„Durchblick in Nahost?“ – so lautete das Thema des diesjährigen Begegnungsnachmittags der Religions- und Ethiklehrkräfte aller Schularten des Schulamtsbezirks Bad Kissingen und aller Seelsorger aus dem Landkreis Bad Kissingen .
Das Vorbereitungsteam setzt sich zusammen aus dem jahrzehntelangen Fortbildungsteam Christina Keller und Barbara Wieber (Grundschule) sowie zwei weiteren Vertreterinnen der Schulen, Angela Beck ( Gymnasium ) und Birgit Wikstrom (Mittelschule, Förderschule ), sowie Sandra Lutz, Gemeindereferentin des Pastoralen Raumes, deren Schwerpunkt der Religionsunterricht ist. Das Team hatte sich aufgrund der aktuellen Lage in Israel/ Palästina für dieses Thema entschieden – mit dem Buchautor, Journalisten, Podcaster und Reiseleiter Johannes Zang, der fast zehn Jahre dort gelebt hat.
Die insgesamt knapp 30 Teilnehmenden aus allen Schularten und dem Seelsorgebereich fanden sich wie üblich zum halbstündigen Kaffeetrinken und Kuchenessen ein, um sich, dem Grundanliegen dieses Nachmittags folgend, über die Schularten hinweg zu begegnen, sich auszutauschen und den Horizont zu erweitern.
Danach begann der inhaltliche Teil, wie schon in den Jahren zuvor. Der Begegnungsnachmittag findet alljährlich im Frühjahr zu verschiedensten Themen wie etwa kooperativer Religionsunterricht, „Das Klassenzimmer als Bühne“, gewaltfreie Kommunikation, Raum der Stille statt.
Eröffnet wurde er diesmal mit der Begrüßung durch Andreas Hagedorn, Schulleiter der dieses Jahr ausführenden Saaletalschule, sowie durch Barbara Wieber, die die Genese des aktuellen Begegnungsnachmittags skizzierte. Darin enthalten: der Dank an das staatliche Schulamt Bad Kissingen und das Schulreferat der Diözese Würzburg für die Ermöglichung der Veranstaltung.
Die folgende Stunde füllte Johannes Zang mit seinem fundierten, dichten Wissen und seinen vielen eindrücklichen und persönlichen Erfahrungen zu Palästina und Israel und insbesondere den dort lebenden Menschen. Seine Eindrücke hatte er als Zitronenpflücker, Musik- und Orgellehrer sowie Journalist und Reiseleiter sammeln können.
Seine Darstellung war zweigeteilt: Der erste – wesentlich kürzere Teil – trug die Überschrift „Geschichte des Konfliktes“, der zweite Teil war eine Lesung aus seinem 2021 erschienen Buch „Erlebnisse im Heiligen Land. 77 Geschichten aus Israel und Palästina . Von Ausgangssperre bis Zugvögel“ (Promedia Wien).
Der mit Karten- und Bildmaterial unterstütze Vortrag zur Geschichte von Israel und Palästina reichte über entscheidende Zeiten wie das britische Mandat, die Staatsgründung Israels 1948 oder den Sechs-Tage-Krieg und immer wiederkehrende Flucht- und Vertreibungsbewegungen von 1878 bis zum aktuellen Zeitgeschehen.
Mit diesem zeitlichen Rückblick im Hinterkopf lauschten die Zuhörer gespannt und immer wieder betroffen den persönlichen Erlebnissen und Erfahrungen von Johannes Zang im „Heiligen Land“.
Während man einerseits noch schmunzeln konnte – etwa bei der Darstellung der Schönheit des Landes sowie der Schilderung der kuriosen Nutzung der Grabeskirche in Jerusalem durch sechs Denominationen beziehungsweise Konfessionen oder des Lebens am Sabbat –, führten andererseits die Ausführungen zu Erschrecken, etwa in Bezug auf die großen Schwierigkeiten und teilweise Unmöglichkeiten, an den Grenzstellen zum Beispiel aus dem Gaza-Streifen nach Israel zu kommen, oder das Anführen des Mauerbaus um Betlehem sowie die Auswanderungen der Christen.
Um einiges mehr erschreckten noch die Zahlen zu den Opfern des aktuellen Kriegs. Die Hoffnung aber, dass Verständigung, Versöhnung und Frieden möglich wird, ist da und wird genährt. Das zu zeigen, war dem Referenten ebenso wie den Vorbereitenden wichtig. So führte Johannes Zang „drei Hoffnungspflänzchen“ an, die Zeitschrift „Palestine – Israel – Journal“, die die Zusammenarbeit auf Augenhöhe zeige, wie auch Friedensstreiter und einen Elternkreis Getöteter, in dem sich circa 700 Hinterbliebene beider Seiten für Frieden und Versöhnung engagieren. Hier wie dort findet Begegnung statt und Begegnung macht Frieden möglich, so Zang. Wichtig dafür seien Dialog und Hoffnung.
Mit diesen Gedanken ging es in eine kurze Pause, in der angeregte Gespräche stattfanden, die dann im Plenum teils emotional weitergeführt wurden.
Nach dem Dank an den Referenten folgte der spirituelle Abschluss des Nachmittags, der immer dazugehört. Die Teilnehmer waren eingeladen, beim Entfachen eines Lichtes eine Fürbitte zu sprechen, die mit einem Liedruf weitergetragen wurde. So wurde der leidenden Menschen gedacht ebenso wie der Verantwortlichen und Entscheidungsträger. red