Bad Brückenau
Bad Brückenau: Die letzte Trauung
Nach 34 Jahren im Standesamt geht Hans Bauer in den Ruhestand. Er brachte das "Hochzeitsparadies Bad Brückenau" ins Fernsehen - und in den Playboy.
Er hatte es sich etwas ruhiger vorgestellt, den Abschied. Eine Urkunde aus Thailand am Montag, Mittwoch eine Spontan-Hochzeit, Personalratssitzung war auch. Noch drei Trauungen hält er diesen Samstag, dann ist Schluss. Der Herr der Ringe gibt den Stempel ab, nach 34 Jahren als Standesbeamter im Standesamt Bad Brückenau. Wenn er sein letztes Hochzeitspaar verabschiedet haben wird, wird gefeiert. Bauer möchte Danke sagen - den Putzfrauen und Gärtnern, Musikern, Pfarrern und Bürgermeistern. "Das waren lauter kleine Rädchen, ohne diese Rädchen wäre es nie gelungen."
Wenn Hans Bauer das sagt, dann meint er jede einzelne Trauung. Er meint aber auch das Hochzeitsparadies, das von 1987 bis ins neue Jahrtausend hinein Bad Brückenau nicht nur einmal in die Schlagzeilen brachte. "Campions League", nennt Bauer diese Zeit, als Paare aus ganz Deutschland in die Rhön kamen, um "Ja" zu sagen. Noch heute erreichen ihn Briefe und Postkarten, oder ein Silberpaar macht spontan auf der Durchreise Halt, um zu schauen, ob "ihr" Standesbeamter noch auf seinem Platze sitzt.
Dass Hans Bauer überhaupt im Brückenauer Rathaus gelandet ist, war der politischen Lage in den 1970ern geschuldet. Als Polizeimeister (Bundesgrenzschutz) war er viel unterwegs - in Bonn oder zur Sicherung des Prozesses gegen die RAF-Terroristen des Baader Meinhof Komplexes. "Von 52 Wochen im Jahr war ich 28 bis 30 unterwegs", erinnert sich Bauer an acht Berufsjahre als Polizist. Dann entschied sich der Brückenauer für die verhältnismäßig unaufregende Verwaltungstätigkeit in seiner Heimatstadt - und für seine Familie.
Am 1. Juli 1980 wechselte er im Rahmen der Berufsförderung in die Stadtverwaltung, bereits 1982 war er Standesbeamter und übernahm drei Jahre später - nach der bundesweit beachteten Alkohol-Trauung durch seine Vorgängerin - die Leitung des Standesamtes. 30 Jahre saß er im Personalrat, die vergangenen 13 davon als dessen Vorsitzender. Seit 2001 leitet er zudem das Bürgerbüro. Alle Wahlen der vergangenen drei Jahrzehnte begleitete er maßgeblich.
Trauungen rund um die Uhr, egal ob am Feiertag oder an Weihnachten, dafür stand Bad Brückenau. "Held der Arbeit" nannte das Frauenmagazin "Glamour" Hans Bauer und der "Playboy" empfahl Bad Brückenau als Alternative zu Las Vegas. Linda de Mol (Traumhochzeit) nahm die Stadt sogar in ihr Buch auf und Arabella Kiesbauer zeigte das Hochzeitsparadies in ihrer Show im Fernsehen. Unvergessen auch die Aktion von "Verstehen Sie Spaß?" Es bleibt das einzige Mal, dass Bauer bei einer vorgetäuschten Hochzeit mitmacht.
Er klappt den Ordner zu, in dem er all die Artikel und Erfolgsmeldungen aufgehoben hat. "Ich muss mich noch heute bei meiner Familie bedanken, dass sie das so mitgetragen hat", sagt er etwas wehmütig. "Für mich ist meine Familie unwahrscheinlich wichtig. Sie gibt mir Rückhalt." Auch deshalb macht Bauer seine Arbeit so gerne. Familie, so sagt er, sei das wichtigste, für den Menschen, aber auch für das staatliche System.
Wenn dann - und das ist bei einem Standesbeamten nicht zu vermeiden - eben auch die Scheidungen der Hochzeitsparadies-Ehen auf dem Schreibtisch landen, dann bleibt er der trockene Bürokrat. Wenn aber Paare kommen, bei ihm sitzen und erzählen, "da mache ich mir schon Gedanken". Manchmal vermittelte er Hilfe. Bauer weiß, wovon er spricht. Seit 43 Jahren ist er verheiratet.
Nicht unerwähnt bleiben darf Bauers Engagement als Personalratsvorsitzender für die rund 100 Mitarbeiter von Bauhof, Verwaltung und Kindergärten. "Der Personalrat ist ein Stück Demokratie", sagt Bauer. Er ist gewerkschaftlich eingebunden bis auf die Bundesebene von "verdi". Dass Verträge in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis münden, Arbeitszeiten eingehalten und die Mitspracherechte des Personalrats beachtet werden, ist ihm wichtig. Als Nachfolgerin wird Dagmar Feller in Zukunft dem Personalrat vorstehen. Christine Slowik wird neue Leiterin des Standesamts.
