Mehr als 150 Bürger der Marktgemeinde Zeitlofs versammelten sich im Steinernen Wirtshaus, um die Vorträge der Projektierer anzuhören und Fragen zu stellen. Viele weitere Interessierte mussten wegen der hohen Auslastung vor der Tür bleiben. Eingeladen hatte Bürgermeister Wilhelm Friedrich (CSU), nachdem bei den Bürgern im vergangenen Monat viele Fragen zum geplanten Projekt aufkamen.
Zu Beginn der dreieinhalbstündigen Versammlung äußerte sich der Bürgermeister. Er sei "zutiefst enttäuscht über das Gerede, das keinerlei Inhalt hat", so Friedrich. Damit spielte er auf Spekulationen an, die den Rathauschef und die Gemeinde seit Bekanntgabe des Vorhabens, einen Antrag auf Herausnahme eines Waldstückes aus dem Landschaftsschutzgebiet zu stellen, erreichen.
Strom für die Bahn
Um eine sachliche Diskussion bat er schließlich, bevor er das Wort an die Projektplaner übergab. "Das Projekt steht noch ganz am Anfang", begannen Albert Schön und Hans Dieter Giese von Bayern-Wind ihren Überblick. Zunächst äußerten sie sich zu den Partnern: "Das sind die Firma Siemens, der Betreiber WPD und die Deutsche Bahn als Käufer der Energie", fasste Giese zusammen. Ein Pilotprojekt, das in Bayern das erste dieser Art sein wird, betonte Giese. Insgesamt seien zwölf bis maximal 18 Anlagen geplant, die über ein Umspannwerk Strom in die Leitung der Deutschen Bahn einspeisen. "Auch Bürgerbeteiligungen sind möglich", so die Projektentwickler, das könne wirtschaftlich durchaus lukrativ sein. Doch Priorität habe als nächster Schritt die Bemühung, das Waldgebiet aus dem Landschaftsschutzgebiet zu nehmen. Die Grundstücke für die potenziellen Windradanlagen seien bereits erworben, "das ist das normale Prozedere", gibt Giese Auskunft.
Berechnungen zur statistischen Windhäufigkeit legen nahe, dass eine Windgeschwindigkeit von durchschnittlich etwa 6,5 bis Meter pro Sekunde erreicht werden können. Zum Thema Schattenwurf und Lärmbelästigung meinte Giese: "Wir werden die 10-H-Regelung einhalten". Die 10-H-Regelung bezeichnet eine Bestimmung, die den Abstand zwischen Windkraftanlagen und Wohnhäusern festlegt. Das Waldgebiet biete genug Platz dafür. Weder müsse für den Bau ein tiefes Fundament in die Erde, noch müssten neue Zufahrtswege entstehen. "Das Wegenetz in dem Wald ist gut ausgebaut", so Giese.
Genug Rücklagen
Im Anschluss an die Projektvorstellung hielten Befürworter und Gegner der Energiewende ihre Vorträge, "zur besseren Einordnung der Thematik", so Bürgermeister Friedrich. Dabei stellte sich schnell heraus, dass es bereits in der Beurteilung der Energiewende ganz unterschiedliche Ansichten gibt. Nach den Vorträgen eröffnete Friedrich die Fragerunde, die allgemein skeptisch daherkam. Eine Roßbacherin fragte nach den Rücklagen für den Rückbau der Windkraftanlagen und stellte die Überlegung in den Raum, dass bei einer Inflation die gesetzlich vorgeschriebenen Rücklagen überhaupt nicht ausreichen würden. "Ohne eine Bankbürgschaft bekommen wir keine Baugenehmigung", sagte Peter Riechow, der für die Finanzen im Projekt verantwortlich ist. Die Rücklagen seien ausreichend, um die Anlagen zurückzubauen, so sein Fazit. Mehrere Bürger bezogen sich in ihrer Fragestellung auf eine Grundsatzfrage: "Muss es denn unbedingt ein Landschaftsschutzgebiet sein, wenn der Regionalplan Main Rhön genug Vorrang- und Vorbehaltsgebiete dafür ausgewiesen hat?", so ein Bürger. "Es gibt die Möglichkeit, an der äußeren Grenze des Landschaftsschutzgebietes Gebiete herauszunehmen, das ist die Sachlage", antwortet Giese. Darauf berufen sich die Projektentwickler. "Wir befinden uns außerdem in einem Nutzwald und nicht in einer FFH-Zone (Flora-Fauna-Habitatrichtlinie)", sagt Giese zur Nachfrage aus dem Publikum, warum bisher kein Bezug zu Natur- und Artenschutz gemacht wurde. Selbstverständlich werden im weiteren Verlauf die Gegebenheiten des Natur- und Artenschutzes in dem Waldstück geprüft. Ein Roßbacher brachte die Stimmung im Raum auf den Punkt: "Die Frage ist doch: Wiegt der Eingriff in die Natur den Beitrag zur Energiewende auf?".
Zwiespältiges Gefühl
Auch Fragen zu den Auswirkungen auf Immobilienpreise und den Verlust des Erholungsfaktors ließen die Bürger ratlos zurück. Argumente wie "Mancherorts zeigt sich sogar, dass mehr junge Familien in die Gegend ziehen", von Gunter Heckner von der Energiegenossenschaft Oberes Werntal überzeugten das Publikum wenig. Auf Befürchtungen zum Verlust der Erholungsfaktors entgegnete der Bürgermeister: "Wir haben keinen Tourismus in dem Sinne", und verwies darauf, dass im Markt Zeitlofs so gut wie keine Unterkünfte angeboten werden.
Norbert Schmäling vom Landesbund für Vogelschutz fügte in seiner Stellungnahme hinzu: "Wir sind gebrandmarkt, was den Roßbacher Forst angeht", und spielte damit auf die unerlaubte Entfernung eines Schwarzstorchhorstes vor einigen Jahren in genau diesem Waldgebiet an. Deshalb komme er mit einem sehr zwiespältigen Gefühl hier her. "Wir werden mit Akribie den weiteren Projektverlauf verfolgen", so sein Fazit.
Am Ende der Diskussion, die in großen Teilen sachlich geführt wurde, fasste der Bürgermeister zusammen: "Es zeigt sich eine gewisse Richtung". Möglicherweise, so führt er weiter aus, gebe es eine Möglichkeit für ein weiteres Treffen dieser Art, da "die Fragen zum Thema nach wie vor da sind und viele Bürger heute Abend draußen bleiben mussten". Daraufhin forderte ein Mann aus dem Publikum: "Herr Bürgermeister, lassen Sie die Bürger entscheiden", und bekam dafür großem Beifall.
Da werden einige Lügen aufgedeckt.
https://www.zdf.de/dokumentation/planet-e/planet-e-infraschall---unerhoerter-laerm-100.html#xtor=CS5-95
...und der Glaube fehlt mir, dass die Bürger mitreden dürfen und auch nur irgend etwas entscheiden können.
6,4 Meter Wind in der Sekunde halte ich für geschönt..wie so oft.. das ist die Windhöffigkeit auf der Wasserkuppe. Nepper ...Schlepper...Bauernfänger!!
oder dieser Film? https://joerg-rehmann.de/blog/2018/09/19/end-of-landschaft/
oder Infos auch hier: https://www.vernunftkraft.de/bayern/