Mit den Sonnenstrahlen zieht es die Menschen nach draußen zum Wandern und Spazieren. Schnell hat der eine oder die andere da einen Blumenstrauß für zu Hause oder als Mitbringsel zusammengepflückt. Aber ist das überall erlaubt? Es gibt ja Schutzgebiete und naturgeschützte Pflanzen.
Naturschutzgebiete im Landkreis Bad Kissingen
Damit kennt sich Matthias Franz aus, er ist Biodiversitätsberater an der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes Bad Kissingen. Er weiß: Zum einen gibt es Naturschutzgebiete, und zwar 16 Stück im Landkreis. Das sind:
- Kernzonen im bayerischen Teil des Biosphärenreservats Rhön
- Schwarze Berge
- Sodenberg-Gans
- Reiterswiesener Höhe-Häuserlohwäldchen
- Trockengebiete bei Machtilshausen
- Wurmberg-Possenberg
- Unteres Schondratal
- Waldwiesen im Neuwirtshauser Forst
- Wacholderheiden südlich Münnerstadt
- Naturwaldreservat Dachsbau
- Feuerbachmoor
- Haarberg
- Naturwaldreservat Dianensruh
- Schachblumenwiesen bei Zeitlofs
- Naturwaldinsel Buchwald
- Grundwiese (Hornwiese)
Menschen dürfen sich dort nur aufhalten, wenn sie nicht in die natürlichen Abläufe eingreifen und keine Spuren hinterlassen. Heißt: Nichts pflücken, auf den Wegen bleiben, Tiere anleinen. Die strengen Regeln für Nationalparks und Naturschutzgebiete gelten nicht für Naturparks und Landschaftsschutzgebiete , hier ist etwa eine Nutzung für Tourismus oder Landwirtschaft möglich.
FFH-Gebiete: 17 Stück im Landkreis Bad Kissingen
Zum anderen gibt es FFH-Gebiete. Das sind spezielle europäische Schutzgebiete , die dem Schutz von Pflanzen (Flora), Tieren (Fauna) und Lebensraumtypen (Habitaten) dienen. Sie gehören neben Vogelschutzgebieten zu dem europäischen Schutzprojekt Natura 2000.
Hier dürfen sich Menschen aufhalten und diese Gebiete nutzen, wenn es die lokalen Regeln zulassen. Im Landkreis gibt es davon 17 Stück, sie überschneiden sich teilweise mit Natur-, Landschaftsschutz- und EU-Vogelschutzgebieten. Darunter fallen :
- Bayerische Hohe Rhön
- Wälder und Trockenstandorte bei Bad Kissingen und Münnerstadt
- Truppenübungsplatz Hammelburg
- Einertsberg, Schondraberg und angrenzende Wälder
- Standortübungsplatz 'Brönnhof' und Umgebung
- Laubwälder bei Bad Königshofen
- Wälder und Trockengebiete östlich Hammelburg
- Naturschutzgebiet 'Sodenberg-Gans'
- Sinngrund
- Schmalwasser- und Premichtal
- Schondratalsystem
- Fränkische Saale zwischen Heustreu und Steinach
- Waldwiesen und Moore im Neuwirtshauser Forst
- Lindenstumpf und Rudelberg
- Sippach-Tal südöstlich Sippachsmühle
- Mausohrkolonien in der Rhön
- Mausohrkolonien in Machtilshausen und Diebach
Naturgeschützte Pflanzen in der Region
Außerdem gibt es noch einige Pflanzen, die immer geschützt sind, weil sie vom Aussterben bedroht sind. Hier vergleichsweise oft vorkommend:
- Großes Windröschen
- Arnika
- Silberdistel
- Alle Krokus-Arten
- Seidelbast
- Alle europäischen Nelken, z. B. Kartäuser-Nelke, Kuckucks-Lichtnelke
- Diptam
- Sonnentau, alle heimischen Arten
- Schachblume
- Enzian, alle europäischen Arten
- Apenninen-Sonnenröschen
- Leberblümchen
- Stechpalme
- Schwertlilien, alle Arten
- Märzenbecher, alle europäischen Arten
- Lilien, alle Arten, z. B. Türkenbund,
- Primeln, Schlüsselblumen, alle europäischen Arten z. B. Frühlings-Schlüsselblume
- Küchenschelle
- Knöllchen-Steinbrech
- Eibe
- Trollblume
- Orchideen, alle Arten
Wozu eigentlich Naturschutz?
Doch warum ist es so wichtig, dass Pflanzen und bestimmte Lebensräume erhalten bleiben? "Es kommt weniger auf die einzelne Pflanze an, sondern auf das ganze Ökosystem", sagt Matthias Franz. "Man kann es sich vorstellen wie bei einem Flugzeug: Wenn du eine Schraube wegnimmst, macht das vielleicht noch nicht so viel aus. Wenn es aber mehr sind, ist das ein Problem."
Und um im Bilde zu bleiben: Die eine fehlende kleine Schraube kann dazu führen, dass eine weitere sich langsam lockert und auch ausfällt, dann fällt ein ganzes Teil aus und so weiter - unsere Umwelt ist stark miteinander vernetzt, wenn sich eine kleine Sache ändert, hat das Auswirkungen auf eine ganze Kette von Ereignissen.
Fünf Argumente für den Naturschutz
Die Botanikerin Otti Wilmanns formuliert fünf Argumente für den Naturschutz:
- Ethisches Argument: Da der Mensch über das Sein oder Nichtsein aller Arten entscheiden kann, muss er ihr Recht auf Leben auch achten.
- Wissenschaftliches Argument: Viele Zusammenhänge können nur in ungestörten Lebensräumen studiert werden. Aus den entsprechenden Forschungsergebnissen können heutige und künftige Probleme der Menschheit gelöst werden.
- Pragmatisches Argument: Da der Mensch die Natur zum Überleben benötigt, muss er sie für die Gegenwart und für kommende Generationen erhalten. Pflanzen und deren Inhaltsstoffe können medizinisch von Bedeutung werden.
- Anthropobiologisches Argument: Der Mensch benötigt die Natur als Ausgleich und Anregung. Die Bindung zu einer Heimatlandschaft gehört zum Identitätsbewusstsein eines jeden Individuums.
- Historisch-kulturelles Argument: Naturschutz bezieht sich auf Landschaften, die durch jahrhundertelange bäuerliche Nutzung entstanden sind. Sie sind Dokumente der menschlichen Kultur und deshalb ähnlich Kunstwerken erhaltenswert.