Bad Bocklet
Zu wenig Ärzte auf dem Land
Staatsministerin Melanie Huml sprach beim Gesundheitstag im Rehabilitations- und Präventionszentrum.
"Der Gesundheitstag ist mittlerweile zu einer Institution geworden. Wir sind immer bemüht, problematische Themen aus dem Alltag der Senioren aufzugreifen", betonte der Vorsitzende der unterfränkischen Senioren-Union, Staatssekretär a.D. Eduard Lintner, bei der Begrüßung von weit über 100 Mitgliedern und Gästen im Rehabilitations- und Präventionszentrum in Bad Bocklet. Er hat nicht zu viel versprochen. Auch die Staatsministerin für Gesundheit und Pflege, Melanie Huml, war bei den Senioren zu Gast und referierte über das Thema "die Zukunft der medizinischen und pflegerischen Versorgung auf dem Land."
"Ich möchte hören, wo es bei den Senioren im ländlichen Raum brennt", betonte die Ministerin. Die Gesundheitsvorsorge im Alter sei ganz wichtig, "da kommt bei mir die Ärztin durch." Eine gute Versorgung in allen Regionen sowohl ambulant als auch stationär sei sehr wichtig. Schließlich garantiere die bayerische Verfassung überall "gleichwertige Lebensbedingungen", sowohl in der Krankenversorgung als auch in der Pflege.
Zur Versorgung der Bevölkerung mit Ärzten stellte die Ministerin fest: "Wir haben mehr Ärzte als je zuvor", und "rein statistisch ist Bayern mit Hausärzten überversorgt." Aber sie vergaß auch nicht, dass Medizinstudenten darauf achten, wie es mit Familie und Freizeit aussieht und dass es deshalb sehr große Unterschiede zwischen Stadt und Land mit der hausärztlichen Versorgung gibt. Nur zehn Prozent der jungen Ärzte würden bei der fünfjährigen Weiterbildung überhaupt Allgemeinmedizin wählen, die anderen wollten Facharzt werden.
"Das Problem ist nicht die Anzahl der Ärzte, sondern die Verteilung," fuhr Huml fort. Sie wies darauf hin, dass der Freistaat Studenten, die in den ländlichen Raum gehen und "nicht im städtischen Betrieb hängen bleiben wollen", Stipendien gebe. In Gebieten, die nicht mit Ärzten überversorgt sind, würden Ansiedlungen mit 60 000 Euro gefördert. Dies sei auch auf Fachärzte ausgeweitet worden und komme in ganz Bayern gut an.
Melanie Huml riet den Seniorinnen und Senioren, die alle möglichst lange zuhause bleiben wollen, sich rechtzeitig um den seniorengerechten Umbau ihrer Häuser und Wohnungen zu kümmern. Rund zwei Drittel der Pflegebedürftigen würden zuhause von Angehörigen gepflegt. Man brauche aber auch stationäre Pflege, hob sie hervor. Die Nachtpflege, besonders für Demenzkranke, müsse ausgebaut werden, denn sie wäre eine große Entlastung für Angehörige. Doch bisher werde sie kaum angeboten. Melanie Huml wies darauf hin, dass der so genannte Nachtdienstschlüssel auf 1:30 bis 40 festgelegt worden sei. Bis bis dahin habe in manchen Heimen eine Kraft bis zu 90 Patienten nachts beaufsichtigt oder gepflegt. Einige Heime bräuchten deswegen mehr Personal, "aber ich konnte nicht mehr ruhig schlafen. Gute Pflege kostet halt Geld."
Medizinaldirektor Dr. Rainer Schuà (Würzburg) betonte in seinem Grußwort in Vertretung von Regierungspräsident Paul Beinhofer, dass "Trendernährung" die Gefahr von Minder- und Manngelversorgung nach sich ziehen könne. Er wies auch auf das Problem hin, dass eine große Zahl von Landärzten über 60 Jahre alt sei. Es sei schwierig, jüngere Ärzte aufs Land zu bringen, da diese wenig Lust hätten, wochenlang Nachtdienst zu machen. Telemedizin können nur teilweise Abhilfe schaffen, da der persönliche Kontakt zwischen Arzt und Patient sehr wichtig sei.
Landrat Thomas Bold (CSU) meinte, die demographische Entwicklung bringe es mit sich, dass Gesundheitsthemen immer mehr in den Vordergrund rücken. Auch in ländlichen Regionen werde es schwieriger, die Pflege von Angehörigen regeln zu lassen, da sich die Struktur der Familien geändert habe. Es gelte nach wie vor, die Menschen möglichst lange in möglichst hoher Lebensqualität im vertrauten Umfeld zu lassen.
