
Das Herz sagt: weitermachen. Doch der Verstand muss einräumen: Es macht keinen Sinn mehr. Schweren Herzens schließt Martina Hohmann ihren Laden für Dekorations- und Geschenkartikel, Weine und Spirituosen, Öle und Seifen samt angeschlossenem Café Ende April 2025. Mangel an Motivation war nicht der Grund.
Die Kunden sparen
„Die Kaufkraft der Kundschaft hat einfach nachgelassen“, muss Hohmann feststellen. Die Leute würden sparen, auch und gerade im Dekobereich. Außerdem würden ihr die Supermärkte zunehmend das Wasser abgraben, indem sie Ware aus diesem Bereich in ihr Sortiment aufnehmen. Da werde es für sie als einzelne immer schwerer, ihr Geschäft mit originellen Artikel herausheben.
In der Corona-Zeit sei das Geschäft ja noch gegangen, so die 57-Jährige, die ihre Manufaktur in der Bahnhofstraße seit 2016 und das Café seit 2018 betreibt. In der Pandemie mit ihren Kontaktbeschränkungen hätten die Menschen daheim viel Zeit zum Dekorieren gehabt.
Starker Umsatzrückgang im Jahr 2024
Doch seit dem vergangenen Jahr merkt Hohmann einen deutlichen Umsatzrückgang in ihrem Laden. Vor allem das Weihnachtsgeschäft sei enttäuschend verlaufen.
Hohmann’s Manufaktur besuchen vor allem Kunden aus dem Altlandkreis Brückenau, aber auch aus dem Raum Hammelburg und Bischofsheim sowie dem osthessischen Grenzgebiet. Kurgäste aus dem Staatsbad Brückenau fanden eher selten zu ihr, sagt die Unternehmerin. Die seien meist zu krank für Ausflüge in die benachbarte Stadt und in den Kliniken abgekapselt. Die Hardwald-Klinik unterhalte auch einen eigenen Kiosk.
Firmen schenken weniger
Zum Dilemma trägt auch bei, dass Firmen offensichtlich zu Weihnachten nicht mehr so viel auf Präsente für ihre Mitarbeiter und Kunden setzen. Schließlich merkt auch Hohmann die allgemein gestiegenen Kosten bei Energie, Heizung und Lebensmitteln. Insbesondere die Kaffeepreise gingen immens hoch.
Weitergeben kann sie diese Steigerungen nur bedingt. „Der Kuchen müsste fünf Euro pro Stück kosten. Den kauft dann aber keiner mehr.“ Der Online-Handel setzte Hohmann indes nicht so zu, sagt sie selbst.
Uriges Ambiente an belebter Bahnhofstraße
Ihre Manufaktur konnte immer mit ihrem urigen, gemütlichen Ambiente und der kleinteiligen Einrichtung punkten – obwohl draußen auf der belebten Bahnhofstraße der Verkehr am rund 120 Jahre alten Haus vorbeitobt. Ein Ort der Ruhe mit Garten, den Gäste in der warmen Jahreszeit gern nutzten. „Die Leute kommen rein und fühlen sich wohl.“
Hohmann: „Viel Liebe zum Detail und Zeit investiert.“
Martina Hohmann empfindet „ein bisschen Wehmut“; schließlich steckten in ihrem Laden „viel Liebe zum Detail und Zeit“: Kuchen backen, putzen, Tische eindecken, Buchhaltung.
Sie habe viele Stammkunden; niemand habe sie je unhöflich oder patzig behandelt. „Aber der Verstand sagt Nein“, vergewissert sie sich ihrer Entscheidung noch einmal.
Ab dieser Woche verkauft sie ihre Ware mit teils großen Rabatten. Letzter Öffnungstag soll Mittwoch, der 30. April sein.
Nachnutzung als Büros?
Martina Hohmann und ihr Mann Andreas wollen das Ladengeschäft danach wieder vermieten: nicht als Gastronomie oder Café. Büros wären fein. Das halten sie auch für im Sinne der Mieter, die oben drüber wohnen.
Um ihre eigene berufliche Zukunft macht sich die 57-Jährige weniger Sorgen. „Ich bin vielfältig aufgestellt.“ Hohmann hat Köchin gelernt, in einer Klinik gearbeitet und Lebensmittelingenieurin studiert. Da wird sich etwas finden lassen.
Gutscheine einlösen
Es ist ja auch noch Zeit und die Manufaktur fast drei Monate offen. „Wir wollten eine saubere Lösung wegen der Gutscheine.“ Davon seien noch einige im Umlauf und sie können in den nächsten Wochen eingelöst werden.