"Sachlich, kritisch, zum Wohle des Personals", schätzt Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU) Bauers Arbeit ein. Immer wieder sei man unterschiedlicher Meinung gewesen, "das gehört zur Natur der Sache". Hans Bauer habe "mit seinem Wirken über viele Jahre besonders im Rahmen des Hochzeitsparadieses ein unvergleichlich positives Image der Stadt nach außen tragen" können. "Kein Mitarbeiter war mehr in den Medien präsent. Eine Lücke, die schwer zu schließen sein wird. Christine Slowik tritt in große Fußstapfen."
Wenn Hans Bauer das sagt, dann meint er jede einzelne Trauung. Er meint aber auch das Hochzeitsparadies, das von 1987 bis ins neue Jahrtausend hinein Bad Brückenau nicht nur einmal in die Schlagzeilen brachte. "Campions League", nennt Bauer diese Zeit, als Paare aus ganz Deutschland in die Rhön kamen, um "Ja" zu sagen. Noch heute erreichen ihn Briefe und Postkarten, oder ein Silberpaar macht spontan auf der Durchreise Halt, um zu schauen, ob "ihr" Standesbeamter noch auf seinem Platze sitzt.
Dass Hans Bauer überhaupt im Brückenauer Rathaus gelandet ist, war der politischen Lage in den 1970ern geschuldet. Als Polizeimeister (Bundesgrenzschutz) war er viel unterwegs - in Bonn oder zur Sicherung des Prozesses gegen die RAF-Terroristen des Baader Meinhof Komplexes. "Von 52 Wochen im Jahr war ich 28 bis 30 unterwegs", erinnert sich Bauer an acht Berufsjahre als Polizist. Dann entschied sich der Brückenauer für die verhältnismäßig unaufregende Verwaltungstätigkeit in seiner Heimatstadt - und für seine Familie.
Vorgetäuschte Trauung für "Verstehen Sie Spaß?"
Am 1. Juli 1980 wechselte er im Rahmen der Berufsförderung in die Stadtverwaltung, bereits 1982 war er Standesbeamter und übernahm drei Jahre später - nach der bundesweit beachteten Alkohol-Trauung durch seine Vorgängerin - die Leitung des Standesamtes. 30 Jahre saß er im Personalrat, die vergangenen 13 davon als dessen Vorsitzender. Seit 2001 leitet er zudem das Bürgerbüro. Alle Wahlen der vergangenen drei Jahrzehnte begleitete er maßgeblich.Trauungen rund um die Uhr, egal ob am Feiertag oder an Weihnachten, dafür stand Bad Brückenau. "Held der Arbeit" nannte das Frauenmagazin "Glamour" Hans Bauer und der "Playboy" empfahl Bad Brückenau als Alternative zu Las Vegas. Linda de Mol (Traumhochzeit) nahm die Stadt sogar in ihr Buch auf und Arabella Kiesbauer zeigte das Hochzeitsparadies in ihrer Show im Fernsehen. Unvergessen auch die Aktion von "Verstehen Sie Spaß?" Es bleibt das einzige Mal, dass Bauer bei einer vorgetäuschten Hochzeit mitmacht.
Er klappt den Ordner zu, in dem er all die Artikel und Erfolgsmeldungen aufgehoben hat. "Ich muss mich noch heute bei meiner Familie bedanken, dass sie das so mitgetragen hat", sagt er etwas wehmütig. "Für mich ist meine Familie unwahrscheinlich wichtig. Sie gibt mir Rückhalt." Auch deshalb macht Bauer seine Arbeit so gerne. Familie, so sagt er, sei das wichtigste, für den Menschen, aber auch für das staatliche System.
Wenn dann - und das ist bei einem Standesbeamten nicht zu vermeiden - eben auch die Scheidungen der Hochzeitsparadies-Ehen auf dem Schreibtisch landen, dann bleibt er der trockene Bürokrat. Wenn aber Paare kommen, bei ihm sitzen und erzählen, "da mache ich mir schon Gedanken". Manchmal vermittelte er Hilfe. Bauer weiß, wovon er spricht. Seit 43 Jahren ist er verheiratet.
Mitsprache des Betriebsrats eingefordert
Nicht unerwähnt bleiben darf Bauers Engagement als Personalratsvorsitzender für die rund 100 Mitarbeiter von Bauhof, Verwaltung und Kindergärten. "Der Personalrat ist ein Stück Demokratie", sagt Bauer. Er ist gewerkschaftlich eingebunden bis auf die Bundesebene von "verdi". Dass Verträge in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis münden, Arbeitszeiten eingehalten und die Mitspracherechte des Personalrats beachtet werden, ist ihm wichtig. Als Nachfolgerin wird Dagmar Feller in Zukunft dem Personalrat vorstehen. Christine Slowik wird neue Leiterin des Standesamts. "Sachlich, kritisch, zum Wohle des Personals", schätzt Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU) Bauers Arbeit ein. Immer wieder sei man unterschiedlicher Meinung gewesen, "das gehört zur Natur der Sache". Hans Bauer habe "mit seinem Wirken über viele Jahre besonders im Rahmen des Hochzeitsparadieses ein unvergleichlich positives Image der Stadt nach außen tragen" können. "Kein Mitarbeiter war mehr in den Medien präsent. Eine Lücke, die schwer zu schließen sein wird. Christine Slowik tritt in große Fußstapfen."
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