Landtagsabgeordneter Sandro Kirchner (CSU) ergänzte, die Staatsregierung habe die Bedeutung von Gesundheit und Pflege erkannt und deshalb dafür ein eigenes Ministerium eingerichtet. Das Schlagwort von der Digitalisierung, das in aller Munde sei, sei auch ein Trend im Gesundheitswesen.
"Die Ernährung unserer Enkel: vegetarisch, vegan, gluten- und laktosefrei - alles nur chic und hip?", das war das Thema von Professor Dr. Monika Reuss-Borst, deren Spektrum unter anderem die Ernährungsmedizin umfasst. Sie wies darauf hin, dass der Zuckerkonsum in der Bevölkerung im Lauf der Zeit sehr stark zugenommen habe. Zucker sei in so gut wie allen Lebensmitteln enthalten. Die Ernährung sei immer billiger geworden, dies habe zu Adipositas (Fettleibigkeit) und anderen Zivilisationskrankheiten geführt. Jedes fünfte Kind mit sechs Jahren habe Übergewicht. Gleichzeitig würden viele Enkel nicht mehr alles essen, kein Fleisch, keinen Käse, keine Wurst, keine Eier.
Als Monika Reuss-Borst in die Runde fragte, wer sich vegetarisch ernährt, gingen nur ganz wenige Hände hoch. "Also alles Unterfranken"kommentierte sie schmunzelnd.
Drei Prozent der Bevölkerung sind in Deutschland Vegetarier, 0,3 Prozent Veganer (diese verzichten konsequent auf jegliche tierische Produkte). "Frau, gebildet, urban" - so charakterisierte die Referentin typische Vegetarier und Veganer. Sie ging auch auf mögliche ernährungsbedingte Defizite ein: Vitamin B 12, Eisen, Calcium und Spurenelemente könnten fehlen. Gerade Käse enthalte viel wichtiges Calcium. Schwangeren und stillenden Frauen sowie Kindern, die noch in der Wachstumsphase sind, riet sie von veganer Ernährung ab. Viele Ernährungstrends seien durch prominente Vorbilder bestimmt. Die Industrie greife diese sehr rasch auf und vermarkte sie. Die Produkte seien dann zweieinhalb mal so teuer wie herkömmliche Produkte. Viele Einschränkungen beziehungsweise Verbote seien wissenschaftlich gar nicht begründet.
"Ich möchte hören, wo es bei den Senioren im ländlichen Raum brennt", betonte die Ministerin. Die Gesundheitsvorsorge im Alter sei ganz wichtig, "da kommt bei mir die Ärztin durch." Eine gute Versorgung in allen Regionen sowohl ambulant als auch stationär sei sehr wichtig. Schließlich garantiere die bayerische Verfassung überall "gleichwertige Lebensbedingungen", sowohl in der Krankenversorgung als auch in der Pflege.
Regionale Unterschiede
Zur Versorgung der Bevölkerung mit Ärzten stellte die Ministerin fest: "Wir haben mehr Ärzte als je zuvor", und "rein statistisch ist Bayern mit Hausärzten überversorgt." Aber sie vergaß auch nicht, dass Medizinstudenten darauf achten, wie es mit Familie und Freizeit aussieht und dass es deshalb sehr große Unterschiede zwischen Stadt und Land mit der hausärztlichen Versorgung gibt. Nur zehn Prozent der jungen Ärzte würden bei der fünfjährigen Weiterbildung überhaupt Allgemeinmedizin wählen, die anderen wollten Facharzt werden."Das Problem ist nicht die Anzahl der Ärzte, sondern die Verteilung," fuhr Huml fort. Sie wies darauf hin, dass der Freistaat Studenten, die in den ländlichen Raum gehen und "nicht im städtischen Betrieb hängen bleiben wollen", Stipendien gebe. In Gebieten, die nicht mit Ärzten überversorgt sind, würden Ansiedlungen mit 60 000 Euro gefördert. Dies sei auch auf Fachärzte ausgeweitet worden und komme in ganz Bayern gut an.
