
Den vorweihnachtlichen Frieden gab es nicht beim Auftritt von Wolfgang Krebs – jedenfalls nicht für die bayrische Polit-Prominenz, die im Focus der humoristischen Parodien des Kabarettisten standen. Doch nicht nur Söder, Aiwanger, Seehofer oder Stoiber wurden vom Verwandlungskünstler Krebs im Rossini-Saal auf die Schippe genommen, auch „Heizungs-Habeck“ und „Rauten-Merkel“. Die 320 Gäste amüsierten sich prächtig über deren bekannten Sprach-Duktus, die typische Gestik und überzeichnete Mimik.
Der bayerische Kabarettist ist aus Fernsehen, Rundfunk und sozialen Medienkanälen hinreichend bekannt. Deshalb herrschte freudige Erwartung im ausverkauften Rossini-Saal. Die Bühne war passend zum Titel „Die Weihnachtsgala“ mit einem leuchtenden Weihnachtsmann und einer drei mal vier Meter großen „Winter-Wonderland-Tapete“ dekoriert – dahinter ein Rückzugsort für die Outfits seiner Protagonisten, damit er schnell die Rollen wechseln konnte – und die Schaltzentrale für deren Küchentischgespräche.

„Olaf der Harmlose“, „Friedrich der Lange“
In die Vollen ging es mit dem radebrechenden Schöngeist Edmund Stoiber , der zur „hektischen, staaden Zeit“ die Glühweinschlürfer und Weihnachtselfen begrüßte und sowohl auf die Bundestagswahl 2020 mit „ Armut Laschet“ als Kandidat zurück– als auch auf die anstehende Wahl mit „Olaf dem Harmlosen“ und „Friedrich dem Langen“ vorausblickte.
So faselte er als Stoiber , dass aus der Ampel mit drei Leuchten eine Fußgängerampel geworden sei, weil das Gelb der FDP fehle, und außerdem werde FDP inzwischen mit „Für den Papierkorb“ übersetzt. Und er behauptete, dass man als Sparmaßnahme sogar das Licht am Ende des berühmten Tunnels ausgeschaltet habe.
Kein veganes Weihnachtsessen
Angesichts dieser kabarettistischer Vorlagen hatte es „Hubsi Aiwanger“ schwer, nahtlos anzuschließen. Doch Krebs ließ den Niederbayern in schönsten „Originol-Tönen“ weihnachtlich jubilieren, dass der Paradies-Apfel auf einer niederbayrischen Streuobstwiese gepflückt worden sei, dass der Stern von Bethlehem mit Strom aus einer niederbayerischen Biogasanlage versorgt werde und dass das beste Weihnachtsessen weder vegan sei, noch irgendetwas mit Müsli zu tun habe. Als bayerischer „Wirtshaus-Minister“ und Kanzlerkandidat freue er sich zudem auf die „TV-Elefanten-Runden“.
Als CSUler mit Vergangenheit präsentierte Krebs das Urgestein Horst Seehofer , der neben humoristischen Flachwitzen zum weihnachtlichen Sparvolumen, das man als „Sondervermögen dann zum Fenster rauswerfen kann“, auch mahnende Worte dabei hatte: „Überlassen Sie das Streiten den Volksvertretern, dafür wurden diese gewählt. Bilden Sie sich eine Meinung, aber beleidigen Sie weder Politiker noch Feuerwehrleute noch andere Hilfskräfte.“

Klimakleber am Weihnachtsbaum
Aus der aktuellen CSU-Ministerriege durfte Joachim Herrmann in gewohnt bedächtiger Form einerseits die Sicherheit des Cyber-Raums beleuchten, „der vom Hacker bedroht wird, und dieser wohnt in Moskau“, und andererseits vor dem Klimakleber am Weihnachtsbaum warnte.
Mit Günther Beckstein und dessen Fahrtauglichkeit mit zwei Maß Bier läutete Wolfgang Krebs die „Franken-Connection“ ein. So durfte Markus Söder im weihnachtlichen Pullover seine politischen Hiobs-Botschaften mit der entscheidenden Frage in Verbindung bringen: „Wenn ein Blitz in ein E-Auto einschlägt, ist es dann aufgeladen?“
Ansonsten – passend zum Thema des Kabarettabends – gab es Tipps für die Weihnachtsfeier in der Staatskanzlei: Nichts trinken, nicht intrigieren, nicht persönlich werden, nichts besser wissen, nicht fotografieren und nichts posten – denn: „Weihnachtsfeiern haben viele Karrieren ruiniert – und wenn doch was rauskommt, dann erstens nix zugeben und zweitens Beweise bagatellisieren.“
Windräder als Wegkreuze
Mit düsterem Blick philosophiert Wolfgang Krebs als Robert Habeck mit einem Trauerflor um den Hals – sprich: schwarzer Fliege – über vier statt drei Rotoren bei Windrädern, die man bei Stillstand auch als Wegkreuz ansehen könne, oder über Energiespartipps wie das Kürzen von Stromkabeln oder weniger Steckdosen. Verständnis zeigte der grüne Kanzlerkandidat dafür, dass die kindliche Angst vor der Dunkelheit mittlerweile durch die Angst vor Kunstlicht und damit vor der Stromrechnung verdrängt wurde.
Angela Merkels literarische Memoiren waren Grund genug, um sie im rosa Jäckchen und mit der berühmten Handhaltung auf der Bühne auftauchen zu lassen. „700 Seiten für 42 Euro – bei Olaf Scholz mit seinen Erinnerungslücken wär’s billiger geworden.“ Danach gab es einen Einblick in ihre Abschiedstour durch Bayern.
Mit „Schorsch Scheberl“, dem Vorsitzenden aller 30 Vereine aus „Untergamskoben“, stellte Krebs das Sprachrohr aller bayrischen Stammtische auf die Bühne. Der Trachten-Träger schwadronierte über Neubaugebiete mit „Schnitzelhackselheizung“ und trieb die Kontroverse zwischen katholischem Messwein-To-Go und evangelischem Aperolspritz-Gottesdienst auf die Spitze.

Nachdenkliche Töne
Das Schlusswort hatte Edmund Stoiber , der im blau-weißen Hemd mit goldenen Flügeln die himmlische Botschaft verkündete und dabei das Publikum aufforderte, sich die Parteiprogramme genau anzuschauen und bewusst zu wählen, denn: „Populisten sind nicht die Lösung, sie sind das Problem, weil sie spalten wollen.“
Nicht nur diesem Schlusswort galt der begeisterte Applaus der Gäste, sondern den gelungenen Parodien und den mal humorvollen, mal nachdenklichen Tönen im über zweistündigem Programm.


