von Hotelfachschulen aus Bulgarien, England, Frankreich, Italien und Spanien für drei bis vier Monate jeweils dazu."
Branche verkauft sich unter Wert
Als Grund für die vielen ausländischen Angestellten nennt Muller den niedrigen Stellenwert der Berufe in Hotellerie und Gastronomie in Deutschland: Es werde immer schwerer, Leute zu finden, die bereit sind am Abend oder in der Nacht, am Wochenende oder an Feiertagen zu arbeiten. "Die Gehälter in der Branche sind auch nicht besonders hoch." Der Wert der angebotenen Leistung werde einfach nicht zu einem berechtigten Preis in Rechnung gestellt. Das Motto laute "große Portionen für wenig Geld". Selbst ausländische Mitarbeiter zu finden, sei nicht immer einfach, weil die Stadt zu wenig bekannt sei.Francisco Javier Gomez Rodriguez ist kein Einzelfall: Alleine die Zahl der Spanier hat sich im vergangenen Jahr von 34 auf 43 erhöht. Insgesamt wuchs die Zahl der Ausländer um rund ein Viertel (siehe Info-Kasten). Damit setzt sich ein Trend fort, der seit Jahren anhält: Zwischen Anfang 2010 und Anfang 2015 stieg die Zahl der Ausländer um rund 400, im vergangenen Jahr gab es dann eine neue Dynamik durch die Asylbewerber: 224 Flüchtlinge haben aktuell in Bad Kissingen ihren Hauptwohnsitz. "Hierbei sind allerdings die Personen in der Erstaufnahmeeinrichtung Röntgenstraße nicht erfasst", stellt Tanja Schottdorf, Leiterin des Bürgerbüros der Stadt Bad Kissingen, klar.
OB: Quote "noch sehr gering"
"Die Stadt Bad Kissingen lebt seit vielen Generationen von Gästen, die nach Bad Kissingen kommen. Dadurch hat unsere Stadt auch immer schon eine große Offenheit für Menschen mit unterschiedlichen ethnischen und kulturellen Wurzeln gezeigt", kommentiert Oberbürgermeister Kay Blankenburg die steigende Ausländerquote, die jedoch "im Verhältnis zu Bund und Land noch sehr gering" sei. Und: "Dass sich die ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, die unter uns leben und ihren Platz im wirtschaftlichen, sozialen und gesellschaftlichen Zusammenspiel unserer Stadt gefunden haben, bei uns sehr wohl fühlen, zeugt von einer hohen Integrationsbereitschaft auf allen Seiten." Die Stadt hat genau hingeschaut und ihre Statistik umgekrempelt: Bis vor einem Jahr wurden stets Haupt- und Nebenwohnsitze angeschaut, vermutlich weil sich eine Zahl von mehr als 23 000 einfach besser macht. Im Frühjahr 2015 nahm sich das Bürgerbüro dann aber die damals noch 2267 Bürger vor, die nur mit Zweitwohnsitz hier gemeldet sind. Alle wurden angeschrieben und um Rückmeldung gebeten. Ergebnis: 692 Abmeldungen, also minus 30,5 Prozent. Deshalb schaut die Stadt nun verstärkt auf die Hauptwohnungen, die um 357 oder 1,7 Prozent von 21 630 auf 21 987 gestiegen sind. "Die Einwohnerzahlen von Bad Kissingen steigen schon seit mehreren Jahren kontinuierlich an", zieht Oberbürgermeister Kay Blankenburg denn auch als Bilanz. Das gelte für fast alle Stadtteile, insbesondere für die Kernstadt. Blankenburg: "Das spricht eindeutig dafür, dass Bad Kissingen ein attraktiver Wohn- und Lebensstandort ist."
Unverändert bleibt, dass die so genannte Alterspyramide, also die grafische Darstellung der Jahrgänge (siehe oben), in Bad Kissingen nichts mit einer Pyramide zu tun hat, sondern ihre breiteste Stelle bei den Senioren hat: Zwischen 1936 und 1969 liegen nur sechs Jahrgänge unter 300 Einwohnern, der größte Jahrgang mit 181Männern und 241 Frauen bleibt seit langem der Jahrgang 1940. Zum Vergleich: Ihren 1. Geburtstag feiern heuer 180 Kinder in Bad Kissingen, immerhin eine Steigerung gegenüber den 161 Kindern des Geburtsjahrgangs 2014. In Bad Kissingen selbst wurden im Jahr der Schließung der Geburtshilfe am "Eli" nur noch 50 Geburten (34 Jungen und 16 Mädchen) beurkundet. Dagegen registrierte das Standesamt 536 Sterbefälle.
Einwohner 3894 Bürger der Stadt Bad Kissingen hatten zu Jahresbeginn (auch) eine andere als die deutsche Staatsangehörigkeit. Ein Jahr zuvor waren es noch 3510, also 10,9 Prozent weniger. 1668 von ihnen haben ausschließlich einen nicht-deutschen Pass, werden in der Statistik der Stadt Bad Kissingen also als Ausländer geführt. Anfang 2015 waren es 1331 Ausländer, die Quote lag bei 5,57 Prozent (siehe Grafik). Das macht eine Steigerung von 25,3 Prozent innerhalb eines Jahres.
Nationalitäten Neben der deutschen gibt es in Bad Kissingen aktuell 95 verschiedene Nationalitäten, das sind fünf mehr als vor einem Jahr. Neu dazu gekommen sind die Nationalitäten finnisch, gambisch, malisch, somalisch, sudenesisch und peruanisch, dagegen taucht nepalesisch nicht mehr auf. Zwölf Menschen sind als staatenlos anerkannt, bei 82 Bürgern ist die Nationalität ungeklärt, sechs werden "ohne Angaben" in der Statistik geführt.
Gruppierungen Die größte ausländische Bevölkerungsgruppe in der Statistik sind 903 (Vorjahr: 891) Personen mit russischem Pass, gefolgt von 657 (654) Einwohnern, die (auch) die kasachische Staatsbürgerschaft haben, 334 (319) Polen, 156 (125) Rumänen, 133 (140) Amerikanern, 128 (105) Ukrainern, 106 (112) Kirgisen und 100 (103) Italienern. Die Zahl der Syrer ist im Jahr 2015 von 30 auf 111 gewachsen. Nur mit je einem Einwohner sind Länder wie Mazedonien, Japan, Neuseeland, Jordanien, Pakistan, Argentinien, Peru, Chile, Ghana, Mali, Sudan und Jamaika vertreten.
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