Dennis Clackworthy ist Weltenbürger. Der Sohn eines Engländers und einer Irin wurde in Rhodesien (heute Simbabwe) geboren, studierte später in Südafrika Psychologie und Soziologie und erwarb in England ein Diplom in Personalführung. Sieben Jahre arbeitete er in Johannesburg als Personalleiter, bevor es ihn beruflich nach Deutschland verschlug. „Auch ich war mal Wirtschaftsflüchtling und immer Zuwanderer“, sagt der 76-Jährige, der seit 2010 in Bad Kissingen lebt. Jetzt will er in Bad Bocklet mit Flüchtlingen einen Workshop starten.
Clackworthy versteht sich als Brückenbauer: „Man muss Kontaktpunkte zwischen den Kulturen finden und geschickt nutzen – am besten von beiden Seiten.“ Das hat er Jahre lang üben und perfektionieren können, als er 1968 bei der Firma Siemens in der Personalführung anfing und dort später als interkultureller Berater fungierte, was die Zusammenarbeit mit den USA anging.
46 Workshops hat er damals konzipiert, mit US-amerikanischen Führungskräften den Feinheiten der eigenen Denkweise nachgespürt und diese der deutschen Lebensart gegenübergestellt. Sein Fazit fällt schlicht aus: Mit der Ellenbogen-Mentalität einer Ich-AG kann man in einem Unternehmen nicht punkten. Man kann nur erfolgreich sein, wenn man zusammenarbeitet – auch interkulturell.
Jetzt möchte der ausgebildete Kommunikationstrainer mit Menschen aus Krisengebieten wie Syrien, Afghanistan oder auch Eritrea zusammenarbeiten. „Bridge-Work“ lautet sein Motto. Im Workshop will er mit ihnen deutsche Kultur erspüren, Kommunikation erlebbar machen und auch die eigenen Befindlichkeiten zu Tage fördern. „Wertschätzung“ ist dabei so zu sagen das Schlüsselwort – für beide Seiten.
Clackworthy weiß ja selbst noch, wie das ist, wenn einen die Einheimischen mustern, weil man vielleicht anders aussieht als sie, eine eigene Mentalität mitbringt und eine fremde Sprache spricht. Schließlich verbringt er die ersten sechs Lebensjahre im Busch, als sein Vater – ein Bergbauingenieur – als Direktor von fünf Goldminen auf dem Land tätig ist.
Auch später im Jesuiteninternat in Bulawayo heißt es sich anpassen. Dann stellt ihn sein Studium an der Rhodes University in Grahamstown/Südafrika vor neue Herausforderungen. Und schließlich eröffnet ihm sein Aufenthalt in Manchester wieder eine ganz andere Welt. Er spricht von Geburt an Englisch, hört in Rhodesien die Sprache der Shona, versteht später in Südafrika ein bisschen Afrikaans. Und als er seine Frau kennenlernt – eine deutschstämmige Südafrikanerin in vierter Generation aus Pretoria – lernt er schließlich auch noch Deutsch.
Im Alter von 37 Jahren entscheidet er sich, zusammen mit seiner Frau Bärbel, nach Deutschland zu gehen. Siemens steckt ihn in die Zentrale nach München, dann folgen Aufenthalte in den Niederlassungen in Mühlheim und Erlangen, bevor er wieder ins Hauptquartier umsiedelt. Für seine Frau und die beiden Kinder war das „nicht leicht“, sagt Clackworthy, denn sie blieben anfangs ja in München zurück.
Bei Siemens ist Clackworthy bis 1998 tätig. Danach arbeitet er als selbstständiger Personaltrainer weiter. Heute gibt er zusammen mit seiner Frau Seminare und Workshops in Bayern und Baden-Württemberg.
Über dem neuen Projekt, mit Flüchtlingen zu arbeiten, brütet er schon länger und hat sich darüber auch schon mit verschiedenen Helferkreisen ausgetauscht. Inzwischen steht sein Konzept und er hat die Flyer verteilt. Am Freitag, 22. Januar, geht's los. Im Bad Bockleter Brunnenbau (Lesesaal) hofft er auf zahlreiche Interessenten. 30 bis 40 Teilnehmer wären schön, sagt er.
Treffen in Bad Bocklet
Sein Konzept sieht die Arbeit in verschiedenen Gruppen vor, in denen jeweils zwei Helfer Unterstützung leisten. Wenn es nach ihm geht, sollen sich zunächst kleine Gespräche und situationsbezogene Rollenspiele entwickeln. „Und jeder könnte in lateinischer Schrift seine Biografie aufschreiben.“
Deutsche Werte zu dozieren, wie das nach den jüngsten Vorfällen in Köln von vielen Menschen gefordert wird, hält Clackworthy jedoch für fehl am Platz. „Das sind nur abstrakte Begriffe“, sagt er. Er möchte im Workshop vielmehr diese „herrlichen Begriffe der deutschen Sprache“ praktisch aufarbeiten und denkt eher daran, kritische Szenen, ähnlich wie sie sich in Köln abspielten, im Rollengespräch aufzuarbeiten.