Ministerbesuche im Lager Hammelburg ohne Übungsgefechte sind selten. Anders bei der ersten Stippvisite von Verteidigungsminister Thomas de Maiziere. Statt Panzern und Geschützen hatten die Gastgeber Bagger, Rasenmäher und Kehrmaschinen aufgefahren. Dafür gab es einen organisatorischen Knalleffekt. Der Hubschrauber der Flugbereitschaft landete woanders, als das Begrüßungskomitee mit Brigadegeneral Günter Engel und Matthias Hümmler als Leiter des Bundeswehrdienstleistungszentrums und die Journalistenmeute ausharrten.
Nachdem sich alle Beteiligten zusammengefunden hatten, zeigte sich de Maiziere bei der Vorstellung des Bundeswehrdienstleistungszentrums als interessierter und bisweilen heiterer Zuhörer. Er wartete immer wieder mit Zwischenfragen auf, vor allem, was weitere Einsparungspotenziale angeht.
Matthias Hümmler, Leiter des Dienstleistungszentrums, zeigte sich erfreut über den Besuch bereits zwei Monate nach dem Dienstantritt des Ministers. Dies sei ein gutes Signal für die zivilen Mitarbeiter, die sonst ein bisschen im Hintergrund stünden.
Mit Interesse vernahm de Maiziere, dass das Hammelburger Dienstleistungszentrum 2010 18 Mitarbeiter für Auslandeinsätze abstellte und die übrigen „ohne Murren“ (Hümmler) die damit vor Ort verbundene Mehrarbeit übernehmen. Für gut befand der Minister den Anteil von rund 30 Prozent mit Migrationshintergrund bei insgesamt 124 Auszubildenden.
Er hinterfragte auch die Rekrutierungsquote von Absolventen der Ausbildungswerkstatt als Zeitsoldaten, die bei 48 Prozent liegt. De Maiziere wollte wissen, warum die Auszubildenden nicht gleich als Zeitsoldaten eingestellt werden.
Auch mit kritischen Untertönen hinterfragte der Minister die finanziellen Folgen der Privatisierung von Dienstleistungen am Standort. Die Vorstellung von Sozialdienst mit Beratung vor allem bei Finanznot und zu Verrentungsfragen offenbarte die vielfältigen Berufe, die das Dienstleistungszentrum anbietet.
Auf der Schießbahn 19, eine der modernsten der Bundeswehr mit zahlreichen Häuserattrappen, hatte das Dienstleistungszentrum rund 25 Arbeitsmaschinen aufgefahren. Maiziere wechselte ein paar Worte mit jeder zivilen Besatzung. Eine Sorge hörte er öfter. Mit 51 Jahren liegt der Altersdurchschnitt für schwere körperliche Arbeiten im Gelände recht hoch. „Wie lange haben Sie noch“, wollte Maiziere von Herbert Egert (58) wissen. Der konterte im Hinblick auf offene Vorruhestandsfragen schmunzelnd: „Das müssen sie mit entscheiden.“
Oberstleutnant Hansjoachim Gehrlein von der Truppenübungsplatzkommandatur lobte die Zusammenarbeit von Soldaten und zivilen Mitarbeitern in Hammelburg als die beste, die er kenne.
Der Minister hörte es gerne: Die lange Tradition des Gegeneinanders von Truppe und Verwaltung gehöre endlich der Vergangenheit an.