
Skispringer sind Künstler der Lüfte. Wer den Kampf mit den Elementen aufnimmt, braucht Feingefühl und Gespür, um auf den breiten Latten weit ins Tal zu segeln. Und mitunter handwerkliche Fähigkeiten. „Wir haben die technischen Probleme in MacGyver-Manier gelöst“, lachte Maximilian Lange, als es für den Lokalmatadoren vom RWV Haselbach eigentlich nichts zu lachen gab.
„Ausgerechnet auf meiner Heimschanze habe ein paar Trainingssprünge gebraucht, um Sicherheit zu bekommen“, sagte der Rhöner. War die erste Landung aufgrund von Komplikationen am Schuh noch wacklig („In der Luft habe ich gemerkt, dass was nicht passt“), fand Lange nach und nach seinen Rhythmus auf der K50-Schanze. „Es lief dann viel besser, als es begonnen hatte. Schon im Teamwettkampf hat es sehr gut geklappt“, bilanzierte der 32-Jährige seinen ersten Wettkampftag.
Einweihung schon im Jahr 1953
Ehrensache, dass der Trainer der Rhön-Adler bei den Deutschen Meisterschaften der Masters am Start war. Schließlich fand der hochkarätige Wettkampf für Sportler ab 30 Jahren auf den Kreuzbergschanzen und damit vor der Haustür statt. Auf Matten, wie dies seit 2006 Usus ist auf der im Jahr 1953 eingeweihten Anlage.
Im Mixed-Wettbewerb mit drei Sprüngen pro Athlet gab es für Maximilian Lange nämlich einen zweiten Platz zu feiern mit Sebastian Kropp vom WSV Grüna. „Wir haben erst vor Ort entschieden, gemeinsam zu springen. Das läuft bei uns alles unkompliziert“, so Lange. Als „Team Ästhetik“ war die fränkisch-sächsische Kombo an den Bakken gegangen und musste nur dem Duo aus dem Harz den Vortritt lassen. Bronze ging nach Sachsen.

Noch schöner endete der Einzelwettbewerb tags darauf bei den Herren-31. „Ein zweiter Platz war realistisch, aber mit dem Sieg hatte ich nie und nimmer gerechnet. Auf den Punkt hatte ich einen guten Tag“, freute sich der in Hohenroth lebende Rhöner über den Titel mit zwei beachtlichen Sprüngen über jeweils 50,5 Meter. Im Vorfeld hatte der angehende Lehrer, aktuell im Staatsexamen befindlich, Weiten von 47 bis 50 Meter als persönliches Ziel genannt.
Silber ging in dieser Altersklasse an Christian Schirrmeister (SK Oker/Harz), Bronze an Philipp von Koseritz (WSV Braunlage). Die Tagesbestweite verbuchte Denny Burkhardt. Der Flieger vom WSV Grüna landete bei seinem Sieg bei den Herren-30 und jünger erst bei 53,5 Metern.
Viele Helfer an der Schanze
Um die exakte Weite zu benennen, hatte der RWV Haselbach im 75. Jahr seines Vereinsbestehens viele Helfer direkt an der Schanze postiert, die Haltungsnoten bestimmten fünf vom unterfränkischen Skiverband eingeteilten Wertungsrichter im Sprungturm. Wie von Weltcup-Springen gewohnt, war die „20“ die Maximal-Punktzahl für einen Sprung. Die beste und die schlechteste Wertung flossen nicht in die Gesamtnote ein. Die exakte Anlauflänge wurde in der Mannschaftsführer-Sitzung festgelegt.
„Das war eine super Veranstaltung. Ich bin stolz auf meinen Verein, aber auch auf meine zwei Schützlinge, die auf ihrer Heimschanze über sich hinausgewachsen sind. Solche Sprünge haben die Zwei im Training nämlich nicht gezeigt“, freute sich Lange über die Leistungen von Julian Seufert (WSV Oberweißenbrunn ) auf der K16-Schanze und Solweig Mainz (RWV Haselbach) auf der K30 im ebenfalls am Sonntag ausgetragenen Kloster-Kreuzberg-Pokal für den Nachwuchs.
Lokalmatador Maximilian Lange in Aktion
Die Besucher, darunter Rhön-Grabfeld-Landrat Thomas Habermann , zeigten sich fasziniert von den Leistungen der Protagonisten, die auf der K50-Schanze im Anlauf Geschwindigkeiten von etwa 70 km/h erreichen, was unmittelbar nach der Landung sogar noch übertroffen wird. Angesichts der Hitze wurde die Anlage selbst, aber auch das Gras auf dem Gegenhang fleißig bewässert, um abruptes Bremsen der Skier zu verhindern.
Gesprungen wird auch im Sommer in voller Montur, also im Skianzug sowie mit Helm und Handschuhen. Zudem werden die Skier wie im Winter mit einer Wachs-Schicht versehen, die nach jedem Sprung in der nahestehenden Service-Hütte erneuert wird. „Um die Reibung im Anlauf und auf den Matten zu verringern“, erklärt Maximilian Lange, dessen Bestweite übrigens bei 90 Meter liegt, gesprungen im österreichischen Villach.

Ebenfalls aus Österreich stammen übrigens die Sprung-Skier des 32-Jährigen, die ehemals im Besitz von Manuel Fettner waren, dessen größte Erfolge der Olympiasieg im Teamwettbewerb von der Großschanze und der Gewinn der Silbermedaille auf der Normalschanze bei den Spielen 2022 in Peking waren. „Die habe ich vor vier Jahren geschenkt bekommen“, so Lange.
Aufgrund einer Konkurrenz-Veranstaltung in Thüringen war das Teilnehmerfeld im Bischofsheimer Ortsteil überschaubar geblieben. Umso mehr wurde das familiäre Ambiente deutlich. Bei aller Professionalität ist und bleibt das Skispringen in der Rhön ein Hobby - ein spektakuläres.