Eigentlich war der Lago Maggiore als Ziel geplant, doch in diesem Jahr konnte für den 64-Jährigen nur Deutschland zur Wahl stehen - also 650 Kilometer nach Norden statt nach Süden. Und dies in fünf Tagen.
Am ersten Tag startete er um 2 Uhr nach Bad Laasphe in Nordrhein-Westfalen. Schon um 7.30 Uhr war nach 168 Kilometern dieses Ziel erreicht. Die Altstadt und der Kurpark waren während der vier Stunden Ladezeit für seine drei Akkus willkommene Abwechslung. Um 11.30 Uhr konnte die Radtour nach Bochum fortgesetzt werden. Die Straßenverhältnisse durch die Orte im Ruhrgebiet waren so schlecht, wie vor 40 Jahren, als Miller hier Maschinenbau studierte. Um 17.20 Uhr traf er bei seiner Nichte ein und konnte mit der Großtante den 93. Geburtstag feiern.
Die nächste Etappe sollte zu dem 320 Kilometer entfernten Großheide zum Ferienhaus der Schwägerin gehen. Start war um 3 Uhr morgens nach Lingen ( Ems ). Bereits um 8 Uhr konnte das Zwischenziel zum Aufladen erreicht werden. Von Lingen ging es nach Meppen. Teils parallel der 31,5 Kilometer langen Hochgeschwindigkeitsteststrecke des Transrapids im Emsland führte der Rad-Navi nach Norden. Für eine lange Strecke konnte die Bundesstraße 70 genutzt werden. Drei Mal begann es zu tröpfeln, und die Temperatur stieg nicht über 22 Grad Celsius. Laut Wetterbericht war Regen angekündigt, aber er erreichte noch trockenen Reifens das Ziel.
Perfektes Timing gefragt
Gut ausgeschlafen ging es am dritten Tour-Tag zum 15 Kilometer entfernten Hafen in Norddeich zur Fähre. Für drei Stunden auf der Insel Norderney konnten dank des S-Pedelecs die 35 Kilometer bis zum östlichen Dünenbereich, am Leuchtturm vorbei, zur Aussichtsdüne und zum Ost Badestrand "Weisse Düne" leicht erreicht werden. Zum Bad in der Nordsee hatte das Wasser 19 Grad Celsius, die Luft 22 Grad. Dann ging es wieder ans Festland. Kurz nach Mitternacht startete er am vierten Tag die 320 Kilometer-Tour zurück nach Bochum, da die 89-jährige Schwiegermutter in Bochum spätestens um 16.30 Uhr für eine halbe Stunde besucht werden durfte.
Rechtzeitig die Schwiegermutter besucht
Nach zwei Zwischenstopps konnte Lingen ( Ems ) um 6 Uhr erreicht werden. Es war kühl an diesem Morgen, und der heiße Kaffee weckte wieder alle Lebensgeister. Je weiter es nach Süden ging, umso wärmer wurde es. Um 16 Uhr kam er in Bochum an, die Sonne schien kräftig. Es folgte nach dem Besuch der Schwiegermutter eine wohlverdiente Dusche sowie ausgiebig Schlaf bis 4 Uhr. Denn der 64-jährige wollte am fünften Tag wieder zurück ins nun noch 325 Kilometer entfernte Römershag. Trotz der frühen Uhrzeit war es 19 Grad, und es kündigte sich eine heiße Rückfahrt an. Durch das Sauerland nahm die Akku-Kapazität rapide ab. Um 16 Uhr wurde die neunte und letzte Etappe angetreten - von Marburg nach Lauterbach. Die Sonne schien ununterbrochen - noch 75 Kilometer bei circa 30 Grad.
Doch auch die heißeste Tour ging dem Ende entgegen. Miller passierte gegen 20 Uhr Fulda. Weiter ging es über Motten zurück nach Bad Brückenau .
Glücklich konnte Erwin Miller sein S-Pedelec nach fünf Radtour-Tagen und 1344 Kilometern, abgefahrenem Hinterreifen und Lagerschaden an der Vorderachse in die Garage stellen.