Unter bunten Holzblumen der Nüdlinger Lebenshilfewerkstatt tummeln sich wohlige Mäuse-Filzhausschuhe aus Werkstätten in Kathmandu im Weltladen in der Bahnhofstraße. Den Weltladenverein gibt es heuer seit zehn Jahren. Dieses kleine Jubiläum feiern die rund 60 Mitglieder mit Kabarett im März sowie der Aktion „fair-strickter Marktbrunnen“ und einem fairen Brunch im Herbst.
Mit dem Kabarettabend am 8. März, 20 Uhr, im Pfarrzentrum schlägt das Weltladenteam um Geschäftsführerin Gabriele Ordelheide zwei Fliegen mit einer Klappe. Sie bieten am Weltfrauentag hochklassige Unterhaltung und Aufklärung. 2009 wurde das Kabarettensemble „Berliner Compagnie“ mit dem Nationalen Aachener Friedenspreis ausgezeichnet. Das aktuelle Programm „So heiß gegessen wie gekocht – Klimakatastrophe mit Musik“ spielt in der Küche eines Gasthofs, in dessen Nähe ein Kohlekraftwerk entstehen soll. Da rührt sich Widerstand beim Kochlöffelschwingen, da braut sich Bürgerprotest zusammen.
Die zweite Großaktion ist das „Fair-stricken“ des Marktbrunnens. Im Weltladen steht ein Korb für Wollknäuel-Spenden bereit. Strickerinnen sind willkommen. Um auf die globale Vernetzung allen Handelns hinzuweisen, wird eine große Decke aus zig kleinen Rechtecken gestrickt. Eine Woche vor dem Michaelismarkt im Herbst soll der Marktbrunnen verhüllt werden wie einst der Reichstag. Zeitgleich findet ein fairer Brunch statt. „Jeder kann sich informieren, unter welchen Umständen Lebensmittel und Kleider produziert werden“, erklärt Weltladenvorsitzende Monika Mützel. Alle trügen soziale und ökologische Verantwortung.
Alle Produkte im Weltladen, ob Kaffee oder Bananen, Schmuck oder Kleidung, haben eines gemeinsam: sie stammen aus fairem Handel. Aufklärungsarbeit über die Herstellung der Produkte ist Hauptaugenmerk der Weltladenmitarbeiter. „Deshalb laden wir auch immer wieder zu Themenabenden ein“, so Mützel. Importpartner sichern den Kleinbauern, Näherinnen oder Schmuckherstellern in den Entwicklungsländern faire Entgelte zu. „Bei uns gekaufte Pullover oder Unterwäsche kommen aus Nähereien, die faire Löhne zahlen und ordentliche Arbeitsbedingungen gewähren“, erklärt Mützel.
Seinen Ursprung hatte der Weltladen Anfang der 1980er Jahre. „Er entsprang dem damaligen Freundeskreis Asyl“, erinnert sich Hildegard Merz, die sich heute wieder engagiert. „An den Missionstagen verkauften Frauen um Frau Loschwitz im Evangelischen Gemeindehaus Handwerkssachen, Kaffee und Schals aus der Dritten Welt“, erzählt Merz, die 1989 die Organisation übernahm.
1997 folgte Franz Emmert, der den Verkauf erweiterte und 2003 die Eröffnung des ersten Ladens in der Dalbergstraße und die Gründung des Weltladenvereins initiierte, mit Unterstützung der evangelischen und katholischen Stadtpfarreien. „Der Umsatz hat sich nach dem Umzug in die Bahnhofstraße 2005 verdoppelt“, sagt Mützel.
Bisher seien Kaffee und Tee die Verkaufsschlager gewesen, im letzten Jahr waren es erstmals Schokoriegel. Gut angenommen werden auch die Weltladen-Hausmarken als Mitbringsel aus Hammelburg. Es gibt nämlich einen Hammelburger Agenda-21-Kaffee und eine Schokolade, deren Verpackung den Marktbrunnen zeigt. Die Gewinne des Weltladens werden alljährlich gespendet in Projekte zur Völkerverständigung.
„Wir sind übrigens immer auf der Suche nach neuen ehrenamtlichen Mitarbeitern, besonders willkommen sind bei uns auch Männer“, erklärt Mützel. Der Männeranteil beträgt nur gut zehn Prozent. Männer könnten gut den Lieferservice als Fahrradkuriere übernehmen. „Und uns in Sachen Männermode beraten“, fügt Mützel lachend hinzu.
Karten für das Kabarett „So heiß gegessen wie gekocht“ mit der „Berliner Compagnie“ am 8. März, 20 Uhr, im Pfarrzentrum gibt es ab sofort im Weltladen und im Bunten Buchladen.