Rechtzeitig agieren
Melanie Huml riet den Seniorinnen und Senioren, die alle möglichst lange zuhause bleiben wollen, sich rechtzeitig um den seniorengerechten Umbau ihrer Häuser und Wohnungen zu kümmern. Rund zwei Drittel der Pflegebedürftigen würden zuhause von Angehörigen gepflegt. Man brauche aber auch stationäre Pflege, hob sie hervor. Die Nachtpflege, besonders für Demenzkranke, müsse ausgebaut werden, denn sie wäre eine große Entlastung für Angehörige. Doch bisher werde sie kaum angeboten. Melanie Huml wies darauf hin, dass der so genannte Nachtdienstschlüssel auf 1:30 bis 40 festgelegt worden sei. Bis bis dahin habe in manchen Heimen eine Kraft bis zu 90 Patienten nachts beaufsichtigt oder gepflegt. Einige Heime bräuchten deswegen mehr Personal, "aber ich konnte nicht mehr ruhig schlafen. Gute Pflege kostet halt Geld."Medizinaldirektor Dr. Rainer Schuà (Würzburg) betonte in seinem Grußwort in Vertretung von Regierungspräsident Paul Beinhofer, dass "Trendernährung" die Gefahr von Minder- und Manngelversorgung nach sich ziehen könne. Er wies auch auf das Problem hin, dass eine große Zahl von Landärzten über 60 Jahre alt sei. Es sei schwierig, jüngere Ärzte aufs Land zu bringen, da diese wenig Lust hätten, wochenlang Nachtdienst zu machen. Telemedizin können nur teilweise Abhilfe schaffen, da der persönliche Kontakt zwischen Arzt und Patient sehr wichtig sei.
Landrat Thomas Bold (CSU) meinte, die demographische Entwicklung bringe es mit sich, dass Gesundheitsthemen immer mehr in den Vordergrund rücken. Auch in ländlichen Regionen werde es schwieriger, die Pflege von Angehörigen regeln zu lassen, da sich die Struktur der Familien geändert habe. Es gelte nach wie vor, die Menschen möglichst lange in möglichst hoher Lebensqualität im vertrauten Umfeld zu lassen.
Landtagsabgeordneter Sandro Kirchner (CSU) ergänzte, die Staatsregierung habe die Bedeutung von Gesundheit und Pflege erkannt und deshalb dafür ein eigenes Ministerium eingerichtet. Das Schlagwort von der Digitalisierung, das in aller Munde sei, sei auch ein Trend im Gesundheitswesen.
Zu viel Zucker
"Die Ernährung unserer Enkel: vegetarisch, vegan, gluten- und laktosefrei - alles nur chic und hip?", das war das Thema von Professor Dr. Monika Reuss-Borst, deren Spektrum unter anderem die Ernährungsmedizin umfasst. Sie wies darauf hin, dass der Zuckerkonsum in der Bevölkerung im Lauf der Zeit sehr stark zugenommen habe. Zucker sei in so gut wie allen Lebensmitteln enthalten. Die Ernährung sei immer billiger geworden, dies habe zu Adipositas (Fettleibigkeit) und anderen Zivilisationskrankheiten geführt. Jedes fünfte Kind mit sechs Jahren habe Übergewicht. Gleichzeitig würden viele Enkel nicht mehr alles essen, kein Fleisch, keinen Käse, keine Wurst, keine Eier.Als Monika Reuss-Borst in die Runde fragte, wer sich vegetarisch ernährt, gingen nur ganz wenige Hände hoch. "Also alles Unterfranken"kommentierte sie schmunzelnd.
Von veganer Ernährung abgeraten
Drei Prozent der Bevölkerung sind in Deutschland Vegetarier, 0,3 Prozent Veganer (diese verzichten konsequent auf jegliche tierische Produkte). "Frau, gebildet, urban" - so charakterisierte die Referentin typische Vegetarier und Veganer. Sie ging auch auf mögliche ernährungsbedingte Defizite ein: Vitamin B 12, Eisen, Calcium und Spurenelemente könnten fehlen. Gerade Käse enthalte viel wichtiges Calcium. Schwangeren und stillenden Frauen sowie Kindern, die noch in der Wachstumsphase sind, riet sie von veganer Ernährung ab. Viele Ernährungstrends seien durch prominente Vorbilder bestimmt. Die Industrie greife diese sehr rasch auf und vermarkte sie. Die Produkte seien dann zweieinhalb mal so teuer wie herkömmliche Produkte. Viele Einschränkungen beziehungsweise Verbote seien wissenschaftlich gar nicht begründet.Themen & Autoren / Autorinnen