Ich sehe jetzt alles mit anderen Augen.“ Dies ist für Ina Schebler (19) die wohl wichtigste Erkenntnis nach ihrer Weltreise durch Asien, Australien, Mittel- und Südamerika. Ein ganzes Jahr lang war sie mit Eltern und Schwester Anne (17) auf der südlichen Erdhalbkugel unterwegs. Hin und wieder berichtete sie in der Main-Post über ihre Erlebnisse und Begegnungen mit Einheimischen. Jetzt ist sie nach genau 365 Tagen ins beschauliche Aschach heimgekehrt.
Die Abiturientin hat sich seit ihrer Abreise im Juli 2012 verändert. Sie ist nachdenklicher geworden. Sie habe viel über Menschen und fremde Kulturen gelernt. In Asien und Lateinamerika sei „zwar alles ganz anders, aber irgendwie sind wir doch alle gleich“. Überall habe sie nette Menschen getroffen. „Meine Vorurteile sind dabei flötengegangen.“ Heute stört sie sich an den Pauschalurteilen vieler Deutscher. „Es stimmt außerdem vieles nicht, was uns die Medien weismachen wollen.“
In jedem Land versuchte Ina, sich kleidungsmäßig anzupassen und ein paar Brocken der Sprache aufzuschnappen. „Das kam bei den Einheimischen gut an.“ Private Kontakte ergaben sich dadurch leichter.
Als ein junger Inder die Scheblers während ihres zweimonatigen Aufenthalts in sein Haus einlud, wurde Ina von dessen Mutter nach Landessitte wie eine „heimgekehrte Tochter“ mit einem Seidenschal beschenkt. In Laos blieben die Scheblers einen vollen Monat, für die meisten anderen Länder mussten ein paar Tage reichen.
Überall wurde mit Bahn, Bus oder Taxi gereist. Prompt wurde ihnen in Costa Rica der Rucksack mit allen Reisepässen im Bus gestohlen. Den Fahrer kümmerte dies wenig: So etwas passiere hier häufiger. Nach drei Tagen stellte die deutsche Botschaft den Gestrandeten provisorische Pässe aus.
Übernachtet wurde in einfachen Gästehäusern, kleinen Privatpensionen oder Jugendherbergen. Mal gab es Doppelzimmer, mal musste die Familie auf engstem Raum zusammen schlafen. Jeder der Vier hatte auf dieser Reise Verantwortung zu tragen. Jeder hatte seine ihm übertragene Aufgabe, vor der er sich nicht drücken konnte. „Null Bock gab es auf dieser Tour nicht.“ Im Gegenteil: Manchmal nagte der Reisestress an den Nerven. Waren die Eltern mal nicht so gut drauf, übernahm Ina die Führung der Gruppe.
Stressfrei dürfe man sich eine solche Reise nicht vorstellen. „Manchmal haben wir uns auch gefetzt.“ Besonders, als Ina nach sechswöchigem Australien-Abstecher wieder mit der Familie zusammenkam. Nach sechs Wochen Freiheit musste sie sich auf der Weiterreise wieder einfügen. 24 Stunden pro Tag war man zusammen, keine Stunde hatte man für sich, konnte sich nicht zurückziehen. Eigenarten und Stimmungsschwankungen der anderen mussten ausgehalten werden.
Das Verhältnis zu den Eltern sei nach dieser Reise ein anderes. „Wir leben jetzt in einer WG“, beschreibt Schwester Anne das veränderte Verhältnis im Aschacher Schebler-Haus. Eltern und Töchter begegnen sich jetzt mehr auf Augenhöhe als früher. Man geht kameradschaftlicher miteinander um.
Das heimatliche Aschach erscheint Ina nach ihrer Rückkehr „wie ein weiteres Land auf meiner Reise“. Sie hat Abstand gewonnen. Jetzt will sie hier alles neu „mit den Augen einer Touristin“ entdecken. Im Februar fängt sie wahrscheinlich in Holland ein dreijähriges Studium der „Liberal Arts and Sciences“ an. Beruflich denkt sie „an irgendeine internationale Tätigkeit“, vielleicht Fotojournalismus. Sie will „Geschichten transportieren“. Auf ihrer Reise habe sie viel gesehen, worüber deutsche Medien kaum berichten.
Ina Schebler ist erwachsen geworden. Sie hat jetzt ein Ziel vor Augen. Sie habe in den bereisten Ländern etliche Aussteiger getroffen. „Aussteiger haben kein Ziel“, steht für sie fest. Deren Gesichtsausdruck habe sie oft als emotionslos empfunden. „Ich möchte mein Leben unter Kontrolle haben.“ Dabei will sie sich vom indischen Karma begleiten lassen. „Die Inder glauben fest, wer eine positive Ausstrahlung habe und Gutes tue, erfahre auch nur Gutes.“ In Asien sei sie spirituell beeinflusst worden.
ONLINE-TIPP
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